Stories_Eye Toy: Kinetic Combat

Do the Tiger

Sony zeigt mit diesem Titel, daß man die etwas in die Jahre gekommene PS2 auch als "Personal Trainer" ganz gut gebrauchen kann. EVOLVER goes Shaolin-Tempel.    21.12.2006

Das Hung-Gar-Kung-Fu wurde im 18. Jahrhundert von Hung Hsi Kuan, einem Kräuterhändler und Laienmönch im Shaolin-Tempel in Fukien, auf der Basis des südlichen Shaolin-Stils gegründet. Hung war ein Schüler des Abts Ji Sin, bis der Tempel von Ching-Truppen völlig zerstört und niedergebrannt wurde. (Erst 1995 wurde er restauriert und der Öffentlichkeit als Museum zugänglich gemacht.) Einer der wenigen, denen die Flucht gelang, war Hung. Bald darauf begann er im Geheimen, Kämpfer gegen die herrschende Dynastie auszubilden.

Erst als China ab Anfang 1800 von fremden Besatzungsmächten regiert wurde, erlaubte die herrschende Klasse das öffentliche Unterrichten der Kampfkünste. Hung eröffnete seine Schule in der Stadt Fat (Provinz Kwantung) und bezeichnete seinen Kampfstil als Hung Gar. Zu den berühmtesten Hung-Gar-"Erbfolgelinien" gehört die über Luk Ah Choi, Wong Tai und Wong Kai Ying zu Wong Fei Hung, einem der berühmtesten Nationalhelden der chinesischen Neuzeit. Es gibt Dutzende von Filmen über seine Abenteuer, unter anderem mit Jet Li, Jackie Chan, Gordon Liu und Kwan Tak Hing in der Rolle des Wong Fei Hung.

Sein Schüler Lam Sai Wing, ebenfalls ein berühmter Hung-Gar-Meister, unterrichtete Chiu Kao, dessen Söhne Chiu Wai und Chiu Chi Ling heute als Großmeister des Hung Gar-Stils weltbekannt sind. Chiu Kao verstarb am 20. 2. 1995.

 

Da das Hung-Gar-Kung-Fu aus dem südlichen Shaolin-Stil entwickelt wurde, enthält es Techniken aus fünf Shaolin-Tierstilen:

 

Der Tigerstil dient der Entwicklung der Knochen und Muskeln.

Der Stil des Drachen dient zur Verfeinerung des Geistes.

Der Kranichstil trainiert die Sehnen und fördert die Flexibilität.

Die Techniken des Leoparden trainieren Schnelligkeit, Koordination und Ausdauer.

Der Schlangenstil erhöht die Vitalität und die innere Kraft (das Chi).

 

Der Hung-Gar-Stil wird auch als "Tiger-Kranich-Boxen" bezeichnet, da aus diesen beiden Stilen die meisten Techniken in das Hung-Gar-Kung-Fu übernommen wurden. Die Techniken des Hung Gar beinhalten sowohl harte, kraftvolle als auch weiche, runde Bewegungen. Diese Bewegungen werden mit vollem Körpereinsatz ausgeführt, wobei der Schwerpunkt auf tiefen, festverwurzelten Stellungen sowie kraftvollen Oberkörperbewegungen und Arm- bzw. Handtechniken liegt. Tritte werden meistens nicht höher als zum Unterleib ausgeführt.

Eine Besonderheit sind die sogenannten "Brückenarme" (Kiu Sau). Darunter versteht man Techniken zum Blocken und Ableiten, die mit den Unterarmen ausgeführt werden. Hung-Gar-Schüler sind bekannt für ihre abgehärteten Unterarme, die schon beim Abwehren ihren Angreifern die Lust auf weitere Angriffe nehmen (dies wird durch spezielle Trainingsmethoden, zum Beispiel Holzpuppentraining erreicht). Durch die Kombination von äußeren und inneren Übungen wird eine große Kraft und Körperspannung erzeugt, die sich in den Bewegungen widerspiegelt.

