Stories_Die Akte Roman Polanski

Zensuranschlag auf die "Ketzerbriefe"

Wenn sich eine Zeitschrift "Ketzerbriefe" nennt und mutig gegen Anpassung, Gehirnwäsche und Hexenjagden aller Art auftritt, kann es früher oder später nicht ausbleiben, daß die Inquisition in Form "besorgter" Berufsbetroffener ihr Haupt erhebt - und sich in Unterdrückung übt. Der EVOLVER unterstützt die "Ketzerbriefe" in ihrem unermüdlichen Kampf gegen Denk-, Sprech- und Schreibverbote - jetzt erst recht!    06.04.2010

Am 30.03.2010 erreichte uns - per Einschreiben mit Rückschein - eine Zensur-Drohung der "Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien" in Bonn. Der Stein des Anstoßes: die Nr. 157/158 unserer Zeitschrift "Ketzerbriefe", die "das schändliche Unrecht an Roman Polanski" thematisiert, über den neuesten Stand der äußerst erfolgreichen Solidaritätskampagne mit dem scheußlich mißhandelten und erpreßten Regisseur informiert, seine Verfolgung in Zusammenhang mit dem seit Jahren medial geschürten Kinderschänderwahn stellt und vor allem zahlreiche Leserzuschriften enthält, in denen offen über eigene sexuelle Erfahrungen als Kind und Jugendlicher und die Reaktionen der Erwachsenen darauf sowie über aktuelle Beobachtungen, die europaweit einheitlich auf US-Befehl durch gepeitschte Verschärfung des Sexualstrafrechts betreffend, berichtet wird.

 

Angstfrei und offen Fragen der Sexualität erörtern? Das darf nicht sein! So befanden jedenfalls einige Zwerg-InquisitorInnen der traditionell sozialdemokratisch regierten Stadt Bremerhaven, die den Antrag stellten, die besagte Nummer der "Ketzerbriefe" in die "Liste der jugendgefährdenden Medien" aufzunehmen. Dieser Antrag war an die Vorsitzende der "Bundesprüfstelle", Frau Monssen-Engberding, gerichtet, die uns die ungewöhnlich knappe Frist von einer Woche setzte - wohlgemerkt: kurz vor den Osterfeiertagen! - , um "Einwendungen" gegen das geplante Zensur-Verfahren vorzubringen. Die Adenauerei marschiert - aber diesmal europaweit! Lesen Sie den Antrag der ZensorInnen sorgfältig und lassen Sie sich den von Fehlern strotzenden, verquasten Text, die mit orthographischen und logischen Fehlern verseuchte Syntax auf der Hirnhaut zergehen. Uns erinnerte der Stil an Sprenger und Institoris, die Dominikanerpfaffen und Verfasser des berüchtigten "Hexenhammers", die zwar ebenfalls hundsmiserabel schrieben, dafür aber für die Ermordung Hunderttausender Menschen verantwortlich waren. Unlogik, sprachliche Unreinheit und Gewalt - vom Index librorum prohibitorum bis zur Existenzvernichtung oder zum Scheiterhaufen - bilden für Leute diesen Schlages eine Art heilige Dreifaltigkeit. Im folgenden finden Sie den dumpfbäckigen Antrag der nordischen Dunkelmänner und -frauen im Original (schon das Aktenzeichen klingt schön mittelalterlich: "51/94/Ketz"; wie das wohl im Spätmittelalter war? "Verfahren gegen Gretl Tennenberg wegen Zauberei und Teufelsbuhlschaft , Az. 49.651/16 Hex" vielleicht? - die Randkorrekturen und Bemerkungen stammen von uns), kommentarlos übersandt mit der Ankündigung des Verfahrens gegen uns, kurz und knapp, wie es sich gehört, eine territio verbalis (für Kenner) in klassischer Inquisitionsmanier.

 

Lesen Sie hier Faksimiles des Briefverkehrs mit den Zensoren und hier, wie Sie die Kollegen von der "Ketzerbriefe"-Redaktion unterstützen können.

Ketzerbriefe

Kommentare_

Walter - 06.04.2010 : 23.11
Alles im Einklang mit der Argumentation derer, die Pädophilie als etwas ganz Normales bisweilen Harmloses bezeichnen.

Nur: Was hat die Scheisse hier verloren?

ad Thema: Polanski hat sich schuldig bekannt mit 44 eine 1- Jährige gevögelt zu haben. Das ist für mich zumindest nicht okay. Geflohen ist er, als er Wind davon bekam, dass der zuständige Richter seine vorzeitige Entlassung revidieren wird, weil er ihn persönlich am Kieker hatte.

Ein verquertes Amerika rechtfertigt das aber nicht.
Walter - 06.04.2010 : 23.12
13-Jährige wäre das gewesen.
wtf - 07.04.2010 : 00.55
Unglaubliche Anbiederung an einen Sexualstraftäter, der sich niemals seiner Strafe gestellt hat. Allein deshalb ist die Verhaftung schon gerechtfertigt. Plustert Ihr euch auch so auf, wenn ein erwachsener Mann nach "einvernehmlichem Geschlechtsverkehr" mit einer 12-jährigen in den Bau muss? Seid Ihr solche Freigeister? Oder muss der dafür erst 'nen Oscar bekommen?

