Zurück in die Zukunft

Nach über drei Jahren Produktion und einem riesigem Hype, seit der Name "Daikatana" zum ersten Mal zu hören war, ist das Game vor kurzem endlich fertig geworden. Vielleicht hätten es ein paar Jahre mehr zu dem gemacht, was die Verpackung verspricht.

John Romero ist eine der faszinierendsten Persönlichkeiten des Computerspiel-Busineß. Optisch würde man ihn wahrscheinlich eher für einen skandinavischen Metal-Sänger als für einen Programmierer halten, dennoch weiß er durch seine Fähigkeiten Aufsehen zu erregen. Am meisten regt er aber immer noch durch sein großes Ego auf. 1989 lernte er die Brüder Carmack kennen, mit denen er zusammen bei der Firma id Software die ersten richtigen 3D-Shooter wie "Wolfenstein 3D", "Doom" oder "Quake" entwickelte. 1996 gründete er seine eigene Firma, Ion Storm, um an neuen Konzepten zu feilen.

Sein erstes Projekt, "Daikatana", sorgt bereits seit Jahren für Wirbel. Zuerst sollte es auf der "Quake"-Engine basieren, als id Software 1997 aber "Quake 2" vorstellte, entschloß sich Romero, kurzerhand auf diese umzusteigen. Laut eigener Aussage war er überrascht, mit welchem Arbeitsaufwand dieser Wechsel verbunden war. Nachdem das Projekt bereits Millionen verschlungen hat und viele Designerstellen neu besetzt werden mußten, ist die angeblich teuerste Produktion der Spielegeschichte nach über drei Jahren Entwicklungszeit endlich fertig geworden.

Die Geschichte beginnt im Jahr 2455. Der Kampfsportlehrer Hiro Miyamoto bekommt Besuch von einem rätselhaften Fremden namens Toshiro, der ihm von einem mystischen, lange verschollenen und kürzlich wieder entdeckten Schwert, genannt Daikatana, erzählt. Dieses wurde von Kage Mishima, einem Nachfahren des Diktators Osaka, gestohlen und benutzt, um damit in die Vergangenheit zu reisen, wo er die Geschichte so umschrieb, daß er zum mächtigsten Mann des Landes wurde. Toshiros Tochter, Mikiko, hat sich bereits auf den Weg gemacht, das Schwert zurückzuholen, ist aber verschwunden. Nun soll Hiro Mikiko aus den Fängen des bösen Mishima befreien sowie mit dem Daikatana den Lauf der Geschichte korrigieren.

Das Spiel ist in vier verschiedene Episoden unterteilt. Der erste Teil findet im Japan des Jahres 2455 statt, der zweite im antiken Griechenland, der dritte in Norwegen des 6. Jahrhunderts. Letzte Station ist schließlich San Francisco im Jahr 2030. Jede Episode hat eine eigene kleine Hintergrundhandlung, der man folgen muß, um ans Ziel zu kommen.

Die erste Episode beginnt in einem Sumpf nahe der Mishima-Festung. Dort wird man von mechanischen Fröschen, Krokodilen und Insekten attackiert, wobei aufgrund der übertriebenen Dunkelheit der Umgebung die größte Schwierigkeit darin besteht, diese zu erkennen. Nachdem man durch langweilig designte Außenlevels marschiert ist, die sehr an Epics "Unreal" erinnern, kommt man schließlich in die Festung von Mishima. Auch dort kann das Design der Umgebung nicht so recht überzeugen, genau wie die Gegner, die aus großen Robotern und Wachen bestehen. In der deutschen Version des Spiels sind übrigens - wieder einmal - sämtliche menschliche Gegner zu Cyborgs umgewandelt worden.

Während des Spiels sollte man von zwei Begleitern unterstützt werden: Superfly Johnson, einem abtrünnigen Sicherheitsoffizier, der optisch sehr an Teal‘c aus "Stargate" erinnert, sowie Toshiros Tochter Mikiko, einer Xena-artigen Amazone. Beide werden vom Computer gesteuert und sollten sich theoretisch selbst gegen Angreifer wehren und Hiro folgen können. Praktisch ist die künstliche Intelligenz der zwei aber so schlecht geworden, daß man gut aufpassen muß, damit sich die zwei nicht selbst eliminieren - denn falls einer stirbt, ist das Spiel verloren.

Trotz langjähriger Produktion wirkt "Daikatana" nicht wirklich ausgereift. Angefangen bei der Grafik, die im Vergleich zu aktuellen 3D-Shootern wie "Quake 3 Arena" oder "Unreal Tournament" einfach veraltet wirkt, bis zur mißlungenen künstlichen Intelligenz von Gegnern und Begleitern kann das Spiel mit den aktuellen Produkten der Konkurrenz nicht mithalten. Wenigstens der Mehrspieler-Modus ist gut gelungen; dort hat man unter anderem die Möglichkeit, statt den zwei Begleitern mit künstlicher Intelligenz zwei menschliche Mitspieler einzusetzen. Im großen und ganzen ist "Daikatana" eigentlich nur für Fans des 3D-Shooter-Genres empfehlenswert, die alle anderen Spiele schon durch haben. Alle anderen sollten lieber bei der Konkurrenz zugreifen.

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