Kino_Insomnia

Schlaflos in Alaska

Wenn die Sonne nicht mehr untergeht, kann man als übermüdeter Polizist schon einmal versehentlich einen Kollegen erschießen. Aus irgendeinem Grund glaubt man das Norwegern aber dann doch mehr als Amerikanern.    10.10.2002

Um einer drohenden Dienstaufsichtsuntersuchung zu entgehen, werden Detective Will Dormer (Al Pacino) und sein Kollege Hap aus der kalifornischen Heimat nach Nightmute - einem Kaff im Alaska mit saisonbedingter Mitternachtssonne - beordert, um dort den brutalen Mord an einem jungen Mädchen aufzuklären. Beim mißglückten Versuch, den Täter in eine Falle zu locken, erschießt Dormer im dichten Nebel scheinbar versehentlich seinen Partner. Aus Angst, man könne den Todesfall in Zusammenhang mit der geplanten Aussage Haps vor der Dienstaufsicht bringen, manipuliert er Indizien und schiebt die Tat dem Mädchenmörder unter. Bis sich eben dieser, der Bestsellerautor Walter Finch (Robin Williams), als Tatzeuge bei ihm meldet und ihn unter Druck setzt. Die subtilen Psychospiele, der durch das ständige Tageslicht hervorgerufene Schlafentzug und bittere Selbstzweifel veranlassen den angeschlagenen Dormer, sich auf fragwürdiges Gebiet vorzuwagen. Und schließlich schöpft auch noch die überambitionierte Dorfpolizistin (Hilary Swank) Verdacht.

Wohl auch wegen der enormen Erwartungshaltungen nach seinem Neo-Film-noir-Meisterwerk "Memento" bewegt sich Christopher Nolan diesmal auf ähnlichem, wenngleich konventionellerem Thriller-Terrain. In seinem Remake eines norwegischen Films geht es ebenfalls um verzerrtes Realitätsempfinden, und dank der formidablen Leistungen der Hauptdarsteller entstand daraus elegantes Suspense-Kino. Nur das Ende wurde leider wieder allzu hollywoodianisch zurechtgebogen.

Christoph Prenner

Insomnia


USA 2002

118 Min.
dt. Fassung und engl. OF
Regie: Christopher Nolan
Darsteller: Al Pacino, Robin Williams, Hilary Swank u. a.

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