Space is the Place

Mit ihrem Projekt UKO haben sich Jürgen und Martin Nussbaum längst einen fixen Platz innerhalb der elektronischen Musikszene Wiens reserviert. "UKO" heißt auch ihr schlicht betiteltes Debütalbum. Damit könnte sich ihnen die Türe zur internationalen Oberliga öffnen - aber Größenwahn ist noch nicht zu spüren. Da bleibt man lieber cool, lehnt sich zurück und raucht noch einen...

Mit den Brüdern Nussbaum über Musik zu plaudern, ist eine feine Sache. Über ihre eigene Musik zu sprechen, ist eine andere. Schnell wird klar: Da wird an keiner musikalischen Weltrevolution gebastelt; hochfliegende Thesen und waghalsige Konzepte zur Musik werden nicht mitgeliefert. Alles soll dem Ohr des Konsumenten überlassen werden - "make up your own mind". Das war schon bei ihrer Debüt-Maxi "Superconductive" so. Sympathische Zurückhaltung prägt unser Gespräch, so dezent und freundlich, daß man dahinter schon fast wieder eine ausgefeilte künstlerische Strategie vermuten könnte. In einer Welt voller Marktschreier und offensiver Promotion wirkt sowas zwar angenehm relaxed, macht es dem gewogenen Journalisten aber nicht einfach. Dahinter steckt wohl weniger Verweigerungstaktik als pure Laziness; ein Grund, warum es bis dato auch noch keine Pressephotos von den beiden gibt. "Es ist doch kein wesentlicher Punkt, unsere Gesichter zu sehen", meint Martin. Man konzentriert sich lieber auf den Sound und tüftelt wochenlang über einzelnen Passagen der Tracks. Gut Ding braucht eben Weile. Typisch Wien, könnte man sagen.

Aber so leicht lassen sich die Brüder Nussbaum alias UKO nicht in Schubladen stecken. Gängige Klischees werden hier nicht bedient. So ist ihr schlicht "UKO" betiteltes Album auch alles andere als eine bequeme Kaffeehausplatte geworden, die auf ausgetretenen Pfaden daherlatscht, sondern ein kühles Großstadtalbum samt metallischem Flavour, dunklen Soundscapes und dem Geruch von Blei. "Großstadtneurosen hab´ ich sicher", gesteht Jürgen. Mag sein, daß das auch mit dem Ausblick vom Studiofenster zu tun hat, vor dem sich der Naschmarkt und die notorisch verkehrsüberlastete Wienzeile ausbreiten. Diesen typisch urbanen Vibe kann man in jedem Ton, in jedem Sound spüren. Oft brodelt etwas im Hintergrund, das Martin als "subliminale, psychoakustische Schwingung" bezeichnet. Und wenn es nur die Hauskatze ist, deren Schnurren aufgenommen und bis zur Unkenntlichkeit verändert wird. Manchmal liegt das Gute ja so nah. Dennoch ist "UKO" kein Freefloat-Psychedelic-Soundtrack, sondern ein multifunktionales Album, das auch Tracks mit Floor-Appeal im Gepäck hat.

Doch im Hause UKO wird nicht nur an Sounds, sondern auch an Visuals gearbeitet. Während Jürgen den Hauptteil der Arbeit im Tonstudio erledigt, kümmert sich Martin um die visuelle Komponente, die elementarer Bestandteil des Projekts ist. "Wir haben nur unterschiedliche Aufgabenbereiche", meinen die beiden; wichtig sei vor allem, daß am Ende alles zusammenfließt. Um der Eindimensionalität elektronischer Musik bei Live-Shows entgegenzuwirken, haben sie ein ausgefeiltes Multimediakonzept ins Leben gerufen. Bei Auftritten in Clubs, die sich laut Jürgen als "Freestyle-Jams mit wechselnden Beteiligten" gestalten, werden Klang und Bild gleichberechtigt nebeneinander gestellt. Via Echtzeitanimation werden Videopassagen zur Musik eingeblendet, die mal kleine Geschichten erzählen, mal in purer Abstraktion enden. Ein Spektakel für Aug und Ohr gleichermaßen, das in den Köpfen der Betrachter Raum für eigene Interpretationen läßt. In der Stadt gibt es sowieso zu wenig Platz, darum wollen UKO uns helfen, unsere eigenen, imaginären Orte und Refugien zu entdecken. Ganz gemäß ihrem Motto, das da lautet: "Space is the place". Dort will ich auch hin.

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