Kino_Film-Tips 9/2007

Im Visier des Bösen

Matt Damon versucht noch einmal, seine Identität zu entschlüsseln. John Cusack verliert langsam den Verstand. Und Kevin Bacon schmeißt die letzten Skrupel weg. Der EVOLVER präsentiert die Grenzgänger des Septemberkinos.    10.09.2007

Christoph Prenner

Das Bourne Ultimatum

(The Bourne Ultimatum)


Worum geht´s?

Um den letzten Teil des Selbstfindungs-(Abenteuer-)Trips des Mannes, den sie Jason Bourne nannten. Um neue Verbündete und alte Feinde. Und darum, daß der Mann auf seiner Mission zwei Stunden und drei Kontinente lang nicht zur Ruhe kommt - und zwar wirklich keine Sekunde.

 

Was kann man sich erwarten?

Den Film, der die Standards fürs Action-Kino im Jahre 2007 setzt. Eine Lehrstunde in moderner High-Energy-Kinounterhaltung und darin, in atemberaubendem Tempo ohne Umschweife die Essenz eines Agententhrillers auf den Punkt zu bringen. Gehalten wird der Unterricht vom immer noch schändlich unterschätzten Paul Greengrass (der hier noch dynamischer und abgeschlackter inszeniert hat als beim zweiten Teil) in nervöser Wackelkamera-Ästhetik - die einem hier aber (wie schon in "28 Weeks Later") nicht Dogma-mäßig auf den Zeiger geht, sondern die rasant runtergespulte Handlung noch intensiver erleben läßt. Bond, schau oba!

 

Wann geht´s los?

7. September

 

Einschlags-Wahrscheinlichkeit: 90 %

Links:

Disturbia


Worum geht´s?

Um einen Teenager, der per Gerichtsbeschluß zu Hausarrest verdonnert wird, nachdem er seinen Lehrer k. o. geschlagen hat. Darum, daß ihm in Mamas Haus aber schnell fad wird - und er beginnt, seine Nachbarschaft mit dem Feldstecher auszuspionieren. Dabei kriegt er nicht nur die fesche Nachbarstochter vor die Linse, sondern eventuell auch einen gesuchten Frauenmörder.

 

Was kann man sich erwarten?

"Das Fenster zum Hof" für die Generation MySpace? So schlimm ist es dann auch wieder nicht. Wenn man milde gestimmt ist, läßt sich sogar über die eine oder andere Plausibilitätsschwäche hinwegsehen und konstatieren, daß Regisseur D. J. Caruso beinahe wieder zur Form seines frühen Geniestreichs "The Salton Sea" zurückgefunden hat. Wie gesagt: beinahe. "Disturbia" ist solides Spannungskino, das nicht weh tut, passabel unterhält, das man allerdings spätestens fünf Minuten nach dem Ansehen auch schon wieder vergessen hat.

 

Wann geht´s los?

21. September

 

Einschlags-Wahrscheinlichkeit: 60 %

Links:

Zimmer 1408

(1408)


Worum geht´s?

Um einen Buchautor, der sich auf paranormale Phänomene spezialisiert hat, obwohl er selbst gar nicht daran glaubt. Um ein verwunschenes, vermeintlich jedem Gast den Tod bringendes Hotelzimmer, das er als Hokuspokus entlarven möchte. Und um die Erkenntnis, daß manche Wände eben doch sprechen können - wenn schon nicht mit Worten, dann halt mit Taten.

 

Was kann man sich erwarten?

Eine weitere Stephen-King-Verfilmung, die man weder anhimmeln noch verteufeln kann - wie zuletzt auch schon "Secret Window" oder "Dreamcatcher". Wiewohl man dieser Adaption einer seiner Kurzgeschichten (die durchaus den einen oder anderen "Shining"-Moment aufweist) zumindest konstatieren muß, daß sie sehr atmosphärisch und bedrohlich beginnt. Doch ab dem Zeitpunkt, an dem man sich freut, daß es nun wirklich losgeht, flaut "1408" unverständlicherweise von Minute zu Minute mehr ab. Viel Effektlärm um nix - da nützt auch ein gewohnt verläßlicher John Cusack als Mini-Nicholson nur mehr recht wenig. Schade drum.

 

Wann geht´s los?

14. September

 

Einschlags-Wahrscheinlichkeit: 55 %

Links:

Resident Evil: Extinction


Worum geht´s?

