Musik_The Killers - Hot Fuss

Viel Lärm um viel

Killing us softly with these songs: Obwohl sie aus Las Vegas kommen, haben sich diese Newcomer nicht dem Wüstenrock, sondern elegantem Eighties-Pop verschrieben. Mörderisch gut.    04.10.2004

Eine Plattenkritik als Unschärferelation. Wie nähert sich der Rezensent einem Album, das sich seit Monaten in seinen Gehörgängen festgesetzt hat (im Falle der mächtigen Singles "Somebody Told Me" und "Mr. Brightside" noch etwas länger) und durch die Veröffentlichungspolitik der mitteleuropäischen Plattenfirma-Dependancen mit knapp viermonatiger Verspätung erscheint? Dessen luftige Pop-Grandezza ihm untrennbar mit der Atmosphäre lauer Sommernächte verschmolzen ist? Das also ohne Rückgriff auf die Gefühlsebene rein musikklugscheißermäßig gar nicht mehr so recht erörtert werden kann? Vor allem jetzt, wo Kälte und Dauerregen unaufhaltsam Einzug gehalten haben ... Doch schließlich ist "Hot Fuss", das Objekt der Begierde, ja immer noch da und soll nun so wenig differenziert wie möglich umschwärmt werden.

Doch Ausdifferenzierung ist so und so nicht das Ding der Killers. Schließlich kommen sie aus Las Vegas und sind dadurch wohl schon per se einer gewissen Neigung zur schönen und glatten Oberfläche verpflichtet - was sich auch 1:1 auf dieses, ihr erstes Album übertragen läßt. Mit "ziemlichem Wirbel" (den schon der Albumtitel verheißt) schmeißt sich das Quartett um den 22jährigen Sänger Brandon Flowers an das Erbe einer Zeit heran, in der Popsongs noch im grellen Neonlicht der Clubs strahlen und ebenso für den Kater des nächsten Morgens geeignet sein durften - einer Zeit, in der die New Wave noch nicht zur Karikatur ihrer selbst geworden war. The Killers arbeiten sich mit einer Selbstverständlichkeit ab an vielem, was in den Achtzigern gut und wichtig war: dem glamourösen Pop-Entwurf von Duran Duran, dem Sehnen und Schwelgen von The Cure, dem cleveren Melodievertrauen von New Order. Und doch schwingt auch immer wieder eine Spur von frühem Britpop, ein Hauch von abgehangenem Soul ("I´ve got soul but I´m not a soldier", gospelt Flowers in "All These Things That I´ve Done") mit, sodaß man der Band keinen Strick wegen übertriebener (Eighties-) Retro-Seligkeit drehen kann. Einzelne Stücke als besonders hervorstechend herauszugreifen ist bei der Dichte an potentiell als Single und für anderweitigen Einsatz (Ohrenzeugen berichten von massiver The-Killers-Beschallung bei den TV-Übertragungen der diesjährigen Olympischen Spiele) verwertbarem Material auf "Hot Fuss" ein Ding der Unmöglichkeit, denn - entschuldigen Sie bitte das aufgelegte Wortspiel - Killer sind sie allesamt. Auch bei Mieswetter und schlechter Laune.

 

The Killers live:

Wann: Fr., 25. 2., 20 Uhr

Wo: Arena Wien, Baumgasse 80, 1030 Wien

Christoph Prenner

The Killers - Hot Fuss

ØØØØ 1/2


Island/Universal (USA 2004)

 

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