Eine Prise Basilikum gefällig?

Dinos sind längst ausgestorben? Von wegen - sie tummeln sich immer noch munter unter uns, wenn auch unter einer dichten Schicht Latex begraben. "Jurassic Park meets Mike Hammer" heißt die Devise von "Anonymus Rex"!

Wer liebt sie nicht, die schwarzen Schafe unter den Krimis? Wer bleibt nicht bis spät in die Nacht auf, nur um drei Uhr morgens die 130. Wiederholung des "Malteser Falken" zu sehen oder Humphrey Bogart ein letztes Mal in irgendeinem Film noir an seiner Zigarette nuckelnd zu bewundern?

Die Krimis der schwarzen Serie hatten von jeher ihr ganz spezielles Publikum, das von Miss Marple und Konsorten schon lange die Nase voll hatte und lieber so richtig tief in den dunklen Sumpf des Verbrechens eintauchen wollte. Warum sich mit Edgar Wallace quälen, wenn man stattdessen in den grausamen Phantasien eines Mickey Spillane schwelgen kann, um dort dem Hardboiled-Detektiv par excellence, Mike Hammer, zu begegnen, oder aber George P. Pelecanos beim "Großen Umlegen" zusehen kann, während Russel James einen in die Geheimnisse des "Underground" einweiht?

Was all diese Autoren miteinander verbindet, sind zweifellos die schwarzen Blutkörperchen, die sich mit Hochdruck durch ihr literarisches Herz pumpen. Doch trotz all der Originalität ihrer Werke ist der Schauplatz des Verbrechens stets derselbe - die "Realität". Daß die aber gar nicht immer notwendig ist, um Qualität zu erzeugen, zeigt "Neuling" Eric Garcia, der seine finsteren Gedanken mit Fantasy-Elementen versetzt und uns in "Anonymus Rex" zeigt, wie der Dino (pardon, der Hase natürlich) läuft.

Vincent Rubio ist Privatdetektiv, noch dazu ein guter - zumindest theoretisch, denn leider kam sein Partner vor kurzem bei einem "Unfall" ums Leben, sein Auto wurde beschlagnahmt, und die Fälle bleiben aus. Mit seiner Detektei geht es steil bergab. Rechnungen häufen sich genauso wie erboste Ansagen auf dem Anrufbeantworter, und auch seine Basilikumsucht macht sich immer stärker bemerkbar. Zu allen Überfluß bereitet dem Detektiv auch noch sein Schwanz Probleme, der immer wieder die Menschenverkleidung zu sprengen droht. Das ist nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, daß es sich bei Vincent um einen Dinosaurier handelt, genauer gesagt einen Velociraptor.

Als sich ihm endlich die Gelegenheit bietet, wieder einen Fall zu übernehmen, stürzt er sich rücksichtslos ins Getümmel und versucht auf schnellstem Wege den Brand einer Dino-Disco aufzuklären. Was jedoch zu Beginn wie ein simpler Versicherungsbetrug aussieht, entpuppt sich nach und nach als mittlere Katastrophe, und auf einmal befindet sich Vincent inmitten eines klebrigen Netzes, gesponnen aus Intrigen, Lug und Betrug, wie es in der Geschichte der Saurier noch nie vorgekommen ist.

Eric Garcia gelingt mit "Anonymus Rex" mühelos der schwierige Balanceakt zwischen schwarzem Krimi und herrlich komischer Fantasy. Hat man sich erst einmal mit dem Gedanken angefreundet, daß die Dinos immer noch unter uns weilen, akzeptiert man relativ schnell den charismatisch gezeichneten Romanhelden mit all seinen "menschlichen" Schwächen als den typischen Schnüffler à la Philip Marlowe. Ganz nebenbei präsentiert Garcia Los Angeles von seiner schwärzesten Seite; wer beim Lesen hie und da an "L. A. Confidental" denkt, liegt gar nicht so falsch. Mit diesem Roman reiht sich Garcia in die Garde der neuen, jungen Krimiautoren wie Bill Fitzhugh ein, die das geliebte Genre gekonnt karikieren und durch die Vermischung mit komischen bzw. phantastischen Elementen aus anderen Bereichen der Literatur zu etwas Neuem weiterentwickeln.

Wie schreit das Baby aus der Serie "Die Dinos" immer so schön, wenn es gegen die Wand geworfen wird? "NOCHMAAAL!" Genau das wünscht man sich, wenn man dieses Buch zu Ende gelesen hat. Den Dinosauriern gehört die Zukunft!

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Über den Autor:
Der sechsundzwanzigjährige Eric Garcia lebt mit seiner Frau Sabrina und seinem Hund Oliver in der Nähe von Los Angeles, wo er gerade seinen zweiten Roman "Casual Rex" beendet hat.