Kosmischer Philo-Trash für Fortgeschrittene

Zeigt sich A. Winterers beliebter Draufgänger Scott Bradley mitunter recht gern von seiner schlagkräftigen Seite, so läßt die Hauptfigur des Print-Spinoffs Cosmo Pollite - seines Zeichens philosophisch gebildeter Weltraumfahrer - differenzierte Sichtweisen komplexer Zusammenhänge nicht vermissen. Bloß, kennen tut sie keiner...

Winterer strickte für seinen neuesten SF-Trash-Wahnsinn "Cosmo Pollite – Wodka, Warp und Weltraumwummern" eine recht ungewöhnliche Exposition: Den Helden gibt´s in den unendlichen Weiten das Alls gleich zweimal. Zumindest dem Namen nach. Und haargenau das ist auch des weitgereisten Philosophen Problem: Als Kosmenbummler und -bürger, der er nun einmal ist, veröffentlicht er nämlich dann und wann so manch grandiose textgewordene Säule des Denkens - den "Dissens der Entschleunigung" beispielsweise -; aber was nützt Cosmo das schon, wenn er ununterbrochen mit seinem Namensvetter, der noch dazu im gleichen Teich fischt, verwechselt wird. ("Trotzdem schön, einen Fan getroffen zu haben. Muß ja nicht immer der eigene sein...")

Cosmo mal zwei ist zwar mitnichten Motiv einer turbulenten Verwechslungsgeschichte, aber zumindest Anlaß für mächtigen Ärger. Wenn den ersten Preis des Philosophenwettbewerbs der andere Pollite, der Kretin und "Abkupferer", abstaubt, zum Beispiel. Dieser Umstand trägt keinesfalls dazu bei, die Laune des wahren Denkers zu verbessern, und schon gar nicht seine monetäre Situation. Das ist der Angelpunkt: Wer nichts auf der hohen Kante hat, läßt sich schon mal auf ein haarsträubendes Abenteuer ein, und sei es nur, um einerseits die finanziell recht trübe Situation zu verbessern und andererseits einem Haufen durchgeknallter Robot-Killer zu entkommen. Gott allein weiß, wer sie angeheuert hat, um Cosmo ins Jenseits zu befördern, noch bevor er im Diesseits regelmäßig den Tank seines Raumgleiters zu füllen vermochte.

Gemeinsam mit seinem Busenfreund, dem Gelegenheitssöldner und Kreditkartenfälscher Mark Monadendonut, sowie der Weltraum-Archäologin Natascha Tzara sieht sich Philosoph Cosmo plötzlich und vor allem nolens volens auf einer waghalsigen Suche nach dem sagenumwobenen Ring der Haluten. Dessen magische Kraft vermag angeblich ganze Universen aus dem Nichts zu schaffen, respektive in dasselbe zu katapultieren.

Ruhm, Ehre und jede Menge Bares winken demjenigen, der das größte Geheimnis des Haluten-Volkes zu knacken vermag. Keine einfache Angelegenheit, befinden sich die Schlüssel zum Rätsel doch auf drei Schriftfragmenten, die zuerst einmal gefunden und anschließend entziffert werden müssen. Damit die Sache komplizierter wird, als sie ohnehin schon ist, geht natürlich nicht nur das irrwitzigste Trio seit Erfindung der Science Fiction auf die Jagd nach dem Ring. Die dunklen Mächte des Universums - repräsentiert durch die verbrecherischen Giftzwerg-Zwillinge Mordiak & Mordiak - sind dem Mysterium ebenfalls auf der Spur. Schon allein, weil derjenige, der den sagenumwobenen Ring besitzt, a) die Regierung der Erde wunderbar erpressen und b) den blauen Planeten im Fall des Falles effizient vernichten kann.

Winterers Hochgeschwindigkeitssatire gerät in den unendlichen Weiten seines skurrilen Universums ungeachtet seltsamster Entwicklungen nie ins Schlingern. Ein Trash-Raumschiff auf Zick-Zack- und Konfrontationskurs - dauernd knapp vorm dramaturgischen Kolbenreiber; und trotzdem bremst das Vehikel auf seiner Kamikaze-Safari durch den SF-Genre-Dschungel keiner ab. Und das ginge auch gar nicht, denn geschickte Parallelmontagen halten die verrückte Speed-Story in Schwung und den Leser bis zur letzten Zeile der Resolution in Atem. Seien es wilde und nicht minder explosionsreiche Auseinandersetzungen mit den übermächtigen Spielautomaten auf dem Planeten Lastervegas oder die schmierig-korrupten Machenschaften der interplanetaren Dampfhockey-Lobby - Winterers wilder und knallbunter Weltalltrip schlittert - Satire hin, Satire her - nie in die klischeehafte (Humor-)Sackgasse und driftet auch keinen Millimeter in beliebige Sujets ab, um dort im Morast des Mainstreams steckenzubleiben. Wie auch, lauert doch hinter jeder Ecke des durchgedrehten Kosmos ein neuer waghalsiger Plot-Point, der eingefleischten Fans des Genres auf amüsante Weise das Fürchten lehrt. Was soll man dazu sagen? Phantastisch ist´s, wahnwitzig und krank - oder noch besser: einfach genial. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Herzlichst,

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Über den Autor:
Jahrgang 1968. Laut eigenen Angaben freiberuflicher Schwadroneur und Sophist. Weiters: Unbekannter Autor schwer erhältlicher Bestseller, aber auch unterbezahlter Satiriker. Angeblich Internet-süchtig, darum auch unter verschiedenen Namen im Web tätig und unter eigenem Namen in verschiedenen Münchner Cafés untätig. Mit seiner E-SF-Serie "Scott Bradley" schuf Winterer einen der bekanntesten und trashigsten Weltraumhelden des World Wide Web.