Drecks-Raserei

Acclaim beglückt die internationale Spielergemeinde einmal mehr mit einem Racing Game aus der bisher unterentwickelten Nische des Supercross. War das wirklich notwendig?

Der eigentliche Anziehungspunkt von "Jeremy McGrath Supercross 2000" ist sicherlich der Name im Titel. Der Mann dürfte wohl jedem, der sich auch nur ein wenig für diese Sportart interessiert, ein Begriff sein, denn schließlich war er ja elffacher Supercross-Champion und sogar zweimal Weltmeister. Doch es sind auch noch andere Klassefahrer am Start - darunter Travis Pastrana (Freestyle-Sieger ´97 und ´98) und Sebastien Tortelli (Europameister ´96 und Welmeister ´98). Doch das alles macht noch kein gutes Game aus.

Bei diesem sehr Arcade-orientierten Rennspiel tragen die Motorräder keinerlei Schäden davon, selbst dann nicht, wenn man sie mit Höchstgeschwindigkeit gegen die Bande fährt. Auch die Kurvenlage ist etwas, wovon ein echter Motorradfahrer nicht einmal zu träumen wagt - die Bikes haben einen Kurvenradius, der jeden Regenwurm vor Neid erblassen ließe. Und die Beschleunigung ist eine Sache, die man nur mit folgendem Vergleich erklären kann: Ein Ferrari ist eine Schnecke gegen die 125- und 250-ccm-Maschinen.

Dies mag für einen Simulationsliebhaber schon Grund genug sein, "Jeremy McGrath Supercross 2000" den Laufpaß zu geben; jemand, der leichte und nicht allzu ernstzunehmende Games bevorzugt, fühlt sich dadurch aber möglicherweise zum Kauf angelockt. Solche Spieler werden sich auch nicht daran stören, daß die Bremsen eigentlich nur zur Dekoration dienen. Sobald man den Dreh herausgefunden hat, wie man mühelos um die Kurven kommt (einfach vom Gas gehen), kommen sie überhaupt nicht mehr zum Einsatz, da man so auch die schwierigste Strecke bewältigen kann, ohne großartig gefordert zu werden.

Graphisch weist das Game keinerlei Fehler auf - außer dem, daß man selbst durch Löcher in der Begrenzung nicht von der Strecke abweichen kann. Leider ist es trotzdem nicht besonders schön anzuschauen, weil alles einen recht lieblosen und vor allem schwammigen Eindruck hinterläßt. Die Sound-Effekte können sich jedoch hören lassen: Das typische Surren einer 250er, die langgezogenen Ansagen des Sprechers und das Geräusch von aufgewühltem Schlamm und Dreck kommen wirklich sehr gut rüber. Eindeutiges Highlight des Spiels ist jedoch das Intro, das mit einem Lied der zur Zeit wahrscheinlich besten Kommerz-Punkband am Markt unterlegt ist (Offspring).

Doch ein Song allein lohnt noch lange nicht die Anschaffung dieses ziemlich unnötigen Playstation-Games - vor allem in Anbetracht der Tatsache, daß die neue Offspring-CD um einiges biller zu haben ist.

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