Beelzebub steckt in der Autouhr

Schon wieder einen Exorzistenfilm hat Star-Kameramann Janusz Kaminski mit "Lost Souls" inszeniert. Sein Landsmann im Vatikan könnte Gefallen daran finden; alle anderen werden sich belustigt an den Kopf greifen.

Es beginnt wirklich packend: Da haben wir eine Winona Ryder als Maya, gar nicht mehr rehäugig, sondern als abgelebte Kettenraucherin mit stumpfen Haaren und dunklen Ringen unter den Augen, die mit einem alten Pfaffen (John Hurt) und dessen Lakaien (Elias Koteas als Pater Townshend) in eine Anstalt für abnorme Rechtsbrecher einmarschiert, um eine Dämonenaustreibung vorzunehmen. Ziel des Unterfangens ist ein irrer Frauenmörder. In einer ziemlich gruseligen Exorzismussequenz verliert der alte Pater seinen Verstand, der Killer aber nicht seinen Teufel. Und Maya muß auf der Anstaltstoilette eine Special-Effects-Szene über sich ergehen lassen, die auch dem abgebrühten Splatterfan das Gruseln lernen kann.

Das ist aber schon alles, was der vielfach ausgezeichnete Kameramann Janusz Kaminski in seinem Regiedebüt zu bieten hat. Der Rest ist, um es kurz zu halten, zu vergessen.

Der irre Frauenmörder überläßt Maya nämlich ein paar mit Zahlen vollgekritzelte Schmierzettel. Maya, die einst selbst besessen war und erfolgreich exorziert wurde, entlockt dem Geschmiere ohne große Mühe den Namen Kelson - und den dazugehörigen Menschen hat sie dann auch schnell gefunden. Es handelt sich um den Schriftsteller Peter Kelson (Ben Chaplin), dessen Erfolg darauf basiert, daß er konsequent die Existenz des "Bösen" verneint und Teufelsbesessenheit als hysterisches Psychophänomen belächelt. Kelson hat seinen Glauben verloren, weil seine Eltern bei einem Autounfall getötet wurden - obwohl ihn sein Onkel, der Geistliche Father James (Philip Baker Hall), in einem sehr religiösen Umfeld aufzogen hat. Tatsächlich wird Kelson aber an seinem 33. Geburtstag vom Satan persönlich in Besitz genommen, um im Anschluß die Schreckensherrschaft auf Erden zu errichten. Kelson ist nämlich ein Inzucht-Bankert und nur aus diesem Grund auf der Welt. Können Maya und John ihm helfen, aus den Klauen des Gehörnten zu entrinnen?

"Lost Souls" wird mit jeder Minute seiner Laufzeit blöder, bis er sich mit dem Showdown endgültig die Narrenhaube aufsetzt. Zwar sind die Schauspieler wirklich gut, und auch die Atmosphäre ist mehr als gelungen (hier ist der Kameramann Kaminski eben trittfest), aber das ist auch schon alles. Elias Koteas war besser, als er in "Crash" Schwänze gelutscht hat, bleibt aber ein Highlight - genauso wie die Australierin Sarah Wynter als Satanshure, die sich als Kelsons Luxusgeliebte ausgibt. Auch Winona Ryder gibt ihr Bestes. Aber das kindische, lückenhafte und bibelfeste Drehbuch ist einfach nicht zu retten.

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Oben: Wer vom Teufel besessen ist, kann problemlos im Gegenlicht über dem Bett schweben - das hat schließlich schon Linda Blair in "Der Exorzist" vorgemacht. Mitte: Da wird sich der Papst aber freuen: Der Satan darf nicht die Weltherrschaft antreten, sondern wird von einem braven Pfaffen ausgetrieben. Unten: Um Gottes willen, was ist bloß mit meiner Hand los?