Kino_Black Hawk Down

Komm, großer schwarzer Vogel

Wenn selbst die vorgeblichen Kriegsgegner heute schon Filme drehen, die aussehen wie Rekrutierungspropaganda für die US Army, dann ist irgendwas faul im Staate Hollywood. Zumal die Amis ja auch diesen Krieg verloren haben ...    22.11.2002

Lange Zeit mußte man sich fragen, ob Ridley Scotts erster (Anti-)Kriegsfilm überhaupt jemals in die heimischen Kinos kommen würde. Nach unzähligen Verschiebungen läuft die Geschichte der 1993 unrühmlich gescheiterten US-Militärintervention in der somalischen Hauptstadt Mogadischu jetzt auch bei uns an. Jener akkurat geplante High-Tech-Einsatz, beim dem zwei Gefolgsleute des berüchtigten Warlords Aidid entführt werden sollten, geriet infolge unglücklicher Mißgeschicke und der arroganten Selbstherrlichkeit der US-Soldaten zu einem wahnwitzigen, 18stündigen Alptraum in einem Hexenkessel, an dessen Ende neben zwei abgestürzten Black-Hawk-Helikoptern auch 18 getötete Amerikaner und unzählige erschossene Somalis standen.

Die authentische Grausamkeit und die - auch für den "moderneren" Kriegsfilm - beachtlich erbarmungslose Darstellung (inklusive abgetrennter Körperteile und verspritzter Hirnmasse) hinterlassen den Kinobesucher letzten Endes unangenehm verwirrt. Ob das an der reichlich überästhetisierten, Breaking-News-erprobten Bildsprache liegt oder an der seltsamen Distanzlosigkeit, mit deren Hilfe über das Weltpolizistenwirken der USA wieder einmal der Mantel des Schweigens gebreitet wird, darüber soll sich jeder sein eigenes Urteil bilden. Letztendlich kann man aber kaum leugnen, daß Scott bei aller Schonungslosigkeit doch näher an den üblichen "Wir waren Helden"-Army-Rekrutierungsfilmchen dran ist, als einem lieb sein kann.

Christoph Prenner

Black Hawk Down

ØØØ 1/2


USA 2001

142 Min.
dt. Fassung und engl. OF
Regie: Ridley Scott
Darsteller: Josh Hartnett, Ewan McGregor, Tom Sizemore u. a.

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