Helle und dunkle Dunkelheit

Glücklicherweise hat sich mit Virgin eine Plattenfirma bereiterklärt, das zweite Album der fünf Melancholiker aus Parklands/Südafrika übers Mittelmeer zu tragen und ein wenig anzupreisen. Selten so eine Untertreibung in einem Promotext gelesen - dieses Album ist sehr, sehr groß!

An gleicher Stelle hat der Autor dieser Zeilen vor einigen Monaten das Debütalbum der Band besprochen - und war, wie man heute nachlesen kann, schwer begeistert. Die Trademarks dieses Werkes haben Fetish auf "So Many Prophets" erhalten; was die jetzt veröffentlichte CD nochmals hervorhebt, ist die größere atmosphärische Dichte der zwölf Tracks. Die hierzulande eher unbekannten Produzenten O´Shea und Tuck haben die Band zum Status einer Rockband geführt und gleichzeitig den Bristol-Sound von Portishead oder Massive Attack wie einen Kokon über die Harmonien gelegt. Die Mischung ergibt Dynamik - und das in einem solchen Ausmaß, daß es auch dem Album keineswegs schadet, hierzulande erst zwei Jahre nach der Produktion veröffentlicht zu werden. In keiner Sekunde wirkt das Songmaterial altbacken oder langweilig; selbst einen "Füller", wie es ihn auf dem Debütalbum gab, sucht man hier vergeblich.

Man hört den Musikern an, daß sie vor der Produktion dieses Longplayers mit den Smashing Pumpkins auf Afrika-Tournee waren und auch einige Auftritte im Vorprogramm von Skunk Anansie absolviert haben. Wer beispielsweise die Dynamik und Dramatik des Openers des letzten Skunk-Anansie-Albums liebt (die Rede ist vom großartigen "Charlie Big Potatoe"), der kann sich das Fetish-Album "blind" kaufen. Ganz so krachig wie die eben genannten Bands agieren sie nicht, das würde auch nicht zur kristallenen Stimme von Sängerin Michelle Breeze passen; trotzdem hat ihre Musik eine subtile Härte. Elegische, fast sonnambule Passagen werden elegant mit Rhythmen und Gitarrenarbeit kontrastiert. Einer der Höhepunkte dieses Wechselspiels ist dabei der neu eingespielte Track "awkward", der schon das Highlight des ersten Albums markierte (da hieß der Song allerdings noch "blue blanket"). Ebenfalls einer Single-Auskopplung würdig ist der Opener "If" - wenn man diesen Song mag, wird man das ganze Album lieben.

"So Many Prophets" von Fetish ist ein derartig starkes Album, daß man nur wünschen kann, die Freunde elaborierter moderner Musik würden diese Band entdecken. Zwischen TripRock, Postrock und einer gotischen Ästhetik hat die Band nie ihr Gefühl für real existierende Songs und Melodien verloren. Die Technik, die sie einsetzt, dient nicht als Statussymbol, sondern nur als harmonisierendes Element. Bleibt zu hoffen, daß Virgin dafür sorgt, daß das Album auch in ganz Österreich und Deutschland leicht zu bekommen sein wird. Sollten Sie dennoch Schwierigkeiten haben, es zu kriegen, dann können Sie "So many prophets" bei Libro, Amazon oder BOL mühelos bestellen.

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