Musik_Queens Of The Stone Age - Lullabies To ...

Spannungsfeld

Ist es der zuvor erfolgte Ausstieg von Bass-Weirdo Nick Olivieri, der diese Platte zum qualitativen Zwitter macht? Schwer zu beurteilen. Genauso wie dieser Langspieler.    12.04.2005

"Lullabies To Paralyze" paralysiert, hypnotisiert. Es ist der typische Queens-Sound, der hier durch die Boxen quillt, fast noch trockener und Roboter-artiger als sonst. "Little Sister", erste Single und gerade mal drei Minuten lang, hat das, was man Hitqualitäten nennt und ist exakt der Ohrwurm, den man erwartet, wenn man "Songs For The Deaf" in sein Herz geschlossen hat. Und dennoch: Die ansonsten perfekte Nummer birgt einen absichtlich eingefügten Schönheitsfehler in Form eines atonalen Gitarrensolos, das paradoxerweise direkt an das Song-Ende gesetzt wurde. Warum? Josh Homme experimentiert. Als nunmehr quasi Alleinverantwortlicher. Und das ist gleichzeitig Segen und Fluch dieses Albums.

Es folgt das alles überragende, weil sehr verschachtelte "Skin On Skin", bei dem man fast den Dunst- und Freundeskreis, der imaginär am Werk ist, spürt : Melissa Auf der Maur, Twiggy Ramirez, A Perfect Circle. Im fast schon Industrial-artigen, psychotischen "Someone's in The Wolf", einem verstörenden Siebenminüter, dominiert dann ein monotones Riff-Monster, das man so wohl eher von den Nine Inch Nails erwartet hätte. Das von der Instrumentierung her fast schon brutale "The Blood Is Love" steigert das Ganze nochmal. Dann aber trifft man auf der Reise durch diese Platte auf Songs wie die höhepunktlosen "Tangled Up in Plaid" oder "Burn The Witch", die die Band früher eindeutig besser umgesetzt hätten. Am deutlichsten wird der Riß in der Abschlußballade "Long Slow Goodbye", die gleichzeitig Ab- und Zuneigung hervorruft.

Kurzum: Eine extrem spannende und fast schon düstere Platte, die qualitativ zu heterogen ist, um sie pauschal als gut oder schlecht zu bewerten. Auch wenn die Band hier zum ersten Mal keinen hundertprozentigen Volltreffer gelandet hat, Diskussionsstoff bleibt sie.

Sebastian Baumer

Queens Of The Stone Age - Lullabies To Paralyze

ØØØ 1/2


Interscope/Universal (USA 2005)

 

Links:

Kommentare_

Musik
Team Sleep - Team Sleep

Schwebezustand

Jahrelang nur ein Gerücht, jetzt real: Das deutlich elektronisch orientierte Debüt des Deftones-Nebenprojekts wirft Fragen auf, beantwortet diese nur notdürftig und ist daher interessant.  

Musik
Ken – Stop! Look! Sing Songs of Revolutions!

Nebenschauplatz

Blackmail-Sänger Aydo Abay ist offenbar in Arbeitswut verfallen und wirft gleich zwei Platten seines Nebenprojekts auf den Markt. Zumindest beim "richtigen" neuen Album stimmt die Qualität.  

Musik
Mudvayne - Lost And Found

Identitätssuche, die dritte

Die New-Metal-Chamäleons versuchen auf ihrem Drittwerk die bisherigen Ausflüge in progressiven Rock und Metal zu einem schlüssigen Gesamtkonzept zusammenzuführen. Mit Erfolg.  

Musik
Queens Of The Stone Age - Lullabies To ...

Spannungsfeld

Ist es der zuvor erfolgte Ausstieg von Bass-Weirdo Nick Olivieri, der diese Platte zum qualitativen Zwitter macht? Schwer zu beurteilen. Genauso wie dieser Langspieler.  

Musik
Extol - Blueprint

Blaupause?

Wem die Funkstille Meshuggahs schon zu lange dauert, dem könnte diese Platte die Durststecke verkürzen. Fünf Norweger kombinieren die Attitude von Rush mit Mudvayne-Gitarren.  

Musik
... And You Will Know Us By The Trail Of Dead - Worlds Apart

Wundertüte

Durch Rekombination von Rock-Elementen entschweben T.O.D. berechenbaren Sphären. Eindrücke vom Weg zur Spitze.