Stillstand, Rückfall - und doch wieder gesiegt!

Im letzten Jahr hatten wir die totale Sonnenfinsternis, und auf einigen der großen Freiluft-Zelebrationen dieses Ereignisses lief die Single "Sleeping Sun" der finnischen Opern-Metaller von Nightwish. In Deutschland und Österreich avancierte die Band zum Newcomer des letzten Jahres, zumindest in Hard-bis-heftig-Kreisen. Nun versucht sie mit "Wishmaster" den Erfolg des letztjährigen Albums zu wiederholen.

Wiederholen ist ein gutes Stichwort, entwickelt sich doch bereits der erste Durchlauf von "Wishmaster" zu einem Dejà-vu-Erlebnis für alle, die das mit Hits gespickte 99er-Opus "Oceanborn" zu schätzen wußten. Die Finnen um die 22jährige Ausnahmesängerin Tarja Turunen, die in Savonlinna klassischen Operngesang studiert hat, bis Nightwish zum Dauerbrenner in den finnischen Top Ten wurden, haben erneut filigranen Melodic Metal der Marke Stratovarius oder Iron Maiden mit mittelalterlichen Elementen sowie den unverzichtbaren Streichern kombiniert. Das allein gibt noch keinen Grund zur Klage; allerdings gleicht ein Großteil des neuen Materials den Erfolgssongs von "Oceanborn" - und zwar so stark, daß man sich spätestens bei der vierten Nummer langweilt.

Tarjas Gesang ist auf dem neuen Album noch operettenhafter, etwas weniger wäre hier sicherlich mehr gewesen. Geradezu peinlich wird ihre ohnehin schon durchgängig klischeebehaftete Vokalarbeit bei den (das muß man zu ihrer Entschuldigung erwähnen) nicht von ihr komponierten Medieval-Passagen, wo sie im Stile von Rittersagen Schlachtrufe und magische Formeln phrasiert. Nichtsdestotrotz ist Tarja eine sehr gute Sängerin, der man selbst im Paralleluniversum der Opernhäuser einiges zutrauen darf, und ihren Status als Ausnahmeerscheinung im Metal-Sektor behält sie sowieso. Zumal es Nightwish auf "Wishmaster" am Ende doch noch gelingt, den kritischen Hörer zu überwältigen. "Deep Silent Complete", leider erst Song Nummer neun, hat Hitqualitäten, wie so viele Songs auf dem Vorgängeralbum, und ist dennoch innovativ, zumindest für dieses Genre. Bis zum Ende (zwei weitere Lieder folgen noch) können die Finnen das hohe Niveau halten; doch ein gutes Viertel macht noch kein zufriedenstellendes Album aus.

Für Freunde sehr traditionellen Metals und heroischen Gesangs ist Nightwishs "Wishmaster" ein guter Tip, ebenso verhält es sich für Fans des Durchstarter-Longplayers "Oceanborn", dessen Erfolgsrezept die Band aus Helsinki erneut angewendet hat. Will man jedoch die Band kennenlernen, sollte man auf ihren 2000er-Output verzichten und lieber besagtes Vorgängeralbum checken.

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