Das andere Mallorca

Wenn ein Exil-Mallorquiner Urlaub auf seiner Heimatinsel machen will, kann das anscheinend nicht gutgehen. Noch dazu, wenn der Mann Detektiv ist - denn als solcher wird er gleich in einen verwirrenden Fall verwickelt, der nichts mit seinen üblichen Ehebruchsaufträgen zu tun hat.

Trotz des einfach gestrickten deutschen Titels ist "Das Mallorca-Komplott" kein Kriminalroman im üblichen Sinn. Denn auch nach der Aufklärung des typischen "Whodunit"-Settings bleiben - zumindest in den Köpfen weniger mit Spanien bzw. den Balearen vertrauter LeserInnen - eine Menge Fragezeichen stehen.

Das liegt wahrscheinlich daran, daß der bereits 1981 im Original erschienene Roman (dessen Originaltitel übersetzt "Die Straße der Känguruhs" lautet) der bisher einzige Ausflug des Autors ins Krimifach ist. So liest sich das Buch auch viel mehr als gesellschaftlich-politische Analyse Spaniens in der Übergangszeit von der Franco-Diktatur zur Demokratie, wie sie Ende der siebziger Jahre stattfand. Da bleibt auf der Jagd nach dem schnellen Geld nicht nur die Hygiene in den Küchen der Urlauberhotels auf der Strecke.

Der in Barcelona lebende, namenlose Ich-Erzähler wird von Freunden (wie sich herausstellt: der Exgeliebten und deren Ehemann) eingeladen, nach längerer Zeit wieder in seiner Heimat Mallorca Urlaub zu machen. Doch kaum ist er in deren neureichem Schloß eingetroffen, wird die Dame des Hauses auch schon ermordet. Der Detektiv gilt bei der Polizei umgehend als Hauptverdächtiger. Er kommt zwar durch Einfluß "von oben" wieder frei und soll für den reichen Herrn sogar ermitteln. Doch dann ereignet sich ein weiterer ungeklärter Todesfall, und der bemitleidenswerte Detektiv, der sich (im Gegensatz zu vielen sonnenhungrigen Mitteleuropäern) nichts sehnlicher wünscht, als die Insel wieder verlassen zu dürfen, gerät noch tiefer in die Bredouille.

Während sich alles immer mehr gegen den Protagonisten zu verschwören scheint, verwickelt ihn der Autor wie nebenbei noch in internationale Drogengeschäfte, Korruptionsskandale und diverse andere gesellschaftliche Mißstände. Mit der Zeit fühlt sich der Detektiv wie ein Hindernis auf der Straße eines Känguruhs, das rücksichtslos seinen Weg entlanghüpft - und wenn man Fronteras hochpolitischen Kriminalroman gelesen hat, wird man auch dieses Gleichnis besser verstehen.

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Über den Autor:
Guillem Frontera, 1945 auf Mallorca geboren, studierte in Barcelona und lebt heute als Journalist und Schriftsteller auf Mallorca. Er ist Autor mehrerer Gedichtbände und Romane, Leiter des Festivals "Musica Sacra" sowie Organisator von Ausstellungen mallorquinischer Künstler. "Das Mallorca-Komplott" ist das erste seiner Bücher, das auf deutsch erscheint.