Übrigens: Bei so viel "US-Weltkaisertum" und ähnlichem Verschwörungsgejammer fehlt eigentlich nur noch das "(jüdische) Weltfinanzkapital". Und die Ära Adenauer haben wir dann doch hinter uns, sonst wäre unsere Zeit nicht so durchsexualisiert. Ihr dagegen scheint Euch diese Zeit zurückzuwünschen, damit Ihr ewig gegen die "verstaubte Moral" wettern könnt.
FU - 07.04.2010 : 09.22
Grüße an die berufsmäßigen Aufreger und Aufgeregtseier! Natürlich gibt es keine Verschwörung und schon gar kein US-Weltkaisertum, dafür sorgen doch schon Leute wie ihr perfekt, die jede blöde Gehirnwäsche fressen, die man ihnen medial in den Rachen stopft. Ob es jetzt "Islamisten", "Kinderschänder" oder die allgegenwärtigen "Neonazis" sind - ihr seid brav dagegen. Und ihr vermutet gleich auch Antisemitismus, wo gar keiner ist, aber mit der Keule läßt sich Widerspruch ja immer brav erschlagen. Daß man die "Ketzerbriefe" ausführlicher gelesen haben sollte, um zu wissen, wogegen sie sich in diesem Fall wenden (nämlich gegen die Inquisition, die wir jetzt gerade erleben, wo jeder Schwachkopf, der mit sechs Jahren als Sängerknabe eine Ohrfeige gekriegt hat, sich heute medial beklagt, "geschändet" und "mißbraucht" worden zu sein), wäre eine Voraussetzung, um dagegen zu sein. Aber man studiert ja eh die sogenannten Qualitätszeitungen, also genügen die üblichen Meinungsreflexe, oder?
Der "Fall" Polanski ist vielschichtig, hatte (wie einer der Kommentatoren so richtig schreibt) nicht nur mit der Tat des Regisseurs, sondern auch mit einem bestimmten Richter zu tun, der ihn vernichten wollte, wie man auch John Lennon vernichten wollte (und im Endeffekt vernichtet hat) und wäre längst verjährt, wenn die Weltherrscher nicht demonstrieren hätten wollen, daß die Schweiz und das ehemalige KZ-Opfer (seid ihr sonst nicht automatisch für die, Kommentarschreiber?) ihnen gehören, so wie alles andere und alle anderen auch. Das angeblich "geschändete" Mädchen Polanskis hat dem "Täter" längst verziehen, die perversen Hollywood-Parties laufen heute halt mit anderen Drogen und anderen kleinen Mädchen weiter - aber im Sinne einer perversen, durchkommerzialisierten, entfremdeten und dumm-verqueerten Sexualität (die in ihrer Verbohrtheit tatsächlich die neue Adenauerei ist) durfte man den Mann einfach nicht davonkommen lassen. Und das gemeine Volk, das einst vor jedem Scheiterhaufen begeistert mitbrüllte, erhebt auch diesmal wieder seine Stimme.
Jedenfalls: Polanski steht nicht für Kinderfickerei (oder die vielgeschmähte "Pädophile", über die man heute nur mehr in bestimmtem Kontext und mit einer bestimmten Meinung sprechen darf, ansonsten man gleich in Verdacht gerät - siehe auch die bösen Nazis, aber was, wahrscheinlich sind das eh dieselben, gell?). Er steht eher dafür, daß man einen Menschen zum wiederholten Male kaputtmachen will, wie einst Fatty Arbuckle (lest halt nach!) - und daß das geifernde Volk, angeführt von seinen giftig geifernden Halbgebildeten, ein solches Schauspiel immer liebt. Jedenfalls mehr als Filme, bei denen es unter Umständen nachdenken müßte ...
Finkelstein - 07.04.2010 : 10.27
Gescheites wtf!
Schon ein Blick auf die Ketzerbriefe-Autoren würde genügen. Aber bitte, vielleicht sind Sie ja selber Milliardär ...
Antonella - 08.04.2010 : 18.18
Audiatur et altera pars - kennen die Kommentatoren noch diesen Gurndsatz? Nein. Wer einen massenmordenden Neonazikinderschänder verteidigt muß ein massenmordender Neonazikinderschänder sein. Punkt. Wer im Fadenkreuz der Justiz ist, hat es verdient, schließlich sind wir ja ein ganz freiheitliche Demokratie. Und wer sich auf die Seite von der Justiz verfolgter stellt, ist daher ein Krimineller. Und Verschwörungstheoretiker. Und eigentlich auch Antisemit. Auch wenn das Opfer Jude ist...
Gerd D. - 20.04.2010 : 15.59
Ich weiss nicht, wenn man von "Schaändlichen unrecht" an einem bekennenden Kindershänder spricht, dann scheint da doch das moralische Weltbild deutlich schief zu hängen.
Sicher, normalerweise wäre die Tat längst verjährt, doch durch Polanskis Flucht vor der eigenen Verantwortung ist diese Verjährungsfrist aber auch ausgesetzt (was mit nichten heissen soll das ich eine verjährung für Sexualstraftaten auch nur im Ansatz für richtig hielte).

Die Frage ob die Strafverfolgung in diesem Fall etwas Persönliches ist oder nicht, ist doch im Grunde zweitrangig. Die verfolgung von NS-straftätern ist auch weitestgehend persönlich motiviert, das macht sie trotzdem nicht weniger gerechtfertigt.

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