Biotech Rules!

Daß der Argument-Verlag in Sachen anspruchsvoller SF die Nase vorn hat, ist ja nichts Neues. Doch was er uns nun mit seinem "Opal" auf dem Silbertablett serviert, überrascht trotzdem. So "schön" kann die Zukunft sein.

Mit ihrem Cyberpunk-Roman "When the Music´s over" hat uns Myra Çakan letztes Jahr bewiesen, daß die deutsche Science-Fiction-Szene alles andere als tot ist und es Autoren gibt, die den Vergleich mit ihren internationalen Kollegen keineswegs zu scheuen brauchen. Daß es sich dabei um keinen Einzelfall handelte, beweist nun Marcus Hammerschmitt mit "Der Opal".

Zur Handlung: Die Hobbysöldnerin Latil soll einen Job im legendären Opal-System erledigen. Da sie mehr als abgebrannt ist, dringend neue Bioware für ihren Körper braucht und sowieso hie und da ganz gern als Auftragskiller arbeitet, kommt ihr die ungewöhnliche Mission höchst gelegen. Nicht nur, daß Latil die Chance erhält, sich finanziell zu sanieren; sie bekommt außerdem Gelegenheit, den legendären Opal mit seinen einsiedlerischen und selbstgefälligen Bewohnern einmal ganz aus der Nähe zu begutachten. Wenn die New-Age-Barbarella jedoch gewußt hätte, was sie auf dem exzentrischen Planeten erwartet, wäre sie lieber arm geblieben oder hätte ihren restlichen Körper verkauft. Zu allem Übel verliebt sich auch noch ihr organisches Raumschiff in sie - und plötzlich hat die gentechnisch upgedatete Amazone mehr Probleme, als ihr lieb ist.

Marcus Hammerschmitts Roman ist visionäre SciFi par excellence. Fernab von Cyberpunk und Space Opera versteht es der deutsche Autor, seine Dark-Future-Phantasien in ein anspruchsvolles Storygerüst zu kleiden und mit allerlei verrückt futuristischen Ideen zu würzen. "Der Opal" ist alles andere als leichte Kost, denn das Abenteuer der Renegatin wider Willen, die sich nicht nur gegen das System an sich, sondern auch gegen die im Opal herrschenden Machtstrukturen auflehnt, nimmt die Aufmerksamkeit des Lesers vollkommen in Anspruch.

Genauso organisch wie die Raumschiffe und die Kreaturen seiner Galaxien präsentiert sich auch der Roman selbst: dichtest gewobener Wahnsinn, der sich einem bei der Lektüre dieses außergewöhnlichen SF-Thrillers Stück für Stück erschließt. Definitiv kein Werk für zwischendurch!

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Über den Autor:
Marcus Hammerschmitt, Jahrgang 1967, studierte Germanistik und Philosophie und ist Autor zahlreicher Erzählungen, Kurzromane und Hörspiele. Seine stilistische Bandbreite ist beeindruckend; seine Leserschaft begeistert er durch seinen Ideenreichtum, seinen gesellschaftlichen Weitblick und seine außergewöhnlichen Charaktere. "Der Opal" ist sein bisher umfangreichstes Buch.