Musik_Metallica - St. Anger

Monströser Metal

Die in die Jahre gekommenen Hardrocker melden sich zurück - nach ihrer seichten Alkoholikerphase wieder mit wütendem Gitarrenlärm.    30.06.2003

Metallica machen es den Fans nicht leicht - und das, obwohl sie mit "St. Anger" genau das anliefern, was alle wollten: Metal, trashige Riffs, knüppelharte Drums. Paradox an der Rückkehr Metallicas zur harten Musik ist nur, daß sie nach dem Rauswurf von Bassist Jason Newsted, der genau das wollte, erfolgt. Scheinbar haben seine Ex-Bandkollegen (plus Nachfolger Robert Trujillo, Ex-Ozzy-Osbourne-Bassist) diese Einstellung übernommen, denn "St. Anger" klingt tatsächlich heftiger, als man erwartet hatte.

Zunächst muß man allerdings erst einmal mit dem gewöhnungsbedürftigen Sound warm werden, der allerdings auch den Charme dieser Platte ausmacht. Trotz Bob-Rock-Produktion klingt Lars Ulrichs Snaredrum nämlich, als würde er auf einem leeren Ölfaß spielen. Dazu kommen tiefergestimmte, fette Gitarren und ein James Hetfield, der im Old-School-Metallica-Style mehr schreit als singt. Das ist Garage für ein paar Millionen Dollar Produktionskosten.

Einzelne Tracks sind nicht hervorzuheben, die Platte wirkt als Ganzes: vertrackte, schwere Riff-Gewitter mit einprägsamen Quasi-Refrains und zum Teil fast trashigen Passagen. Der gemeine Metallica-Fan hört hier das, was er hören will.

Ein deutlicher Kritikpunkt ist aber das gänzliche Fehlen von Gitarrensoli und langsameren Parts. Das ist zwar konsequent, aber leider nicht zweckdienlich. Trotzdem haben Metallica seit fast 10 Jahren nicht so frisch und kreativ geklungen. "St. Anger" is some kind of monster that wants to set his anger free. Gut so.

Sebastian Baumer

Metallica - St. Anger

ØØØØ


Mercury/Universal (USA 2003)

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