Kino_School of Rock

Danger! High Voltage!

Wehe, wenn er losgelassen: ganz schön amüsant, wenn durch die geballte Jack-Black-Show eine Klasse halbwüchsiger Intelligenzbestien zu Schweinerockern mutiert.    05.02.2004

Auf den Leib geschrieben - das ist sie wohl, diese EINE Rolle, die Rolle, die für Jack Black den Aufstieg vom Wuchtln auflegenden Sidekick-Dasein ("High Fidelity", "Jesus´ Son") zur ungleich reputierlicheren Hauptdarstellerpräsenz abzustecken vermag. DIE Rolle, mit der er in Zukunft in erster Linie in Verbindung gebracht, wegen der er erkannt werden wird, jene in "School of Rock", einer liebenswerten Feel-Good-Comedy, die großteils auf der Grundlage von Blacks wuchtiger Performance funktioniert, von ihr lebt und zehrt.

Diese ausblendend bliebe nur unerheblich Hervorstechendes übrig: ein etwas durchschaubares und mit geringem Ausmaß an Subtilität voranschreitendes Drehbuch von Co-Star Mike White, eine überaus schematische, wenngleich sympathisch unaufgeregte Inszenierung von Indie-Ikone Richard "Slacker" Linklater, der - nach einigen, für den Massengeschmack als zu schwierig abgehandelten Projekten wie "Tape" oder "Waking Life" - hiermit wieder lichtere Box-Office-Höhen erklimmen durfte, und eine beherzt eingewobene Botschaft vom gegenseitigen Verständnis im Konflikt von Lebensentwürfen; alles geschenkt.

"School of Rock" ist Jack Black, weil Jack Black Dewey Finn ist, also eigentlich genau einer jener Linklater-typischen Proto-Slacker, ein erfolgloser Musiker, der sich ambitionslos von Tag zu Tag hangelt, um dann plötzlich von der kreuzbiederen Freundin/Schreckschraube seines Wohnungskollegen vor die Entscheidung gestellt zu werden, endlich seinen Mietanteil aufzutreiben oder auszuziehen. Daraufhin nimmt er einen Job als Aushilfslehrer an einer Elitegrundschule an und sieht sich damit konfrontiert, überehrgeizigen Zehnjährigen Mathematik und Geschichte beibringen zu müssen. Wovon der notorische Kindskopf natürlich weniger Dunst hat als von - eben - Akkordfolgen und Rockgeschichte. Der Rest, den sich jeder einigermaßen phantasiebegabte Leser ausmalen können dürfte, ist - wie erwähnt - in einem Ausmaß formelhaft, wie es Mr. Tenacious Ds Leistung eben nicht ist. Wenn Vollblutdarsteller Black im High-Energy-Mode quasi als hyper-überdrehtes Klamauk- und Gravitationszentrum im Bild ist (und das ist er gottlob beinahe immer), dann lebt der Film. Von einer der wenigen authentischen Typen im Filmzirkus, von einem, der allein über seine schiere physische Präsenz imstande ist, das gewisse Etwas an Irrwitz aufzubauen wie seit wahrscheinlich John Belushi keiner mehr, von einem, der sich hier gefunden hat, in einer Rolle, die ihm wie auf den Leib geschrieben ist.

Wer sich jetzt immer noch nicht vorstellen kann, was ihn erwartet, der sollte dringendst das Foo-Fighters-Video zu "Low" (siehe Link) nachholen, eine um Suff, Exzeß und Travestie erweiterte Lektion aus der "School of Rock" mit den alten Schweinerockern Grohl und Black. Let There Be Rock, yesssss!

Christoph Prenner

School of Rock

ØØØØ

(The School Of Rock)


USA 2003

108 Min.

deutsche Fassung und engl. OF

Regie: Richard Linklater

Darsteller: Jack Black, Joan Cusack, Mike White u. a.

Links:

Kommentare_

Kino
Viennale 2012/Journal III

Me vs. The Mob

Im finalen Teil der EVOLVER-Festival-Berichterstattung müssen sowohl Woody Harrelson als auch Mads Mikkelsen mit einem ihnen feindlich gesinnten Umfeld fertig werden - freilich aus ganz unterschiedlichen Gründen. Hereinspaziert in "Rampart" und "Jagten".  

Kino
Viennale 2012/Journal II

Sehen und Raunen

Alte Helden, neue Helden: Takeshi Kitano findet in "Autoreiji: Biyondo" langsam wieder zu seiner Form zurück, verheddert sich aber letztlich zu sehr in der Handlung. Dafür darf Ben Wheatley nach "Sightseers" endgültig in die Riege der erstaunlichsten europäischen Regisseure aufgenommen werden.  

Kino
Viennale 2012/Journal I

Perspektiven-Rausch

Bleibende Eindrücke der ersten Viennale-Tage: Die akribische Doku "Room 237" zerlegt "The Shining" in alle Einzelbilder, die große Matthew-McConaughey-Schau "Killer Joe" dafür Hendln in mundgerechte Portionen.  

Kino
Das Bourne Vermächtnis / Interview Jeremy Renner

Der zweite Mann

Plötzlich A-List: Spätestens seit seinen Auftritten im "Avengers"-Film und im vierten "Mission: Impossible"-Teil gilt Jeremy Renner als Hollywoods kommender Superstar, auch wenn er darin eher nur in der zweiten Reihe stand. Im aktuellen "Bourne"-Sidequel spielt er nun auch erstmals in einem Blockbuster die Hauptrolle - zumindest so lange, bis Matt Damon wieder zurückkehrt. Der EVOLVER hat den 41jährigen zum Interview getroffen.  

Kino
/slashfilmfestival 2012

Sieben /slash-Schönheiten

Daß das /slashfilmfestival im Wiener Filmcasino eine gar nicht genug zu lobende Bereicherung der heimischen Kinolandschaft darstellt, hat sich längst herumgesprochen. Der EVOLVER stellt ausgewählte Glanzlichter des dritten Durchgangs vor.  

Kino
Viennale 2011/Journal III

Sturm und Zwang

Das dritte und letzte Kapitel unserer Viennale-Berichterstattung steht im Zeichen der Unruhe vor dem Sturm - und damit der beeindruckendsten Arbeit des Festivals: "Take Shelter".