Platten_Lamb Of God - Ashes of the Wake

Gitarren statt Harfen

Jungspunde spielen oft die Musik jener Bands nach, deren Fans sie sind. Es gibt aber auch welche, die weitaus vielschichtiger ans Werk gehen.    25.09.2004

Lamb Of God sind nicht so sanftmütig, wie der Name impliziert. Das weiß die eingeschworene Headbanger-Gemeinde schon längst, und vielleicht werden noch mehr Leute davon wissen, wenn ihr Major-Debüt "Ashes of the Wake" erscheint. Denn da gibt´s kein sanftmütiges Starren und keine Harfenklänge. Die Musiker von Lamb Of God sind alles andere als Engerln, vielmehr haben ihre Augen wütende Blicke, und statt Harfen schnallen sie sich lieber E-Gitarren um und reißen Riffs aus deren Saiten heraus, die Petrus vom Himmelstor stürzen lassen können.

Nachdem sich die fünf Jungs aus Virginia nichts von ganz weit oben sagen lassen, funktionierte es natürlich auch weiter unten - also in der Epic-Chefetage - nicht ... falls da überhaupt jemand etwas gegen die kompromißlosen Thrash-Metal-Klänge anzumerken wagte. Willie Adler und Mark Morton vergewaltigen ihre Gitarren, während sich Chris Adler hinter dem Schlagwerk den letzten Rest Seele aus dem Leib schwitzt und gekonnt Doublebass-Gewitter losläßt, und John Campbells präzise seine Baßläufe hineinbrettert. Der wichtigste Mann ist natürlich der Fronter - und Randy Blythe kotzt sich seine apokalytpischen Ansichten aus dem Leib, grölt lautstark über die Stille und erzählt von Patrioten und Märtyrern. Der Bandsound ist perfekt, die Abwechslung findet sich nicht in den ruhigen Passagen wieder, sondern in den verschiedenen Riffs, den pointierten Breaks, wimmernden Gitarren und Randys Gesang.

Ohne Schnörksel oder unnötige Beimengungen knallen uns Lamb Of God gut gemachten Thrash-Metal um die Ohren, wie ihn vielleicht nicht einmal mehr ihre Vorbilder zusammenbringen. Zwei ihrer Helden beehren die harten Lämmer im Instrumental und Album-Namensgeber "Ashes of the Wake": Chris Poland, der wieder mit Dave Mustaine an der neuen Megadeth arbeitete, und Alex Skolnick, der den Testament-Sound mit seiner Gitarre veredeln durfte.

Das neue Album macht klar, daß Lamb Of God zu Recht seit Jahren Aushängeschild der amerikanischen Thrasher-Szene sind. Fragen? Eher nicht, denn da bleiben keine offen.

Milan Knezevic

Lamb Of God - Ashes of the Wake

ØØØ 1/2


Epic/Sony

(USA/27. 9. 2004)

 

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