 

In allen Linien und Schulen des Hung-Gar-Stils werden die folgenden vier Haupthandformen des Stils gelehrt:

 

1. Gung Gee Fok Fu Kuen (den Tiger unterwerfende Faust): Diese Form lehrt den Schüler alle grundlegenden Techniken und verbessert die körperliche Konstitution.

2. Fu Hok Shoeng Yin Kuen (Tiger/Kranich-Form): Dies ist die eigentliche Kampfform des Stils und wohl die berühmteste Kung-Fu-Form überhaupt. In dieser Form werden zwei unterschiedliche Arten des Krafteinsatzes trainiert - die wilden, aggressiven Techniken des Tigers und die ruhigen geschmeidigen Bewegungen des Kranichs.

3. Sup Yin Kuen (Zehn-Figuren-Boxen): eine sehr komplexe Form, die die grundlegenden fünf Tierstile und Techniken aus den fünf Elementen (Erde, Feuer, Wasser, Holz und Metall) in sich vereint.

4. Tit Sin Kuen (Eiserne-Faden-Form): die schwierigste und höchste Form des Hung-Gar-Stils. Sie basiert auf der Kontrolle des Atmens und dem Ausstoßen verschiedener Laute. Diese Form dient der Entwicklung der inneren Kraft und der guten Gesundheit.

Gordon Liu, der Hauptdarsteller des Films "Die 36 Kammern der Shaolin", ist der in unseren Breiten wohl bekannteste Vertreter dieses südchinesischen Kampfstils.

 

Soweit zum geschichtlichen Hintergrund des in "Eye Toy: Kinetic Combat" verwendeten Kung-Fu-Stils. Es muß allerdings gesagt werden, daß dem Spieler nicht alle Tierstile näher gebracht werden, obwohl sich der Spielstil großteils mit der klassischen Hung-Gar-Kampfkunst deckt. So sind zwar Drache und Tiger vertreten, und der Leopardenstil heißt jetzt Gottesanbeterin - doch sowohl Kranich als auch Schlange wurden weggelassen. Das verwundert nicht weiter, da gerade diese beiden Tierarten äußerst schnelle und teilweise auch recht akrobatisch anmutende Techniken beinhalten.

Obwohl "Kinetic Combat" sicher nie einen "Sifu" (Lehrer, Meister) ersetzen kann, ist es doch in der Lage, dem interessierten Menschen die grundlegendsten Bewegungen zumindest näherzubringen. Deswegen sollte "KC" auch als reines Fitneßprogramm angesehen werden, das über eine erstaunlich gute Technik verfügt. Sony ist es gelungen, mehr als 200 verschiedene Kampfschritte in das Spiel zu integrieren, die vor der Kamera sauber nachempfunden werden müssen. Die mitgelieferte Weitwinkellinse und die Software, die für die Auswertung verantwortlich ist, funktionieren ausgesprochen gut. Solange man sich innerhalb des Umrisses bewegt, wertet das Spiel alles korrekt; schon die geringste Abweichung wird sofort mit roten Schlieren angezeigt.

Alles in allem ist "Eye Toy: Kinetic Combat" ein Spiel, das man auf jeden Fall zur Verbesserung der körperlichen Fitneß verwenden kann, ohne dabei das Wohnzimmer verlassen zu müssen. Man wird zwar damit zu keinem zweiten Jet Li oder Jackie Chan, aber das Geld des Spielers ist trotzdem nicht verschwendet. Das gilt allerdings nur unter der Voraussetzung, daß man mindestens drei Meter Abstand vom Fernseher halten kann. Trotz Weitwinkellinse wird nämlich jeder, der näher am Bildschirm steht, keine Freude mit dem Titel haben. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, daß man ansonsten zu "groß" für den Umriß ist und die Bewegungen deshalb nicht korrekt ausgewertet werden können.

Wer kein Problem mit dieser räumlichen Voraussetzung hat und auch nur halbwegs sportlich aktiv ist (oder sein will), sollte auf jeden Fall zugreifen.

Dragan Andjelkovic

Kommentare_

Klaus Hübner - 13.02.2007 : 22.23
Ich trainiere seit einigen Wochen damit, ist schlichtweg genial.

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