Made in Japan

Die ersten Stars mit Chill-Grooves aus Fernost waren die Mannen der "United Future Organisation". Mit Yoshinori Sunahara sind sie nun nicht mehr allein.

Man nehme eine Idee geistiger oder materieller Natur, zerlege sie in ihre Einzelteile und baue sie mit einigen Zusätzen wieder zusammen - das ist wohl das häufigste mit Japan assoziierte Credo. Es trifft nicht nur bei Autos, Videorecordern und Taschenrechnern zu, sondern gilt in gleichem Maße für die Musik. Schon immer galten japanische Produktionen, westlicher Musik als schräg, aber gut. Und warum mit einer Tradition brechen, wenn keine zwingenden Gründe vorliegen? Genau das muß sich Yoshinori Sunahara gedacht haben, als er "Crossover" fabrizierte, denn auf eine irgendwie nicht faßbare Art und Weise ist diese CD einfach typisch japanisch, und das ist durchaus als Kompliment gemeint.

Auf jeden Fall ist der Name "Crossover", so unnütz er im Grunde auch sein mag (unlängst ein Lied gehört, daß nicht irgendwie crossover war?), offensichtlich mit Bedacht gewählt worden. Man weiß nicht wirklich, womit man es zu tun hat: Elektronisch ist die Musik, aber das heißt ja bekanntlich noch überhaut nichts. Gelegentlich findet man eine Prise House (selten), dann wiederum (öfter) Elemente von "klassischem" TripHop/Free Elektronica/Acid Jazz (klar, was gemeint ist?). Wer glaubt, daß hier von U.F.O. die Rede ist, liegt nicht ganz falsch - "Crossover" klingt sehr nach einem Werk von Mr. Yabe und Mr. Matsuura. Aber doch irgendwie ganz anders.

Und da das Klassifizieren ohnehin nie wirklich funktioniert, wird gehörig darauf geschissen. Was zählt, ist - wie uns die Bauernweisheit lehrt - ohnehin nur das Ganze. Und das ist gut. Somit ist Yoshinori Sunahara‘s "Crossover" jedem, der genügend Muse aufbringen kann, um wirklich zuzuhören, ans Herz zu legen: Japanophobie ablegen und kaufen.

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