Ein richtig kranker Ficker

Ein Schriftsteller mit extremem Sozialdefizit tötet Frauen, um sie in Schaufensterpuppen zu verwandeln: Der abstruse Fetisch-Splatter-Film "The Shackle" hat sich den Kultstatus wahrlich verdient.

Eines sei gleich vorweg gesagt: Wenn der Film, auf den Sie seit Jahren am sehnlichsten warten, auf den Titel "Forrest Gump 2" hört, dann gilt das im folgenden zu Lesende wahrscheinlich nicht für Sie. Wenn sie aber am liebsten halbverrottete Schweinepimmel an die Leinwand des nächstgelegenen Cineplexx schleudern würden, sobald Gwyneth Paltrow das nächste Mal von dort herunterfeixt, liegen Sie richtig. Also weiter im Text.

Der Schriftsteller Joon-Chul ist ein vereinsamter Nerd, der weder eine Frau findet noch ein Thema, das seinen Verleger überzeugen könnte. Zu Hause hat er haufenweise Schaufensterpuppen stehen, mit denen er in aller Ruhe seine außerweltlichen Fetisch-Rituale abziehen kann - Freunde hat er nämlich auch keine, weshalb er sich der Ungestörtheit in seinen vier Wänden sicher sein kann. Natürlich hapert es an Joon-Chuls Realitätswahrnehmung; wer nur seine eigene Phantasiewelt kennt, hält diese bekanntlich irgendwann für normal und üblich.

Neben den widerspruchslosen Puppen gibt es aber auch einen fleischlichen Anziehungspunkt im armseligen Leben des Autors: Seine schöne Nachbarin Sul Hee (Ryu Mi Oh), die - glücklich verheiratet - ein normales Leben führt. Freilich startet Joon-Chul keinen direkten Annäherungsversuch; dennoch ist er sicher, daß die Frau ihn liebt. Vorerst aber nimmt er mit wildfremden Frauen vorlieb, die seinen brutalen, bizarren Sexphantasien zum Opfer fallen. Der daraus entstehende Wirbel - immerhin handelt es sich um Serienmorde - bringt Joon-Chuls Verleger auf die Idee, ihn auf die Story anzusetzen. Na, da hat er sich aber den Richtigen ausgesucht. Yoon-Chul verschleppt seine Nachbarin in seine finstere Fetish-Bude und gesteht ihr seine Liebe. Die lehnt das natürlich angewidert ab. Also muß sie dran glauben...

"The Shackle" geriet in seinem Heimatland Südkorea zum heftig umstrittenen Skandalfilm, der wochenlang die Charts anführte. Der Film wurde in die meisten asiatischen Länder verkauft - und auch nach Neuseeland und Australien, wo er trotz der geringen Zahl von nur 30 Kopien zum Kassenschlager avancierte - hinter "Big Momma’s House", "Scary Movie" und "Pokémon" reihte er sich an den vierten Platz der Kinocharts.

Das Faszinierende an diesem Film ist, daß er das Perverse und Geile mit abstoßender Brutalität paart - und daß dies im Umkreis des fernöstlich-asiatischen Selbstverständnisses passiert, was für den Europäer noch einmal eine gehörige Brise Fremdartigkeit hinzufügt. Hauptdarstellerin Ryu Mi Oh ist übrigens im asiatischen Raum ein gefragter Porno- und Fetisch-Star; Bilder von ihr finden sich auf zahlreichen einschlägigen Asia-Websites. In "The Shackle" bekommt man jedenfalls etwas zu sehen, das man in Hollywood nicht kennt. Bitte mehr davon.

Achtung: Dieser Film läuft nur in den Wiener Kinos UCI Lasallestraße und Top im Rahmen der Reihe "Asia in Motion".

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