Um die letzten Tage der Menschheit - zumindest in der Welt, in der Alice gegen Pharma-Zombies kämpft. Um ihren finalen Kampf gegen die Umbrella Corporation also, die weitere Zukunft der restlichen Restmenschen ... ach was, in Wahrheit geht´s doch ohnehin nur darum, Milla Jovovich in knappen Shorts jumpen´n´runnen zu sehen.

 

Was kann man sich erwarten?

Zumindest eine als Zombiefilm verkleidete, laut böllernde Totalpeinlichkeit wie Teil zwei bleibt einem erspart. Und wer etwa Teil eins des Computerspielfilms mochte, der wird wohl auch mit dieser vom "Highlander"-Regisseur umgesetzten Sequel-Fortsetzung rechtschaffen unterhalten werden - vor allem, wo´s Milla diesmal doch gleich in dutzendfacher Ausführung unbekleidet zu sehen gibt.

 

Wann geht´s los?

27. September

 

Einschlags-Wahrscheinlichkeit: 50 %

Links:

Death Sentence - Todesurteil

(Death Sentence)


Worum geht´s?

Um einen biederen Familienvater, dessen ältester Sohn durch einen blöden Zufall Opfer eines tödlichen Gang-Initiationsritus wird. Um besagten Mann, der daraufhin rot sieht, Vergeltung sucht und das schuldige Bandenmitglied gleichfalls zur Strecke bringt. Und um die vielzitierte Spirale der Gewalt, die dadurch erst richtig losgetreten wird.

 

Was kann man sich erwarten?

Sowohl Titel als auch Handlung lassen eine gewisse Nähe zu "Death Wish" erahnen - und tatsächlich entstammen beide Bücher der Feder des Lynchjustiz-Literaten Brian Garfield. Damit hören sich die Gemeinsamkeiten aber auch schon auf. Denn das, was James Wan - der Mann, der uns die "Saw"-Serie eingebrockt hat - aus dem Stoff gemacht hat, ist weder originell noch drastisch, sondern wirkt so, als hätte er sich nicht entscheiden können, ob es ihm nun wichtiger ist, der Geschichte moralische Ambiguitäten einzupflanzen oder doch nur möglichst große Löcher in Wänden zu hinterlassen. Die fade monochrome Optik tut ihr Übriges - da helfen selbst der wieder sehr gute Kevin Bacon sowie ein recht jenseitiger Cameo-Auftritt von John Goodman gar nichts mehr.

 

Wann geht´s los?

14. September

 

Einschlags-Wahrscheinlichkeit: 40 %

Links:

Was sonst noch anläuft ... in aller Kürze


Shoot ´Em Up (21. September)

Seit "Snakes On A Plane" war ein Titel wohl nicht mehr so Programm wie in diesem überdrehten Actioner, in dem Clive Owen (inspiriert von einer Szene aus John Woos "Hard Boiled") einen gesamten Film lang ein Neugeborenes mit Klauen und Zähnen - vor allem aber mit einer Wagenladung Waffen - vor (ausgerechnet) Paul Giamatti beschützen muß.

 

Der Date Profi (21. September)

Billy Bob Thornton soll als Alpha-Männchen einer Klasse mit lauter Waserln (darunter "Napoleon Dynamite" Jon Heder) mittels drastischer Methoden zu mehr Eiern verhelfen. Leider nicht halb so gut, wie´s in der Theorie klingt - "Fight Club" in der Light-Version, und dann noch drei Mal verdünnt.

 

Hallam Foe - This Is My Story (28. September)

Und noch einmal eine Spechtler-Story mit Adoleszenz-Bezug. "Billy Elliot" Jamie Bell beobachtet als Problem-Teenager über den Dächern Edinburghs das Leben anderer Menschen - das aber wenigstens zur Musik von Franz Ferdinand.

 

Wächter des Tages (21. September)

Mit mächtig Marketing-Getöse ins Kino gehievte Fortsetzung des obskuren und auch überschätzten russischen SF-Fantasy-Theaters "Wächter der Nacht". Aber bevor wir uns da nun wieder reinzusteigern versuchen: Worum ging´s damals eigentlich schnell noch mal?

