Medal of Honor: Rising Sun
ØØØ
(Electronic Arts)
erhältlich für Xbox/PS2/GameCube
Krieg tobt nicht nur in der Welt oder auf Konsolen - auch in den Köpfen unserer Autoren spielt sich so einiges ab. Dragan Andjelkovic berichtet über seine Schlachtenphantasien. 15.01.2004
"Los, komm schon, du Faulsack. Steh auf und arbeite was!" keifte die Stimme in seinem Kopf jetzt schon seit über einer halben Stunde.
"Laß mich doch einfach in Ruhe. Ich will nicht arbeiten. Schließlich ist heute mein freier Tag, und den möchte ich genießen", lautete die immer gleiche Antwort.
"Das verstehe ich gut, mein Freund. Aber du hast deinem Chefredakteur versprochen, das Spiel so schnell wie möglich zu rezensieren - also ans Werk, aber schleunigst."
"Schon gut, elender Sklaventreiber. Übrigens kotzt es mich an, wenn du mich immer an meine voreiligen Versprechungen erinnerst."
Seufzend akzeptierte er sein Schicksal und begab sich, naturgemäß so langsam wie möglich und über allerlei Umwege, in sein sogenanntes Arbeitszimmer. Den "Workshop", wie er die Räumlichkeit zu nennen pflegte, zierten ein Fernseher, ein PC, eine Reihe von Konsolen und natürlich der bequeme Chefsessel. Schließlich ging man ja einer hauptsächlich sitzenden Tätigkeit nach.
Nachdem TV und Xbox angeschlossen waren, schob er den Stein des Anstoßes - nämlich "Medal of Honor: Rising Sun" - in die Konsole, nahm das Pad zur Hand und harrte der Dinge, die da kommen sollten. "Die üblichen Nazis abknallen, was, alter Kumpel!" dachte er zu seinem unsichtbaren, aber dennoch liebgewonnenen Freund hinüber.
"Da hast du wohl wieder nicht aufgepaßt", erwiderte der ebenso prompt wie dreist. "Du sollst hier keine Nazis auslöschen und die Welt vom ultimativ Bösdeutschen befreien, sondern das Land der Freiheit vor den widerlichen Japsen schützen, und zwar ebenfalls im Zweiten Weltkrieg."
"Klugscheißer!" sagte er nur, bevor die bewegten Bilder den Bildschirm füllten.
"Na ja, wenn die Spielgraphik genauso gut ist wie das Intro, erwartet uns ja ein richtiges Feuerwerk", hörte er seine innere Stimme zynisch anmerken "Aber jetzt gib dem Game doch endlich eine Chance..."
"Hast ja recht. Schauen wir einmal, was sich sonst noch so tut."
Einige Minuten nach der eher unspektakulären Einführung gab er einen Zwischenbericht ab: "OK, jetzt habe ich verwundeten Kameraden geholfen, im Alleingang ein Feuer gelöscht, das auf dem Unterdeck des Flugzeugträgers ausgebrochen ist und mit einer stationären Flak eine Horde japanischer Kamikazepiloten vom Himmel geholt. Und ich weiß noch immer nicht, wie dieser mutige und überaus talentierte Soldat, den ich da steuere, eigentlich heißt."
"Joe Griffin, du unaufmerksamer Depp!" antwortete die stets höfliche Stimme in seinem Kopf.
"Ja, Massa, ´Tschuldigung, Massa", antwortete er unkonzentriert, weil er verzweifelt darüber nachdachte, wie er das Spiel bewerten sollte.
Nach einer Stunde sinnloser Grübelei durchbrach endlich ein Gedanke die nervenaufreibende Stille: "Verdammter Scheißdreck, diese verfickten Japaner! Jetzt sterbe ich schon zum x-ten Mal in dieser blöden Mission. Ich hau´ gleich den Hut drauf, ehrlich."
"Ganz ruhig. Nimm dir eine Zigarette, entspann dich und versuch es nachher noch einmal."
Er haßte es zwar, wenn die Stimme so mit ihm redete, doch er wußte (auch von seinem behandelnden Arzt), daß sie meistens recht hatte, daher befolgte er ihren Rat. Tatsächlich bestand er die schwierige Mission - und nach einer weiteren Stunde ward es Zeit für ein Resümee.
"Also: Graphisch gar nicht so übel, obwohl man schon weit Besseres gesehen hat. Und das Genre wird auch nicht gerade neu erfunden, oder?" meinte er zu seinem alten Egon.
"Stimmt schon, aber darauf kommt´s ja nicht immer an. Schließlich zählen auch Atmosphäre und Gameplay."
"Komm mir doch nicht so. Atmosphärisch war hier nur der Dschungel-Level mit dem Scharfschützengewehr, den Rest kann man vergessen. Gut gefällt mir hingegen die realistische Wendung, daß ein Sniper nie alleine unterwegs ist, sondern immer einen Begleiter dabei hat - von wegen Windstärke und so."
Stille.
"Hallo, jemand zu Hause?"
"Ja, ja - ich hab´ nur kurz nachgedacht."
"Worüber denn?"
"Na, du hast doch sicher bemerkt, daß man das Spiel auch zu zweit spielen kann. Und da frage ich mich doch, ob der menschliche Begleiter auch so ein Superman ist wie der Computerkumpel."
"Wie meinst du das?"
"Dir ist doch sicher aufgefallen, daß dein Kamerad von den todesmutigen Japanern mit Bajonetten regelrecht aufgespießt wurde..."
"Ja, das war cool!"
"Hast du da nicht bemerkt, daß er trotzdem nie stirbt - auch wenn man dem Massaker minutenlang zuschaut? Irgendwie komisch, oder?"
"Da hast du recht. Vielleicht ein Programmierfehler - oder einfach nur Faulheit. Auf jeden Fall kann ich diesem Lumpen damit so richtig heimzahlen, daß er mir nicht den Rücken freigehalten hat."
"Weißt du was? Ich glaube, die Serie ist einfach nicht mehr das, was sie einmal war. Erinnerst du dich an die beiden ersten Teile? Die hatten das gewisse Etwas ... auch wenn die Graphik bei weitem nicht so flüssig war wie hier."
"Stimmt schon. Letztendlich ist 'Medal of Honor: Rising Sun' nur ein weiterer Aufguß eines an sich guten Spiels. Vielleicht hätte es ein paar Punkte mehr verdient, wenn ein Online-Modus integriert wäre."
"Aber dafür können auf der Xbox bis zu vier Spieler gegeneinander antreten, das ist doch wenigstens etwas", meinte der unsichtbare Freund beschwichtigend.
"Auch wieder wahr. Das Beste an dem Game ist in Wirklichkeit der Sound. Wenn man über die Anlage spielt, kommen die Surround-Effekte wirklich gut und nervenzerreißend laut. Trotzdem finde ich, daß sich ein Kauf nicht wirklich auszahlt - außer man ist ein richtiger 'MoH'-Fan mit Sammlerambitionen. Ich denke, ansonsten sollte man sich das Spiel zu Testzwecken vorher ausleihen, was meinst du?"
Keine Antwort. Sein Gesprächspartner war wieder einmal eingenickt. Also würde auch er sich jetzt noch ein Schläfchen gönnen...
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