Print_Lucas Bahl - Das Amulett der Keltenfürstin

Leichen im Keltenkeller

Eine 2500 Jahre alte Frauenleiche im Forchheimer Pfalzmuseum wird vom Autor ihrer Anonymität entrissen. Er stattet sie mit einer neuen Identität aus und versetzt sie in ein faszinierendes Intrigenspiel um Macht, Einfluß und das Ringen um persönliches Glück.    14.09.2011

Mögest du die hellen Fußstapfen des Glücks finden

und ihnen auf dem ganzen Weg folgen.

(irischer Segenswunsch)

 

If you are born in a stable - does not mean you’re a horse!

(Busfahrer in Dublin)

 

Ilagana ist das einzige überlebende Kind des Fürsten von Menosgada, sein sehnlicher Wunsch nach einem männlichen Erben bleibt unerfüllt. Ilaganas geliebte Mutter stirbt im Kindbett, Einsamkeit und ein nagendes Gefühl von Schuld quälen das junge Mädchen. Einzig die mystische Welt der Druiden und ihre geheimnisvollen Bräuche bieten ihr Zuflucht.

Umso bitterer trifft es sie, daß Marbon, der von ihr verehrte Druide, ihren Jugendfreund Nomrir als Schüler auswählt und sie übergeht. Ilagana zieht sich noch weiter in ihre Einsamkeit zurück und findet in einem jungen Luchs, dem sie das Leben rettet, einen Gefährten, der ihr eine Ahnung von Geborgenheit und Freundschaft vermittelt.

 

Ihre besondere Verbundenheit mit Konly, dem Luchs, weckt Marbons Aufmerksamkeit. Als sie schon lange nicht mehr damit gerechnet hat, macht ihr der Druide das Angebot, sie auszubilden. Ilagana scheint am Zeil ihrer Träume zu sein.

Doch nach einigen Jahren, die sie als gelehrige und begabte Schülerin an der Seite Marbons verbringt, überschlagen sich sie Ereignisse.

Das benachbarte Ehrwal verliert Munkir, seinen Fürsten. Kurz vor seinem Tod ernennt er seinen Sohn Blenke zum Nachfolger. Zweifel kommen auf, ob Blenke diesem Amt gewachsen ist; besonders Farar, ein Händler adeliger Herkunft, unternimmt alles, um diese Zweifel zu schüren. Ein Götterurteil wird angesetzt, ein Zweikampf, der die Machtverhältnisse klären soll. Farar gewinnt, nicht auf ehrliche Weise, aber Götterurteil ist nun mal Götterurteil, und somit ist er der neue Herr von Ehrwal.

Dieser Verrat darf nicht ungesühnt bleiben. Marbon befragt das Orakel und wählt Ilagana aus, den Emporkömmling zu töten ...

 

Lucas Bahl hat mit der Figur der Ilgana eine würdige Nachfolgerin einer Medb von Connacht geschaffen, zugleich Göttin und Herrscherin, deren Kriegsglück wiederum in den Händen der Göttin Morrigan liegt, die für Tod und Zerstörung zuständig ist - verbunden mit einer ausgeprägten Sexualitat, somit eine explosive Mischung.

Derlei dürfte dem Autor nicht fremd sein, war er doch fünfzehn Jahre lang Redakteur, Herausgeber und Verleger von Magazinen wie "Schwermetall" (das freut die Heavy-Metallerin ganz besonders) und den beliebten "U-Comix". Seit 2001 arbeitet er als freischaffender Autor und Journalist, betreut die Perry-Rhodan-Hörspielreihe, schreibt Kurzgeschichten und hat bereits einen historischen Roman ("Der Basilisk von Forchheim") veröffentlicht.

 

"Das Amulett der Keltenfürstin" ist leichtfüßig erzählt, eignet sich als Strandlektüre (wie in meinem Fall) genauso wie fürs stille Kämmerchen.

Das heißt aber nicht, daß auf Tiefgang verzichtet wird, ganz im Gegenteil; denn im Lauf der Ereignisse stellt sich immer deutlicher heraus, daß das "wirkmächtigste" Schmuckstück der Protagonistin ihre Unerschrockenheit ist, ihr unbedingter Wille, sich nicht einem vorgefertigen Lebensentwurf auszuliefern, sondern um die eigene Geschichte zu kämpfen.

Unter Einsatz, und darauf liegt die besondere Betonung, des eigenen Lebens.

Claudia Jusits

Lucas Bahl: Das Amulett der Keltenfürstin

ØØØØØ

Ein historischer Roman

Leserbewertung: (bewerten)

Linus Wittich KG (D 2011)

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