Musik_Carlo Siliotto - The Punisher OST

Auge um Auge, Ton um Ton

Filmmusiksammler wollen´s ja gar nicht leicht haben: Während es den Soundtrack zum Vigilantenspektakel überall zu kaufen gibt, muß man den Original Score importieren.    07.09.2004

Als bekannt wurde, daß sich Hollywood im Rahmen des momentanen Comic-Verfilmungswahns auch am "Punisher" versuchen würde, waren die Sorgen der Anhängerschaft Frank Castles groß. Immerhin handelt es sich bei dem Rächer jenseits der Legalität wohl um den politisch unkorrektesten Helden im Marvel-Superhero-Universum. Und irgendwie hatte man auch die australische Low-Budget-Version Mark Goldblatts aus den Achtzigern liebgewonnen, in der Nordmannhüne Dolph Lundgren die Totenkopfdolche wetzte.

Im Kino erlebte man schließlich die große Überraschung: Regiedebütant Jonathan Hensleigh (u. a. Drehbuchautor des gelungenen "Die Hard: With a Vengeance") verhalf der Figur zu einem einwandfreien Sprung auf die Leinwand und lieferte eine eineinhalbstündige Achterbahnfahrt voll sarkastischer Sprüche, ausufernder - aber dennoch am Rande der Mainstream-Grenzen balancierender - Gewalt und einen gehörigem Schuß Selbstironie sowie schwarzen Humor.

Die zweite Überraschung stellt wohl die Wahl des Komponisten für einen Film dieses Kalibers dar. Verpflichtet wurde nämlich der in Popcorn-Kinokreisen eher unbekannte Italiener Carlo Siliotto, auf dessen Konto bis dato um die siebzig Filmkompositionen gehen, darunter für Werke von Carlos Saura oder Robert Makowitz.

Der gebürtige Römer lieferte eine feinfühlige Arbeit ab, die die innere Zerrissenheit Frank Castles mühelos einfängt, und punktet im Gegensatz zu seinen auf Bombast setzenden Kollegen mit einem melancholisch einprägsamen Hero-Medley.

Besonders hörenswert sind neben dem "Punisher"-Hauptthema die Tracks "The Massacre", "God´s Gonna Sit This One Out", "About Your Family" sowie "Otto Krieg" und "Call Me The Punisher". Ebenfalls auf der 30 Tracks umfassenden CD (mit über einer Stunde Laufzeit) enthalten: Verdis unsterbliches "La donna e mobile" und J. C. Loaders "Jelaous One".

Abgerundet wird der liebevolle Release von La La Land Records durch ein zwölfseitiges Booklet.

Jürgen Fichtinger