Video_THX 1138 - Director´s Cut

Totalitarismus in Schwarz/Weiß

Man kann von "Star Wars" halten, was man will - George Lucas´ Regiedebüt sollte man aber trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb) gesehen haben.    04.10.2004

Bevor die millionenschwere Macht mit ihm war und er sich mit seinen Sternenkrieg-Filmen und Herrn Indiana Jones in den ewigen Olymp der Blockbuster-Gottheiten verabschiedete, hatte George Lucas bereits zwei Spielfilme gedreht. Der eine hieß "American Graffiti" und war ein nettes Filmchen über Teen-Probleme, der andere - "THX 1138" - ist seit kurzem als Director´s-Cut-Doppel-DVD erhältlich.

Die auf dem Lucas-Kurzfilm THX "1138:4EB" basierende SF-Dystopie handelt vom Leben im emotionslosen Raum. Sedative betäuben den Geist und treiben ihn gleichzeitig zu Höchstleistungen im Arbeitsdienst; Sex ist verboten. Die Grundbedürfnisse des Menschen werden in minimalistischer Manier per Holo-TV befriedigt. Dort gibt es statt Action-Filmen und Sensationsreportagen beispielsweise eine simple Sequenz, in der ein Roboter-Cop mit dem Schlagstock kühl und sachlich auf einen Menschen einprügelt. Wer sich gegen eine der vielen Regeln sträubt, wird eliminiert. Das generelle Motto in der unter der Erdoberfläche angesiedelten Stadt lautet in etwa "be productive, be happy", und alles dreht sich um Identitätslosigkeit, bürokratische Apparate und das Planbudget, das stets eingehalten werden muß. Sogar für die Strafverfolgung ist ein Limit vorgeschrieben; wird dieses überschritten, stellen die Behörden die Jagd kurzerhand ein. Zu sehen ist dies am Beispiel des Einwohners THX 1138 (Robert Duvall), der nach einer Konditionierung - er hatte sich in seine Zimmerbewohnerin LUH 3417 (Maggie McOmie) verliebt und den Sedativen entsagt - dem System zu entkommen versucht.

Let us be thankful we have an occupation to fill. Work hard, increase production, prevent accidents and be happy.

Dabei ist alles in strahlendem Weiß gehalten, lediglich die gesichtslose Robot-Exekutive kleidet sich schwarz. Göttlicher Beistand in Zeiten seelischer Not kommt bezeichnenderweise vom phrasendreschenden Tonband. Mit "THX 1138" hatte der talentierte Filmemacher dem Publikum scheinbar noch etwas zu sagen, bevor er sich mit späteren Werken ins Lichtschwerter-Märchenland verabschiedete, aus dem er bis heute nicht zurückgekehrt ist.

Die DVD verfügt natürlich über exzellente Bild- und Tonqualität - schließlich diente der Filmtitel als späterer Namensgeber des THX-Systems.

Der Film selbst wurde für den DVD-Release ordentlich herausgeputzt und in "Star Wars"-Tradition nachbearbeitet. Als Zusatzmaterial gibt es auf Disc 1 neben einem informativen und aufschlußreichen Audiokommentar von Lucas und Sounddesigner/ Koautor Walter Murch eine isolierte Geräuschspur, sowie in "Master Sessions" die Möglichkeit, sich von Murch die Hintergründe der Sound-Effekte erklären zu lassen.

Disc 2 eröffnet mit einer einstündigen Dokumentation über das legendäre American-Zoetrope-Studio. Mit dabei sind natürlich dessen Gründer Francis Ford Coppola sowie George Lucas, Steven Spielberg, Martin Scorsese, John Milius usw. usf. Es folgt ein halbstündiges " Making of THX-1138" sowie die Vintage-Featurette "Bald", bevor es schließlich George Lucas´ Studentenfilm "Electronic Labyrinth THX-1138 4EB" zu sehen gibt.

Alles in allem ist die vorliegende Edition also eine durch und durch gelungene DVD-Umsetzung des SF-Klassikers, wenngleich dem deutschen Release natürlich wieder einmal der in der US-Version enthaltene Begleittext fehlt. In diesem Sinne: "Blessings of the state, blessings of the masses" - und nicht vergessen "Buy now, buy more!"

Jürgen Fichtinger