Sherlock Holmes - Das Geheimnis des silbernen Ohrrings
ØØØ
(Frogwares/dtp Entertainment AG)
Wollten Sie schon immer in die Haut des berühmten Meisterdetektivs schlüpfen oder Jules Vernes Welten erkunden? Zwei neue Adventures bieten dazu Gelegenheit. 03.02.2005
Als Liebhaber guter Adventures befindet man sich auf einer permanenten Durststrecke. Während für Fans von 3D-Shootern oder Echtzeitstrategie-Spielen ständig brauchbarer Nachschub veröffentlicht wird (dessen technische Anforderungen den soeben erstandenen PC oftmals gleich wieder als Antiquität outen), trauert die Adventure-Fangemeinde immer noch Spielen wie "Gabriel Knight" oder anderen Uralt-Sierra- oder Lucas-Arts-Klassikern bzw. deren Sequels nach. Wirklich brauchbare Genre-Nachfolger gab es in den letzten Jahren kaum.
Vor kurzem sind knapp hintereinander gleich zwei neue Games erschienen, beide basieren mehr oder weniger auf Klassikern der phantastischen Literatur.
In Sherlock Holmes - Das Geheimnis des silbernen Ohrrings spielt man Sir Arthur Conan Doyles legendäre Schöpfung, den Meisterdetektiv Holmes, sowie natürlich Sidekick Dr. Watson. Bei einer High-Society-Veranstaltung wird ein reicher Geschäftsmann erschossen. Der Verdacht fällt sogleich auf das Töchterlein, die zufällig genau dort stand, wo der tödliche Schuß voraussichtlich abgegeben wurde und mit dem Herrn Papa ohnehin auf Kriegsfuß stand. Doch Holmes weiß es natürlich besser und so gilt es an Ort und Stelle Beweise zu sammeln und Leute zu befragen um den wahren Mörder zu finden. Während man als Holmes das Haus nicht verlassen kann, lenkt man auch Watson, der dieselben Aufgaben außerhalb der Mauern wahrnimmt. Sind alle Pflichten erledigt, kann das Anwesen verlassen werden und das eigentliche Abenteuer beginnt, währenddessen man immer wieder abwechselnd als Holmes oder Watson forschen muß. Nach jedem Tag gibt es ein Quiz zu bestehen, bei dem den Fragen die entsprechenden Beweise, Dokumente oder auch Gesprächsaufzeichnungen zugeordnet werden müssen.
Trotz ansprechender Graphik und klassischer Musik, bleibt das Spiel leider stets steril, wirkliche Schaueratmosphäre oder Spannung entsteht nur selten. Hinzu kommt, daß in der deutschen Sprachfassung Holmes mehr nach einem ausgewachsenem Mitglied der "Drei Fragezeichen" klingt, als nach Christopher Lee, dessen Aussehen auch die Spielfigur nachempfunden ist. Statt wahrer Adventure-Rätsel sind es mehr mathematische Aufgaben oder andere Denksporträtsel, die den Spieler auf Trab halten, der Rest besteht - bis auf einige Echtzeit-Action-Sequenzen - aus simplem Durch-die-Räume-Klicken, bis nichts mehr übrig ist. Das trübt trotz gelungener Story den Spielspaß und wirkt auf Dauer ermüdend.
Ganz anders Die Rückkehr zur geheimnisvollen Insel. Das First-Person-Adventure spielt auf einer einsamen Insel und läßt in atmosphärisch gekonnt umgesetzten Jules-Vernes-Reminiszenzen schwelgen. In der Rolle der toughen Abenteuerin Mina strandet man auf dem Eiland und findet außer einem leeren Strand und ein paar Affen erst einmal nur Leere vor. Zu allem Überfluß funktionieren weder Handy noch der eingebaute GPS-Sender und auch Minas leerer Magen macht sich rasch bemerkbar. Nachdem das Problem der Nahrungsversorgung gelöst ist und man sich erfolgreich einen Weg durch das Dickicht gerätselt hat, fängt der Spaß erst richtig an, denn neben mysteriösen kleinen Erdbeben, verlassenen, aber einst glasklar bewohnten Ruinen, erscheint Mina eines Nachts auch noch ein Geist. Bald ist klar: Sie ist nicht die erste, die hier Robinson Crusoe spielen darf, Kapitän Nemo war mit seiner Nautilus bereits vor Jahrzehnten zugegen.
Von Anfang an nimmt einen die "Rückkehr zur geheimnisvollen Insel" gefangen und bietet neben gelungenen Adventure-Rätseln interessante Kombinationsmöglichkeiten von Gegenständen und sogar unterschiedliche Lösungswege, um ans Ziel der Reise zu kommen. Dabei wird man bei bestimmten erreichten Punktezahlen stets mit ein paar Zeichnungen belohnt, die erfolgreiche Handlungsschritte illustrieren.
Fazit: Ein rundum gelungener Spielpaß, der ausgehungerte Adventure-Fans für ein paar unterhaltsame Stunden an den Bildschirm kettet. Lediglich die Spieldauer hätte von den Entwicklern etwas weitläufiger gestaltet werden können (nach knapp zehn Stunden ist bei entsprechendem Geschick alles überstanden).
Sherlock Holmes - Das Geheimnis des silbernen Ohrrings
ØØØ
(Frogwares/dtp Entertainment AG)
Die Rückkehr zur geheimnisvollen Insel
ØØØØ
(Kheops Studios/The Adventure Company/SevenM)
Es knallt, es kracht - und es wird esoterisch. Zücken Sie die Fernbedienungen und lehnen Sie sich für unsere Heimkinoempfehlungen gemütlich im Fernsehsessel zurück.
Der große, böse Wolf kommt neuerdings aus Israel, Roy Battys Low-Budget-Nachfolgerin dafür aus Großbritannien. Dazwischen tummeln sich die Anarcho-Trickfilmfiguren Ren und Stimpy, US-Sexualforscher sowie jede Menge Genrekost.
Lernen Sie, wie man am besten durch Drogen reich wird. Sehen Sie zu, wenn Orson Welles mit Charlton Heston Schlitten fährt. Oder reisen Sie mit den Mystic Knights of the Oingo Boingo per Anhalter durch die Heimkino-Galaxis.
Arm gegen reich, Profitgier gegen Rückgrat - und natürlich jede Menge Blei: unsere aktuellen Heimkinoempfehlungen sind angerichtet.
"Well, do ya, punk?" Eine amerikanische Doku widmet sich dem Verfasser dieser Zeilen. Wem das nicht gefällt, der darf mit Quentin Dupieux Hundefänger spielen oder den Fernsehabend mit Dr. Lecter verbringen. Wohl bekomm´s!
Mel Gibson ist auf der Flucht, Sly Stallone auf der Jagd - während Michael Shannon und Chloë Sevigny den Finger stets am Abzug haben und Kevin Spacey im Weißen Haus nicht nur die Puppen tanzen läßt.
Kommentare_