Viva el Presidente!

Nachdem der letzte Präsident von "Tropico" leider viel zu früh an einem Herzinfarkt verstorben ist, sucht das kleine Inselreich nun einen Nachfolger, der es zu Wohlstand und Reichtum führen kann.

Das Aufbauspiel beginnt mit einem hübschen Intro, in dem der Spieler einen ersten Eindruck vom Leben auf "Tropico"gewinnt; danach finden wir uns im Hauptmenü wieder. Als Spielarten stehen entweder einzelne Szenarien oder mehrere Arten von Free-Form-Kampagnen zur Auswahl. Wählt man letztere Option, dann kommt man als Spieler gleich in den Genuß des ersten Highlights von "Tropico": Ähnlich wie bei einem Rollenspiel gilt es zuerst den eigenen Charakter zu erschaffen. In einer Art Baukastensystem stehen dabei viele Optionen zur Verfügung, die aus einem nichtsagenden Menschen einen hervorragenden Diktator, äh, Präsidenten machen sollen. Jede Eigenschaft hat Vor- und Nachteile, die sich vor allem auf die Beziehungen der einzelnen Machtgruppen auf der Insel Tropico auswirken. Hat man die Macht z. B. durch einen Militärputsch erlangt, so kann man sich der Unterstützung des Militärs zunächst sicher sein, sollte dann aber nicht mehr auf Sympathien von seiten der Kirche hoffen.

Neben dem Hintergrund gilt es natürlich auch Stärken und Schwächen des neuen Präsidenten zu definieren. Ein charismatischer Herrscher hat diverse Vorteile bei Verhandlungen mit anderen Mächten, während einer mit ständigen Affären bei der weiblichen Bevölkerung nicht unbedingt gut angesehen ist.

"Tropico" ist ein sehr komplexes Spiel, weshalb sich auch unbedingt die Absolvierung des Tutorials empfiehlt, in dem der Präsidentenberater die grundlegenden Funktionen des Spieles erklärt. Ähnlich wie bei "SimCity" gilt es auch hier eine gut funktionierende Infrastruktur und Industrie aufzubauen. Dazu stehen dem Spieler alle möglichen Einrichtungen zur Verfügung, angefangen von Farmen zur Herstellung von Nahrung und Exportgütern bis hin zum Aufbau eines gigantischen Tourismusimperiums.

Der Unterschied zwischen "Tropico" und ähnlichen Spielen besteht hauptsächlich im detaillierten Eigenleben der Bewohner des Inselreiches. In der Bananenrepublik hat jeder Einwohner verschiedene persönliche Bedürfnisse, Sorgen, Vorlieben und Nöte. Bürger mit ähnlichen Vorlieben bilden dann die politischen Gruppen, die dem neuen Präsidenten das Leben zur Hölle machen. So reagieren z. B. die Demokraten überhaupt nicht gut auf die Ausrufung des Kriegsrechts oder die Manipulation von Wahlen. Aber keine Angst: Sollte eine Gruppe wirklich einmal vorlaut werden, besteht noch immer die Möglichkeit, die Anführer zu inhaftieren oder gar zu liquidieren.

Die Graphik von "Tropico" ist sehr hübsch und teilweise niedlich anzusehen; sie befindet sich allerdings nicht auf dem Stand der heutigen Topspiele. Das hat den nicht unwichtigen Nebeneffekt, daß das Game auch auf alterschwachen Systemen noch nahezu einwandfrei läuft, solange halbwegs ausreichender RAM-Speicher vorhanden ist. Die gesamte Insel ist in 3D dargestellt und kann aus mehreren Positionen und Entfernungen betrachtet werden. Leider gibt es keine Möglichkeit des freien Zoomens und Drehens, weshalb an wenigen Stellen leichte Sichtprobleme auftreten können.

Neben dem grandiosen Spielspaß ist der Sound das absolute Highlight. Karibische Töne verschaffen dem Spiel eine genial-lustige Atmosphäre. Erstaunlicherweise paßt bei "Tropico" auch das Voice-Acting der deutschen Version hervorragend zum Spiel. Vor allem die Stimme des Beraters, der mit absoluter Coolness die Situation auf der Insel kommentiert, ist grandios.

"Tropico" ist nicht nur für Fans von Wirtschaftssimulationen ein Pflichtkauf. Das Spiel macht irre viel Spaß - vor allem, wenn man beginnt, ein bißchen mit den Optionen zu experimentieren. Man sollte allerdings über einiges an Freizeit verfügen, denn die Einspielzeit ist nicht gerade kurz.

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