Mission Impossible

Mit "Jetfighter IV" steht ein neuer Vertreter der Easy-to-learn-Flightsims vor der Tür. Vereinfachte Kontrollen und der fast gänzliche Verzicht auf realistische Physik sollen das Game auch für Einsteiger erfolgreich machen. Leider ist das Experiment gelungen.

Es soll ja tatsächlich Leute geben, die sich nicht durch 600 Seiten starke Handbücher für einen Flugsimulator kämpfen wollen. Obwohl man Exemplare dieser seltsamen Gattung von PC-Spielern kaum jemals trifft, existieren sie anscheinend tatsächlich - sonst hätte das Einsteigerspiel "Jetfighter" nicht bereits vier Teile.

Dummerweise holte man für "Jetfighter IV" alte Feinde (diese miesen Russen und Chinesen!) wieder aus dem Regal, statt sich an aktuellere Geschehnisse zu halten. Man hat´s aber auch nicht leicht als Hersteller eines Kampfflugsimulators: Bastelt man Missionen, in denen man Bombenteppiche über jugoslawischem Gebiet abwirft, wird man sofort als Kriegsverherrlicher dargestellt. Bietet man ein extravagantes Szenario (Nordnorwegen und Lettland prügeln sich um die letzten Ölvorkommen), dann fehlt wieder der Realismus. Baut man hingegen - wie hier - auf bewährte Feinde (Russen, Chinesen, Koreaner) wird man als ultrakonservativer Hardliner dargestellt, an dem die Entwicklung der letzten 15 Jahre spurlos vorübergegangen ist. Vielleicht sollten sich die ewigen Stänkerer einmal überlegen, was sie wirklich wollen.

Wie dem auch sei, die chinesisch-russisch-koreanische Allianz ist in Nordkalifornien gelandet - und nach einer kurzen Installation darf man auch schon gegen sie in den Krieg ziehen. Aber was ist das? Die Texturen sehen aus wie vor drei Jahren, und das ganze Game ist graphisch auf unterstem Niveau? Das war doch auf den Screenshots viel schöner! Ah ja. Nachdem man soeben knapp 600 MB auf seiner HD installiert hat, fällt der Blick auf die zweite CD, beschriftet mit "High Resolution Scenery". Um das Game in seiner ganzen Pracht zu sehen, müssen nur noch weitere 900 MB freigeschaufelt werden. Grummel, grummel.

Jetzt kann´s endlich losgehen. Man hüpft in seinen Jet (entweder F-14, F18/A oder F-22) und darf ein paar Russen wegpusten. Schon in den ersten Missionen wird klar, daß sich die Designer wohl an die Macher von Teenie-Soaps gewandt haben, um die Hintergründe für die Missionen zu erstellen. So bekommt man z. B. erklärt, daß die Russen mittels einer gigantischen Weltallwolke sämtliche Satelliten zerstört und die Koreaner durch gezielten Truppeneinsatz unter Zuhilfenahme des Internet die normale Kommunikation unter ihre Kontrolle gebracht haben. Ach so.

Nun aber zum Spiel: Die Graphik sieht zwar recht niedlich aus, rechtfertigt aber AUF KEINEN FALL 1,5 Gigabyte auf der Festplatte - und wenn ganz Nordkalifornien hundertmal aufgrund realer Satellitenkarten erstellt wurde. Es ist sicherlich recht lustig, die Golden Gate Bridge in die Luft zu jagen, aber selbst bei solchen Wahrzeichen ist die Graphik nicht detailliert genug, um derart viel Platz in Anspruch zu nehmen.

Ein weiteres Problem von "Jetfighter IV: Fortress America" ist der Sound. Der Jet klingt, als hätte er er einen Rasenmähermotor; die Explosionen hören sich bestenfalls wie Schweizer Kracher (und garantiert nicht wie 1000-Kilo-Bomben) an. Noch dazu ist der interne Funk derartig leise, daß er selbst bei Maximallautstärke kaum wahrzunehmen ist - liegt wohl an den Machenschaften der Koreaner...

Wirklich traurig wird das Spiel aber erst beim Gameplay: Egal, welchen Jet man fliegt, es besteht überhaupt kein Unterschied zwischen den einzelnen Modellen. Daß die "Jetfighter"-Serie nicht unbedingt mit Realitätsnähe aufwarten kann, war ja klar, aber hier ist man doch einen Schritt zu weit gegangen. Die beste Chance, eine feindliche Rakete zu entdecken, hat man immer noch, wenn man sie mit bloßem Auge am Himmel sucht - da die F-14 beim Probespielen aus irgendeinem Grund keine Radarerkennung hat. In dieser Tonart geht es fast das ganze Game hindurch weiter. Bomben löst man auf gut Glück aus, da es keine funktionsfähige Anzeige für die tatsächliche Chance auf einen Treffer gibt. Und das High-Tech-Zielsystem Lantirn funktioniert offensichtlich auch nur, wann es will.

"Jetfighter IV: Fortress America" hätte ein echt cooles Game werden können, wenn man bei Mission Studios noch gute sechs Monate Entwicklungszeit draufgelegt hätte. So allerdings wurde aus dem Flugsimulator ein ziemlich dürftiges Action-Spiel, das nicht einmal für Kampfjet-Fetischisten attraktiv ist. Wer eine einfache Flugsimulation sucht, die mit viel Action daherkommt, ist bei "Crimson Skies" viel, viel besser aufgehoben.

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