Games_Operation Flashpoint: Dragon Rising

Wirklicher wird´s nimmer

Der Vorgänger galt lange Zeit als die beste PC-Kriegssimulation. Nun will Codemasters mit einem martialischen Ausflug ins Drachenreich auch den Konsolenbereich erobern. Unser kampferprobter Redakteur zieht für den EVOLVER in die letzte Schlacht.    10.11.2009

China 2012: Der enorme Wirtschaftsaufschwung der jüngsten Vergangenheit hat im Reich der Mitte zu einer katastrophalen Ressourcenverknappung geführt. Wie in solchen Zeiten üblich, nützen militärische Hardliner die Gunst der Stunde und übernehmen kurzerhand die Kontrolle über das Land. Nachdem die Machtbasis in den heimischen Gefilden gesichert ist, besetzt die chinesische Armee kurzerhand die Insel Skira, unter der gigantische Erdölvorkommen vermutet werden.

Der Haken an der Angelegenheit: Die Insel gehört eigentlich zu Rußland, und die ehemaligen Genossen im Geiste sind von der Aktion nicht unbedingt begeistert. Aber wer macht sich schon gern die Hände schmutzig, wenn er doch einen Dummen hat, der freiwillig immer wieder seine eigenen Jungs und Mädels in irgendwelche bizarren Gegenden schickt, um sich dort erschießen zu lassen? Die eigenen Panzerdivisionen sehen ja wesentlich besser aus, wenn sie blitzblank poliert vor dem Kreml herumstehen, als auf dem Feld der Ehre zu verdrecken. Also ruft man - wie üblich, wenn irgendwo ein nutzloser Krieg geführt wird - die US-Armee zu Hilfe.

 

"Operation Flashpoint: Dragon Rising" wirbt damit, die realistischste Kriegssimulation zu sein, die je in Form eines Videospiels erhältlich war. Bereits nach den ersten Sekunden ist man geneigt, dieser Behauptung Glauben zu schenken. Da die regulären Truppen des amerikanischen Militärs ja auch in Wirklichkeit miserabel auf Kampfeinsätze vorbereitet werden, verzichtet "Operation Flashpoint" zum Einstieg gleich einmal auf ein Tutorial, das diesen Namen verdient hätte. Zum Ausgleich für das fehlende Training wird man allerdings mit einer Menüvielfalt verwöhnt, die im Konsolenbereich bislang einzigartig ist. Dutzende Kombinationen warten nur darauf, vom Spieler erforscht zu werden, was besonders in der Hitze eines Feuergefechts zu den erstaunlichsten Ergebnissen führen kann.

Ein weiterer Beweis für die Realitätsnähe des Spiels ist das Verhalten der eigenen KI-Kameraden. Genauso planlos wie der Spieler in den ersten Minuten verhalten sich auch die digitalen Mitstreiter; allerdings sind sie - im Gegensatz zum Spieler - leider nicht lernfähig. Man kann sich ziemlich gut darauf verlassen, daß die Kameraden in unbedenklichen Situationen stets perfekt reagieren werden, ihr militärischer Drill sich jedoch total verflüchtigt, sobald scharf geschossen wird. Vor allem die Wegfindung sorgt immer wieder für Heiterkeit - zumindest, wenn man es witzig findet, langsam zu verbluten, während der eigene Sani weite Kreise um einen zieht, immer auf der Suche nach der idealen Route zur verletzten Spielfigur. Einen nicht zu unterschätzenden Vorteil haben die Kollegen allerdings: sie sind mit Augen gesegnet, die auch den scharfsichtigsten Adler neidig machen würden. Mit atemberaubender Regelmäßigkeit entdecken sie getarnte Feinde auf 200 Meter Entfernung. Nachts. Im dichten Gestrüpp. Und teilweise sogar in Gebäuden. Das ist ein gewaltiger Vorteil, wenn man bedenkt, daß der normal kurzsichtige Spieler besagten Feind zumeist erst dann wahrnimmt, wenn er von ihm erschossen wird.

 

Nun könnte man meinen, daß nach all diesen Erfahrungen ein weiter Bogen um "Operation Flashpoint: Dragon Rising" die beste Route wäre. Wenn man jedoch bereit ist, eine außergewöhnlich lange Eingewöhnungsphase zu überstehen, braucht man keineswegs vor dem Game zu flüchten. Allen Unzulänglichkeiten zum Trotz ist "Dragon Rising" nämlich ein ausgezeichnetes Spiel, das eine riesige Spielwelt und nahezu völlige Freiheit bei der Erfüllung der Missionsziele bietet. Es erfordert taktisches Verhalten und Planung in einem Ausmaß, das auf Konsolen nie zuvor zur Verfügung stand. Man kann Stunden damit verbringen, die nächste Mission zu planen und die Umgebung zu erkunden, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.

Besonders im Multiplayer-Modus ist "Operation Flashpoint: Dragon Rising" ein exzellentes Erlebnis. Mit vier Spielern in einer Koop-Kampagne läuft das Spiel zu einer Höchstform auf, die nur von ganz wenigen anderen Konsolentiteln erreicht wird. Auch hier steht taktische Planung ganz klar im Vordergrund, weshalb das Spiel mit drei Freunden sicherlich anregender und spannender ist als mit völligen Fremden. Freunde von Multiplayer-Spielen können also getrost zugreifen; Offline-Spieler sollten den Titel vorher antesten.

Benjamin Mann

Operation Flashpoint: Dragon Rising

ØØØØ 1/2

Single Player: ØØØ

Leserbewertung: (bewerten)

(Codemasters)

 

erhältlich für: Xbox 360, PS3, PC

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