Schas mit Quasteln

Eine Erzählung aus aneinandergereihten Klischees findet ihre formale Vollendung in diesem audiovisuellen Abführmittel.

Die stumme afro-amerikanische "Tänzerin" India (Mia Frye) verdient ihr Geld einerseits mit nächtlichen Auftritten als Mitternachtseinlage in einer New Yorker Disco, andererseits als Bewegungstrainerin im Kindergarten. Sie will aber reich und berühmt werden, und ihr Bruder/Manager Jasper (Garland Whitt) bemüht sich auf peinlich aufschneiderische Art um dieses Anliegen. Die beiden wohnen in Brooklyn in einer aufgelassenen Fabriksküche, wo India immer fleißig übt. Dennoch scheitert ein Vortanzen für eine große Show - trotz ihrer (scheinbar hohen) Begabung - an ihrer Sprachbehinderung.

Ein junger "Wissenschaftler" (Rhodney Eastman) sieht sie eines Nachts zufällig in der Disco und weiß nun plötzlich, wie er sein neuestes Projekt anwenden kann. Er baut einen (irgendwie digital gesteuerten) Klangkäfig, in dem sich India bewegt und der dann Geräusche macht. Mit dieser Attraktion kommt India endlich groß raus. Ende.

Die Geschichte ist so abgedroschen wie ein 200 Jahre alter Webteppich auf der Mülldeponie. Die Charaktere sind derart überzeichnet, daß sie wie Karikaturen auf die Leinwand geklatscht wirken. Der dunkelhäutigen Cinderella haben die Verantwortlichen neben Dauerhundeblick und Tank-Girl-Verkleidung überlange blonde Dreadlocks verpaßt, die sozusagen als formaler "running gag" des Streifens im Kurzzeitspeicher übrigbleiben. Mia Frye mag vielleicht ein gewisses Bewegungstalent haben, der Zuschauer wird jedoch durch die einfältige Kameraführung, den grob fahrlässigen Schnitt und die Überprägnanz der durch die Luft sausenden Wutzellocken konsequent daran gehindert, ihr beim Tanzen zuzusehen.

Ihr Leinwand-Bruder Jasper scheint den ganzen Film lang "Ich hab was Besseres verdient" sagen zu wollen. Immer ein wenig zornig, bewegt er sich durch den Film wie ein Volksschüler, der zu viel Gangsta-Rap-Videos geschaut hat. Ein kleines Aufatmen gibt es während der Auftritte von Thierry Ashanti als Arbeitskollege und Förderer Bruno. Der spielt seine Rolle bescheiden und intellegent, spricht die Dialoge unverkrampft und sympathisch.

Das schlimmste ist jedoch die Darstellung des jungen Wissenschaftlers. Ein jugendlicher Computer-Nerd, ständig unrasiert und mit brennenden Augen, der seinen aufgesetzten Hang zum Workaholismus fast wie im Zirkus vorgaukelt: "Meine Damen und Herren, hier ist er: DER GROSSE GENIALE ...". Das paßt aber genau zu seiner Erfindung. Der angeblich so geniale junge Mann tüftelt fieberhaft an einer Maschine, die Geräusche macht, wenn man sich bewegt. Hahaha, es darf gelacht werden.

Letztendlich steht unser Dreadlock-Pin-up ganzkörperlich verkabelt zwischen ein paar halbtransparenten Sensorwänden und bewegt sich und ist selber ganz bewegt, weil es sich - endlich - durch Laute mitteilen kann. Volkshochschulkurs "Moderner Ausdruckstanz" trifft Hobbythek "Wir basteln eine Klangmaschine" - eigentlich möchte man wegschauen bei so viel aufgestapelter Peinlichkeit. Besser ist natürlich, gar nicht erst hinzugehen.

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Discofummel über schwarzen Muskeln, fliegende Dreadlocks und Wonderbras - dem neuesten Verbrechen aus dem Hause Besson ist kein Klischee zu blöd.