Eine zweite Chance

Kaum veröffentlicht, hat "Die Sims" bereits Kultstatus, Millionen Fans und fast genauso viele dem Spiel gewidmete Websites. Der Grund: Diesmal wird nicht der Krieg über England, die Wallstreet oder irgendeine gigantomanische Städteplanung simuliert, sondern das wahre Leben.

Einer der bedeutendsten Vorteile, die der Computer der Menschheit brachte, war die Simulation. Endlich konnte man Ideen, Visionen oder vergangene Geschehnisse nachspielen, ohne das eigene Leben oder die finanzielle Liquidität in Gefahr zu bringen. Und was es nicht alles zu simulieren gab: Krieg, Sex, Geldvermehrung und sogar die Evolution. Das Softwarehaus Maxis, u. a. auch für den Klassiker "SimCity" verantwortlich, hat dem bunten Treiben jetzt die Krone aufgesetzt. In dem schlicht "Die Sims" betitelten Spiel bastelt man am Sozialleben des Menschen von nebenan.

Graphisch sieht die Angelegenheit anfangs eher schlicht aus, vor allem die Polygon-Charaktere. Aber läßt man sie einen Moment in Ruhe, bekommt man einen Vorgeschmack auf das, was einen erwartet: Die kleinen Gestalten beginnen zur Musik aus dem Radio zu tanzen, starren gebannt auf den laufenden Fernseher oder beginnen sich zu unterhalten - alles mit unglaublich realistischen Animationen und Geräuschen. Das Spielziel bei "Die Sims" ist simpel: Halte deinen Charakter zu Lebzeiten glücklich. Das geschieht, indem man sein Alter ego den individuellen Fähigkeiten und Persönlichkeitszügen entsprechend leben läßt. Man sucht ihm/ihr einen Job (schließlich muß Geld ins Haus), nimmt gesellschaftlchen Kontakt mit den Nachbarn auf, baut ein Häuschen, kauft Einrichtungsgegenstände und gründet eine Familie (auf der Homepage von Maxis und vielen Fan-Seiten können übrigens Unmengen neuer Charaktere, Häuser ? z. B. der "Big Brother"-Container -, Gegenstände etc. runtergeladen werden). All das wird übrigens mit einem famos einfachen Interface und Hilfesystem gesteuert.

Was so zusammengefaßt eher mäßig aufregend klingt, gewinnt seinen Suchtfaktor aus dem Detail. Da wäre etwa die Entwicklung der Beziehungen zu anderen Personen: Trifft man sie zum ersten Mal, so ist die Kommunikation auf ein einfaches Begrüßen und Vorstellen beschränkt. Im Laufe der Zeit werden die Möglichkeiten immer breiter, und am Ende, abhängig von der zwischenmenschlichen Chemie, zu Freundschaft, Liebe oder tiefster Abneigung - wie z. B. im Falle des Ehemanns der netten Dame von nebenan, der man ein wenig zu nahe gekommen ist. Der Platz reicht nicht aus, um auch nur annähernd die Vielfalt der Einzelheiten und Möglichkeiten von "Die Sims" zu beschreiben. Nur soviel: Endlich kann man das Rad der Zeit zurückdrehen und der verdammten Ex von vor ein paar Jahren zeigen, was es heißt, im Regen stehengelassen zu werden...

Ein phantastisches Spiel, das - trotz einiger kleiner Fehler - mit einer Menge Ironie und Spaß eine neue Dimension der Computerspiele begründet; vor allem, wenn Maxis wirklich all die versprochenen Zusätze liefert.

Zur Zeit liegen noch keine Kommentare vor.