Klassik-Kino

Kurz vor seinem 85. Geburtstag wird Sir Georg Solti hyperaktiv: er überschwemmt den Markt mit Neuproduktionen, deren Arbeitsaufwand kaum ein jüngerer Dirigent schaffen würde.

Ob es nun die hervorragenden "Meistersinger" von Richard Wagner sind, die im Frühjahr erschienen, oder der für Herbst angekündigte "Don Giovanni" von Mozart - Solti bewältigt ein erstaunliches Pensum. Mit dieser CD fällt Sir Georg jedoch völlig aus der Reihe: Wie viele Dirigenten von Weltrang haben wohl schon die "Hintergrundmusik" eines Films (inszeniert übrigens von Regisseur Bernard Rose) dirigiert, und noch dazu so brillant?

Auf dem vorliegenden Soundtrack sind das St. Petersburg Philharmonic Orchestra (das sind die ehemaligen Leningrader Philharmoniker) und dessen Chor zu hören. Das Hauptstück auf der Scheibe ist Tschaikovskys 6. Symphonie in h-moll, die sogenannte "Pathétique", die hier nicht in gewohnter viersätziger Form, sondern in (film-)dramaturgischer Weise in ungewohnter Reihenfolge gespielt wird (zum Beispiel der dramatische dritte Satz nur als Bonus-Track ganz am Schluß!).
Unterbrochen wird Tschaikovskys Schluß-Opus nur durch zwei (grandios gespielte) Stücke aus dem "Schwanensee" und einem Satz aus Sergeij Prokoffiefs Filmmusik zu Sergeij Eisensteins Drama um "Alexander Nevsky"- und zwar den wunderschönen Auftritt von Nevsky. Selten ist diese Musik so detailverliebt und trotzdem dramatisch/melancholisch zugleich gespielt worden. Wenn die Decca-Manager diesen Satz bewußt gehört hätten, hätten sie Sir Georg gleich für eine Gesamtaufnahme des Prokoffief-Werks verpflichten müssen!

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