I´ll make you motherfuckers really fuck your mothers

Der Präsident des Berliner Underground - dazu wurde Gonzales, im schicken schweinchenrosa Anzug, kürzlich auf einer gefaketen Pressekonferenz ernannt. Einziger Mitbewerber war Alec Empire, doch der war gar nicht anwesend, weil er von der ganzen Sache nichts wußte. Zum Dank liefert Gonzales jedenfalls gleich ein neues Album ab.

"The Entertainist", der Titel des neuen Gonzales-Albums, bringt das Schaffen des in Berlin lebenden Kanadiers ziemlich genau auf den Punkt. War "Gonzales Über Alles" noch eher zurückhaltend und fesselte den Hörer mit Ohrwurmmelodien, so geht der Mann es auf seinem neuen Werk deutlich rasanter an. Während man früher beim Zuhören noch entspannt auf der Couch herumlümmeln konnte, wird man jetzt unweigerlich zum festen Kopfnicken animiert. Natürlich kommt diese Veränderung nicht aus heiterem Himmel, sondern war irgendwie schon zu erahnen - wer Gonzales je live erlebt hat, der weiß, wovon hier die Rede ist.

Überlange Konzerte, die gelegentlich auch drei bis vier Stunden dauern können, oftmals in Begleitung von Kitty-Yos eigener Pornoqueen Peaches, die unlängst mit "The Teaches of Peaches" ihr eigenes Album veröffentlicht hat. Zum optischen Aufputz gehören eine dicke fette Goldkette, wie man sie aus all den Gangsta-Rap-Videos kennt, und eine dichte Brustbehaarung, die alle Elvis-Imitatoren dieser Welt alt aussehen läßt. Um nicht ganz nackt auf der Bühne zu stehen, wird noch schnell der billigste Trainingsanzug samt Turnschuhen aus dem Diskontmarkt geholt, und ab geht´s auf die Bühne. Dort werden dann alle Register der Unterhaltungskunst gezogen, wenn Chilly Gonzales seine Ansagen und fiesen Raps abfeuert.

Auf "The Entertainist" macht Gonzales jetzt genau das, was er so gut kann: Er läßt voll den MC raushängen und ist schon verdammt nahe an dem, was man gemeinhin als HipHop bezeichnet. Durchgeknallte Texte, dreckige Beats - man fühlt sich teilweise an das Wordsound- oder Wu-Tang-Clan-Universum erinnnert. Und damit liegt man auch gar nicht so falsch. Kein Wunder, haben doch bei der Produktion unter anderem die Digital-Hardcore-Rabauken Paul FM, Bomb20 und Patric Catani fleißig mitgeholfen; und letzterer veröffentlichte noch vor gar nicht so langer Zeit auf dem Wordsound-Ableger Black Hoodz eine 10".

Wo Gonzales allerdings die Zeit hernimmt, jetzt schon sein zweites Album in diesem Jahr herauszubringen und zwischendurch noch übermäßig intensiv aufzutreten, scheint ein Rätsel zu bleiben. Oder hat er gar irgendwo zu Hause lauter fertige Tracks liegen, und wir können uns schon bald wieder über neues Material freuen?

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