Kampf der Metallgiganten

Einmal im Cockpit eines todbringenden Kampfroboters sitzen und die Schanigärten der umliegenden Lokale ordentlich aufräumen - das wäre schon eine feine Sache. Da die heutige Technik diesem Plan jedoch einen Riegel vorschiebt, muß man eben mit einem erstklassigen Spiel wie "Armored Core 2" vorliebnehmen.

Roboter sind schon ziemlich cool. Allerdings sind die Hauptdarsteller von "Armored Core 2" keine kleinen Metallheinis à la Asimov mit ihrer "Du sollst keine Menschen verletzen" Robotdirektive, sondern wahre Todesmonster, deren Bewaffnung locker ausreicht, um eine Kleinstadt auszulöschen.

Nachdem die großen Konzerne in "Armored Core" die Erde mehr oder weniger vernichtet haben, sind lohnende Ziele im nun vorliegenden Nachfolger rar geworden. Aber die schlauen Leute bei Zio Matrix, dem größten Konzern auf unserem etwas lädierten Planeten, haben herausgefunden, daß kurz vor dem großen Krieg einige Kolonieschiffe zum Mars abgedampft sind. Schnell entsendet man ein Forscherteam, das tatsächlich auf die Kolonisten und ihre Nachfolger stößt. Dabei wird auch entdeckt, daß es auf dem Mars ungeahnte Rohstoffreserven gibt. Dummerweise kann dies nicht geheimgehalten werden, und schon sind all die Konkurrenten von Zio Matrix ebenfalls auf dem Weg zum Mars. Damit sich auf dem roten Nachbarn nicht der gleiche Mist wie auf der Erde abspielt, kommen die Konzernbosse auf die Idee, eine riesige Arena auf dem Mars zu errichten, in der die besten Kampfroboter, gesteuert von erfahrenen Piloten, gegeneinander antreten sollen.

Wie die meisten Action-Highlights der digitalen Unterhaltungsindustrie verschwendet auch "Armored Core 2" nicht unbedingt viel Zeit und Energie auf eine originelle oder durchdachte Hintergrundgeschichte. Nach einem kurzweiligen Intro und der obligatorischen Auswahl eines ACs (so heißen die Roboter in "Armored Core 2") geht es auch schon los. Im Single-Player-Mode steht man zu Beginn am unteren Ende einer 50 Mann langen Tabelle aus anderen AC-Piloten, die natürlich einer nach dem anderen eliminiert werden müssen. Besonders grandios sind die verschiedenen Möglichkeiten, seinen AC um-, auf- oder nachzurüsten. Von neuen Waffensystemen bis hin zu besseren Reaktoren und Kühlgeneratoren kann alles geändert werden. Gekauft wird mittels Credits, die nach erfolgreichem Abschluß einer Mission gutgeschrieben werden.

Graphisch bietet "Armored Core 2" einiges für das Auge. Die ACs sehen super aus und sind herrlich animiert. Herausragend sind auch die vielen kleinen bewegten Details an den Robotern, wie z. B. rotierende Waffenarme. "Armored Core 2" ist endlich einmal ein Spiel, das dieses lästige, knallig-bunte, an "Super Mario" erinnernde Erscheinungsbild der bisherigen PS2-Games hinter sich läßt. Das einzige Problem ist der ab und zu auftretende Slowdown des Spiels, vor allem bei viel Action. An einigen wenigen Stellen, aber vor allem im Splitscreen-Mehrspieler-Modus, wird das besonders deutlich, und die Frame-Rate fällt bis auf 10 ab.

Der Sound ist ein zweischneidiges Schwert. Das üblicherweise schon schlechte Voice-Acting ist bei "Armored Core 2" noch eine Stufe schlimmer. Vor allem der pseudorussische Akzent einiger Piloten ist grauenhaft und klingt eher nach Bob, dem Hausmeister, als nach einem bösartigen Robotsoldaten. Ebenso nervig ist der Techno-Soundtrack, der permanent im Hintergrund läuft. (Der wäre ja eigentlich gar nicht schlecht, aber er paßt halt überhaupt nicht zum Geschehen.) Die SFX dagegen sind hervorragend; vor allem die Explosionen und die vielen Waffengeräusche klingen gut. Optimaler Spielspaß kommt auf, wenn im Menü die Musik ausgeschaltet und durch passende Klänge vom CD-Player abgelöst wird.

"Armored Core 2" ist zusammen mit "SSX" und "Sky Odyssey" sicherlich das beste Spiel des derzeitigen PS2-Line-ups. Und für Roboter-Freaks ist es mangels Konkurrenz die einzige Möglichkeit, ihren Fetischismus auszuleben - zumindest solange, bis diese genialen, programmierbaren LEGO-Robots endlich auch eine anständige Bewaffnung mitgeliefert bekommen.

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