Stories_Kinosommer 2003

Battlefield Box-Office

Der Kinosommer 2003 wird sich vor allem durch den Kampf der großen Filmfirmen um Einspielergebnisse auszeichnen. Dietmar Wohlfart sagt Ihnen, was Sie auf der Leinwand erwartet.    28.04.2003

Pünktlich zum Memorial Day beordern Hollywoods finanzstärkste Studiobosse ihre digital hochgezüchteten Schlachtrösser an die Leinwandfront. Die großen Filmstudios mobilisieren einen nicht unerheblichen Teil ihrer Ressourcen, um die teuersten Big-Budget-Ungeheuer des Jahres in die Schlacht zu werfen. Primär konzentrieren sie sich dabei auf die Ausbeutung früherer Kassenschlager. Was der Markt verlangt, wird produziert - und so bekommt jeder, was er verdient: "2 Fast 2 Furious", "Charlie´s Angels 2", "Bad Boys 2" oder "Lara Croft 2". Dies sind die üblichen Verdächtigen; jene geistlosen Abfallprodukte, die in zunehmender Frequenz das Gesicht der Filmlandschaft verunstalten und die Erwartungshaltung (der immer jünger werdenden Zielgruppe) kontinuierlich verringern. Der Sommer ist ihre Blütezeit.

Hoffnungsschimmer sind zwar dünn gesät, aber dennoch vorhanden: virtuell operierende Erlöserfiguren, mutierte Moralapostel und grünhäutige Choleriker zählen zu den wahrscheinlichen Lichtblicken der sommerlichen Kinosaison.

 

"X-Men 2"

Bryan Singers Freak-Show geht in die zweite Runde: Vor drei Jahren scheiterte Singer daran, das interessante Grundkonzept der langlebigen Comic-Reihe in adäquater Form für die Leinwand aufzubereiten; für den zweiten Versuch wurde die Mutantentruppe noch einmal kräftig aufgestockt. Bleibt nur zu hoffen, daß Teil zwei nebst explodiertem Etat (ca. 100 Millionen Dollar) auch einen qualitativen Evolutionssprung mit sich bringt.

 

"The Matrix Reloaded"

Matrix-Bändiger Neo verteidigt den Rest der Menschheit. Die Fortsetzung des innovativen Cyber-Abenteuers von 1999 wird wie eine Bombe einschlagen, denn die Wachowksi-Brüder sind nicht auf den Kopf gefallen und setzen zudem weiterhin auf Technik, die begeistert. Budgetiert mit ca. 127 Millionen Dollar, macht "Reloaded" im Vorfeld den potentesten Eindruck. Hitgarantie mit Qualitätsanspruch.

 

"The Hulk"

Der seltsame Fall des Dr. Banner: Ein mißglücktes Forschungsexperiment läßt den braven Wissenschaftler in Streßsituationen zum hünenhaften Antihelden mutieren. Ang Lee ("Crouching Tiger, Hidden Dragon") versucht sich an einem der beliebtesten Marvel-Helden. Dem löblichen Vorsatz, neben dem zu erwartenden Special-Effect-Gewitter vor allem den psychologischen Aspekt der tragischen Hauptfigur zu berücksichtigen, müssen nun Taten folgen. Budget: ca. 120 Millionen Dollar.

 

"Terminator 3 - Rise Of The Machines"

Der mechanische Koloß aus Jim Camerons populärer Endzeitphantasie, Killer-Cyborg Arnold Schwarzenegger, stapft unbeirrbar seiner endgültigen Terminierung entgegen: Das Skript zu "T3" wurde etliche Male umgeschrieben, und Cameron-Ersatz Jonathan Mostow könnte unter der Last des kolportierten 170-Millionen-Dollar-Budgets ohne weiteres zusammenbrechen. Ohne den "Master of Desaster" an Bord droht Arnolds Waterloo...

 

Die chronische Ideenarmut Hollywoods wird wohl auch diesen Sommer wieder einige Opfer fordern. Empfindliche Verluste sind für manche Studios wohl unvermeidbar. Das Publikum hingegen wird mit dem Schrecken davonkommen - zumindest jene kleine Schar von Kinogängern, die all die als purer Eskapismus getarnten, schamlosen Attacken auf ihre Intelligenz auch als solche erkennen. Für alle anderen dürfte ohnehin jede Hilfe zu spät kommen.

Dietmar Wohlfart

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The Secret Man

Überzeugungstäter

Vom mächtigen FBI-Mann zum sagenumwobenen Whistleblower: Liam Neeson begibt sich als historisch bedeutsames Informationsleck "Deep Throat" in einen unlösbaren Konflikt. Regisseur Peter Landesman porträtiert einen kühlen Loyalisten, der bewußt zwischen die Fronten gerät.  

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Borg/McEnroe - Duell zweier Gladiatoren

Schlag auf Schlag

"Borg/McEnroe" durchleuchtet einen der introvertiertesten Stars der modernen Sportgeschichte. Um einen Björn Borg zu entschlüsseln, muß das Feld eines chronisch unterrepräsentierten Sport-Subgenres bespielt werden - eine Herkulesaufgabe mit Sverrir Gudnason und Shia LaBeouf in den Hauptrollen.  

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50 Jahre Columbo

Der Unverwüstliche

Vor 50 Jahren schrieb ein derangierter kleiner Mann mit Glasauge und Trenchcoat TV-Geschichte: Ab 1968 zermürbte der von Peter Falk verkörperte listige Frank Columbo 35 Jahre lang ganze Mörderscharen mit provokanter Hartnäckigkeit. Dietmar Wohlfart erinnert an die beliebte Krimiserie.  

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Aftermath

Schicksalsgefährten ohne Zukunft

Ein Flugzeugunglück gebiert zwei tragische Figuren und verbindet sie auf unheilvolle Weise. In Elliot Lesters "Aftermath" - einer schlicht formulierten, überraschungsarmen Meditation über Trauer und Wut - übt sich Arnold Schwarzenegger in vehementer Zurückhaltung.  

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I Am A Hero

Held des Tages

Ein gescheiterter Comic-Zeichner behauptet sich unbeholfen, aber tapfer in den Wirren einer Zombie-Epidemie. Shinsuke Satos Adaption des gleichnamigen Manga-Erfolgs "I Am A Hero" bietet Kurzweil und satte Splatter-Action auf japanischem Boden.  

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The Eyes Of My Mother

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Nicolas Pesces karges Horror-Kleinod "The Eyes Of My Mother" widmet sich voll und ganz den verstörenden Anwandlungen seiner traumatisierten Hauptfigur, hat dabei aber außer stilvoller Schwarzweißoptik wenig zu bieten.