Stories_Label-Porträts #7: Strictly Rhythm

Von House zu House

Mark Finkelstein, der Gründer eines der wichtigsten House-Imprints aller Zeiten, startet 2007 mit altem Label-Namen, dafür aber vollkommen neuem Online-Konzept erneut durch. Und wie es die Fügung so will, werden die kostenlosen Musik-Downloads ausgerechnet in Deutschland und Österreich getestet.    24.10.2007

"Let´s try house music!" Mit diesen simplen Worten startete Mark Finkelstein 1989 ein Label, das über die 90er Jahre hinweg für Furore unter den House-Enthusiasten sorgen sollte. Die Rede ist natürlich von Strictly Rhythm Records aus New York. Mark, der eigentlich Raketentechniker (!) bei einem Rüstungskonzern war und maßgeblich zum Mondprogramm der NASA beigetragen hatte, schmiß dafür seinen Job hin, absolvierte eine Ausbildung als Finanzmanager und gründete nach ersten Gehversuchen im Musicbiz sein eigenes Label.

 

Homebase der ersten House-Idole

Strictly Rhythm wurde schon mit seinen ersten Releases von Roger Sanchez, Masters at Work (MAW) oder DJ Pierre zu einem äußerst respektierten Namen in der House-Szene. 1993 wurde "I Like to Move It" von Reel 2 Real zu einer Hymne, die weit über die Underground-Clubs hinaus Bekanntheit erlangte. Auch Hits von Wamdue Project ("King Of My Castle"), Ultra Naté ("Free") oder dem für seine hypnotischen Tracks bekannten Josh Wink ("Higher State of Consciousness") trugen zum guten Ruf des New Yorker Imprints bei.

Im Jahr 2000 verkaufte Mark 50 Prozent seines Labels an eine der Major-Plattenfirmen. Der theoretisch lukrative Deal hielt aber nicht, was er versprach - und so mußte sich Finkelstein den gesamten Back-Katalog sowie den Label-Namen mühsam vor Gericht zurückerkämpfen. Mark kommentiert den mühsamen Prozeß, den er Ende 2006 nach vier Jahren gewann, heute so: "Es war ein Kampf David gegen Goliath."

 


Phönix aus der Asche - dank Internet
Das Gerichtsurteil war der Startschuß für das Comeback des berühmten Labels. Mark, der heute bereits gut 60 Jahre alt ist, nimmt eine wichtige Frage gleich vorweg: "Warum ich mir das alles noch einmal antue? Weil mir die digitale Revolution unserer Zeit vollkommen neue und bisher ungeahnte Möglichkeiten bietet." Finkelstein spielt damit auf das Internet, P2P-Netzwerke und Podcasts an. Im Gegensatz zu den großen Plattenfirmen sehen die kleinen, unabhängigen Labels das Internet vielmehr als Chance denn als Bedrohung für ihr Geschäft. Gerade Plattformen wie YouTube, MySpace oder MuZu sind für junge Musiker und Labels hervorragende Möglichkeiten, um Promotion in eigener Sache zu betreiben.

 


Kostenlose Downloads nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz
"Strictly Rhythm war immer dafür bekannt, Bands und Trends groß zu machen", gibt sich Mark selbstsicher. Aktuell geht er mit einer Idee einen recht unkonventionellen Weg: "Auf unserer Homepage bieten wir jeweils einen Track für 14 Tage zum kostenlosen Download an. Wir möchten damit die Mundpropaganda ankurbeln und die entsprechenden Alben promoten." Geld verdienen will Mark dennoch: Bei den Tracks handelt es sich entweder um Strictly-Klassiker, zum Beispiel von DJ Sneak oder Mood II Swing, oder um Singles von Künstleralben, die knapp vor der Veröffentlichung stehen. Das komplette Album oder ein Remix müssen sehr wohl gekauft werden - und zwar als Download oder CD.

Als erstes Highlight des "neuen" Labels erschien kürzlich "Strictly MAW", eine Mix-Compilation von Masters at Work. Dieser Tage folgt das brandneue Album von Osunlade, der für seinen souligen House bekannt ist. Weitere interessante Veröffentlichungen wie etwa eine von Tiefschwarz zusammengestellte Compilation stehen bereits in den Startlöchern.

Kami Kleedorfer

Kommentare_

Robert - 28.10.2007 : 15.01
Cool! kann man nicht auch ein paar andere gute labels wieder beleben?
christian - 01.11.2007 : 12.19
mal schauen, was die leutchen von strictly jetzt noch so reissen. reunions bei bands sind ja schon normal ... bei den labels ist das ja quasi ganz was neues, oder???

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