Ein Puccini-Fest

Sir Colin Davis ist ein gleichermaßen grandioser wie unerschätzter Dirigent. In dieser Produktion des Puccini-Krimis von der Engelsburg zeigt er alle seine Qualitäten und führt mit einem illustren Sängerensemble durch drei spannende Akte. Die Produktion beweist leider auch, wie schlecht es derzeit um charismatische Sänger bestellt ist.

"Tosca" ist eine der häufigst gespielten Opern von Giacomo Puccini und endet im Opernalltag meistens als durchschnittliches Bühnenwerk, bei dem unbegabte Dirigenten und zweitklassige Sänger aufeinandertreffen. Kaum jemand hat es bisher geschafft, diese Dreiecksgeschichte aus Rom wie ehrliches, spannendes Theater klingen zu lassen. Neben Herbert von Karajan kann man nur wenigen Dirigenten dieses Kompliment machen; Sir Colin Davis ist einer davon.

Diese Gesamtaufnahme wurde im Jahre 1976 eingespielt (das sieht man auch an den Photos des Beiheftes) - und man kann guten Gewissens behaupten, daß sie nichts an Frische eingebüßt hat. Ein jugendlicher José Carreras und seine Mentorin/Förderin Montserrat Caballé bilden gemeinsam mit dem einigermaßen dämonisch wirkenden Ingvar Wixell ein unübertreffbares Bühnenensemble. Carreras besticht mit jugendlicher Frische, und Caballé ist eine grandiose Primadonna. Wixell zeichnet sich als hervorragender Scarpia aus, könnte jedoch noch etwas bösartiger klingen.

Der britische Maestro Sir Colin Davis betreibt mit dem Ensemble der Londoner Covent Garden Klangmalerei pur. Seine Interpretation klingt einmal fast ungewohnt aggressiv, dann wieder lyrisch und romantisch - besser kann man es sich nicht wünschen. Davis nützt alle Effekte von Puccinis Partitur, ohne jemals plakativ oder oberflächlich zu werden. Und durch die aufpolierte Klangtechnik hat die Aufnahme noch an Transparenz und Räumlichkeit gewonnen.

Das 50-Jahr-Jubliäum der Plattenfirma sollte genützt werden, derart grandiose Aufnahmen zu einem günstigen Preis (Midprice) erwerben zu können. Viel bessere CDs als diese wird man wohl kaum bekommen können...

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