Im Prequel zum Kleinerfolg "Denn zum Küssen sind sie da" gibt Morgan Freeman einmal mehr den stoischen Polizeipsychologen Alex Cross. Warum, weiß keiner. Denn der biedere Thriller verfängt sich alsbald in mäßig spannenden, konventionellen Strickmustern und kruder Logik.
In Hollywood sind die Karrieren steil - und weil sich Morgan Freeman vom Chauffeur zum Kriminalisten hochgedient hat, darf er seit "Seven" im Dauerabonnement Räuber und Gendarm spielen - abzüglich natürlich Kevin Spacey und der optischen Opulenz des begnadeten David Fincher.
Als hoch angesehener Polizeipsychologe Alex Cross führt er das typisch knallharte Leben eines Hollywoodschen Kriminalisten. An jeder Ecke sucht ein Psychopath ein bißchen menschliche Nähe, und seine Partnerin kommt bei einer - als Verfolgungsjagd getarnten - technischen Materialschlacht ums Leben. Der Tod der Kollegin stürzt den erfahrenen Doktor in die handelsübliche Krise, mit nachfolgender Depression und Arbeitsunlust. Das kommt einem bekannt vor, aber die Rettung naht in Form eines spektakulären Falls.
Buchstäblich vor der Nase der anwesenden Agentin Jezzie Flanigan (Monica Potter) wird die Senatorentochter Megan Rose (Mika Boreem) entführt. Der Kidnapper hat es allerdings weniger auf Geld abgesehen, sondern auf die obligate mediale Berühmtheit und natürlich auf Dr. Cross´ Zuwendung als ebenbürtigen Gegner. Im Schlepptau mit Flanigan beweist Cross unglaubliche Intuition und Scharfblick im wahrsten Sinne des Wortes; der gejagte Bösewicht Gary Soneji (Michael Wincott) zeigt jedoch wenig Charisma und Faszination, und das entführte Schulmädchen demonstriert, daß das amerikanische Bildungssystem offenbar mehr drauf hat, als man gemeinhin annimmt.
Der Rest ist wie gehabt. Der Film strapaziert ein bißchen die Spinnenmetapher, verläuft nach den konventionellen Schemata und peppt die blasse Story mit Ungereimtheiten und überraschenden Wendungen bis zum Überdruß auf. Der Kampf zweier Geistesgrößen im Duell Jäger-Gejagter scheitert am mangelnden Interesse, das man für den psychopathischen Kidnapper aufbringt. Das Thriller-Universum ist reserviert für finstere, genial-böse Gestalten, deren bloße Namen lustvolle Gänsehaut erzeugen und im besten Fall für den einen oder anderen kleinen Alptraum herhalten - etwa Hannibal Lecter oder Norman Bates. Soneji darf nicht einmal ins Gartenhäuschen.
"Im Netz der Spinne", das Regisseur Lee Tamahori ("Once Were Warriors") im Standard-Routine-Stil abkurbelte, ist übrigens Teil einer mehrbändigen Romanserie von James Patterson. Das bedeutet, daß eine Fortsetzung der gesichtslosen Fadesse jederzeit möglich ist. Und das ist wiederum nicht nur für Morgan Freeman ein ziemliches Pech...
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