Games_Stranglehold

Hongkong goes Games

Familienfreundlich? Nein, danke! Shooter eigneten sich noch nie richtig dazu, einen geselligen Abend im Kreis der Liebsten zu verbringen. Dieser stellt keine Ausnahme dar. Im Gegensatz zu anderen Genrevertretern geht es im John-Woo-Digitalverschnitt jedoch weniger darum, wieviel man killt, sondern, wie cool man killt.    26.11.2007

Ganz stimmt das mit der alles entscheidenden Coolness natürlich nicht: In "Stranglehold" ist es sogar extrem wichtig, wieviel man killt. Aber mindestens genau so wichtig ist es, dabei so cool wie möglich zu agieren. Ein Kopfschuß aus zehn Metern Entfernung? Gähn. Innerhalb kürzester Zeit aus vollem Lauf drei Gegner mit gezielten Salven zur Strecke bringen? Amüsant, aber auch nicht abendfüllend. Mit zwei halbautomatischen Pistolen ein komplettes SWAT-Team ausrotten, während man das Rückgrat eines Dinosaurierskeletts hinabrutscht , anschließend einen gigantischen Hechtsprung abliefern und im Flug noch schnell vier weitere Existenzen beenden? Willkommen bei "Stranglehold"!

Der Spieler schlüpft in die Rolle des wohl genialsten Action-Filmhelden aller Zeiten: Inspector Tequila aus John Woos Meisterwerk "Hardboiled". Die Entwickler haben sich größte Mühe gegeben, das Flair des Films so gut wie möglich auf die Konsole zu übertragen. Man kann ohne Übertreibung sagen, daß sie dabei ausgezeichnete Arbeit geleistet haben. Das Ausmaß der Zerstörung, die man im Spiel verursachen kann, kann sich sehen lassen und muß sich vor der Konkurrenz keineswegs verstecken. Besonders motivierend wird die Orgie der Vernichtung durch die Tatsache, daß für jedes zerstörte Teil ein Punktebonus vergeben wird, der obendrein noch Auswirkungen auf die Bewertung am jeweiligen Level-Ende hat.

 

Doch selbst die schönste Zerstörung der Umgebung macht auf Dauer keinen Spaß, wenn man sich mit den digitalen Schurken keine brauchbaren Schußwechsel liefern kann. Glücklicherweise liefert "Strangehold" auch in diesem Bereich Action-Kost vom Allerfeinsten, ermöglicht durch den massiven Einsatz von "Bullet Time", den berühmt berüchtigten Zeitlupenaktionen, die erstmals bei "Max Payne" das Spielerherz erfreuten. Im Unterschied zu anderen Titeln kann man bei "Stranglehold" dieses Feature (im Spiel witzigerweise "Tequila Time" genannt) nicht nur manuell auslösen, sondern das Game schaltet automatisch in den Modus, sobald der Spieler irgendeine stilvolle Tötungsaktion unternimmt - und durch das geniale Leveldesign herrscht kein Mangel an Möglichkeiten, diese Style-Kills durchzuführen.

"Stranglehold" bietet eigentlich alles, was das Herz des Hongkong-Action-Freundes höher schlagen läßt und hätte somit das Zeug gehabt, eines der besten Games für die Xbox 360 zu werden. Doch aller Freude zum Trotz bleibt dem Spiel diese Auszeichnung verwehrt, da leider einige deftige Mängel den Spielspaß trüben. Erstens ist das Spiel lächerlich kurz. Die Unsitte der beschränkten Spieldauer greift ja in letzter Zeit um sich, aber "Stranglehold" schlägt alles. Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ist das Vergnügen nach knapp sechs Stunden schon wieder vorbei. Bei höherer Schwierigkeit aber wird das Spiel nicht länger, sondern lediglich massiv unfairer und sorgt für erhöhten Frustfaktor. Zweitens bietet "Stranglehold" genau null Abwechslung. Die wenigen Spezialfähigkeiten sind spätestens kurz vor der Hälfte freigeschaltet; daher sieht man in der zweiten Hälfte des Spiels zwar beeindruckende Levels, aber sonst rein gar nichts Neues. Drittens sorgt die Gegner-KI immer wieder für Heiterkeit. Manche der Computerschurken stellen sich derart dumm an, daß man versucht ist, zu testen, ob ein Kopfschuß sie tatsächlich töten kann. Wo nichts ist, richtet eine Kugel bekanntlich auch keinen Schaden an.

Für einen entspannten Abend abseits des Familienalltags ist "Stranglehold" aber allemal gut. Nur der Anreiz, das Spiel ein zweites Mal in Angriff zu nehmen, wenn man es einmal durchgespielt hat, ist nicht vorhanden. Daher ist es wahrscheinlich besser, sich das Spiel auszuleihen, als es käuflich zu erwerben.

Benjamin Mann

Stranglehold

ØØØ 1/2

Leserbewertung: (bewerten)

(Midway)

 

erhältlich für: Xbox 360, PC, PS3

Links:

Kommentare_

Zokker - 27.01.2008 : 12.37
Bei mir funktioniert der Autosave nicht, bzw ich kann das Game nicht speichern. Das nervt vorallem darum weil ich schon im 4ten Level war und nun immer von vorne beginnen muss. Hat mir jemand einen kleinen Tipp dazu?
Zokker - 03.02.2008 : 04.18
Habs rausgefunden :-) Das Problem liegt daran dass die Eigenen Dateien nicht auf der C: Partition sind. Stranglehold ist zu doof um einen anderen Pfad als "C:\Dokumente und Einstellungen\Benutzername\Eigene Dateien\Stranglehold" zu checken. Das heisst das SH keinen Ordner anlegt wenn die Eigenen Dateien an einem anderen Ort abgespeichert sind als C:... (Windoof standart)
Tobias Weingart - 02.03.2010 : 21.28
Weiß jemand, wie man das Problem löst? Da ich jetzt knappe vier Stunden gezockt habe und gemerkt habe, dass das Spiel nicht speichert?
Vielen Dank!

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