 

Links:

Kommentare_

steffi - 10.09.2007 : 19.59
also das burne ultimatum ist total langweiler mist.
total viele logikfehler, unglaubwuerdige szenen ohne ende, ueberzogene stunts, immer ist klar wer gut wer boese ist, keine ueberraschungen: es ist alles total vorhersehbar!
der film bekommt von mir ne 4- (schulnote)
gaeeeehn!
cp - 11.09.2007 : 02.49
also, wer agentenfilme auf so langweilige parameter wie logik oder glaubwürdigkeit abklopft, hat das genre nicht verstanden - sozusagen "total" nicht. überhaupt: gibt's was öderes als filme erbsenzählerisch auf vermeintliche fehler (die in wahrheit meist eh nicht mal welche sind) abzuklopfen während zur gleichen zeit ein film mit wahnwitzigem tempo vorbeirauscht, der ohnehin recht unverhohlen auf einen gefinkelten plot scheißt - zugunsten von atmosphäre und dynamik? außerdem: ist die zeit der aufgesetzten story-twists nicht ohnehin schon länger ziemlich vorbei?
der aufdecker - 13.09.2007 : 13.12
mister arrogant in höchstform! :)
wie kann man ein wort wie logik das attribut langeweile zuschreiben...? logik kann schlüssig oder nicht schlüssig sein, aber nicht langweilig!
Dr. Trash - 13.09.2007 : 16.14
"wie kann man ein wort wie logik das attribut langeweile zuschreiben...?"
Ohne daß ich auf die laufende Diskussion eingehen will - aber eines frage ich mich bei diesen Kommentaren doch immer: Können die jeweiligen Autoren sich nicht ein wenig Zeit nehmen, bevor sie ihre Wortmeldungen abschicken? Zum Beispiel, um ordentlich deutsch zu lernen? Was soll das heißen: "wie kann man ein wort wie logik das attribut langeweile zuschreiben"? Hat das ein Computer verfaßt? Und seit wann ist "Langeweile" ein Attribut? Haben wir an dem Tag, als die Attribute durchgenommen wurden, vielleicht gefehlt?
Es ist ein Trauerspiel - meint
der Doc
cp - 13.09.2007 : 19.10
einmal abgesehen von sprachlichen fehlern ist das posting auch inhaltlich mangelhaft: ob man den parameter logik in filmen nun langweilig, interessant oder sonstwas findet, hat rein überhaupt nichts damit zu tun, ob die logik an sich nun gegeben ist oder nicht.
was eine sichtweise, die der eigenen nicht entspricht, außerdem mit arroganz zu tun hat, wüßte ich auch gern.
der aufklärer - 16.09.2007 : 02.08
arroganz hat natürlich nichts damit zu tun ob ich deine meinung teile oder nicht. viel mehr geht es mir darum, in welcher art und weise du auf postings antwortest. ich finde die folgende von dir verfasste textzeile strahlt eine herablassende arroganz aus:
also, wer agentenfilme auf so langweilige parameter wie logik oder glaubwürdigkeit abklopft, hat das genre nicht verstanden - sozusagen "total" nicht.
dabei beziehe ich mich vor allem auf deinen nachsatz. kann schon sein dass agentenfilme nicht immer logisch sein müssen. den nachsatz - total nicht- hättest du dir allerdings sparen können. das hört sich so herablassend und besserwisserisch an.
es wurde nie in frage gestellt ob die logik gegeben ist oder nicht. viel mehr wurde in frage gestellt ob logik an sich langweilig sein kann. wenn man das rein auf die mathematik umlegen würde gibt es sowas nicht....insofern ist mein posting inhaltlich nicht mangelhaft.
@dr. trash: du hast natürlich recht dass langeweile kein attribut ist. finde es nur schade, dass du nichts konstruktiveres zur diskussion beitragen kannst. aber viell. bist du ja ein deutschlehrer der außer auf rechtschreibung keinen wert auf andere kriterien legt (inhalte zählen ja heutzutage- wie man auch in vielen kinofilmen, bei politikern etc. sehen kann nicht mehr). ja es ist ein trauerspiel....
Dr. Trash - 16.09.2007 : 09.46
Verehrter Herr Aufdecker oder Aufklärer (Sie müssen sich da innerlich einmal einig werden)!
Wie ich dem an mich gerichteten Ende Ihres letzten Beitrags entnehme, können Sie nicht nur schreiben, sondern auch nicht lesen. Ich habe in meinem Kommentar nämlich deutlich geschrieben "Ohne daß ich auf die laufende Diskussion eingehen will ...", also stößt ihr Vorwurf, daß ich mich nicht auf Inhalte beziehe, genau dorthin, wo er hingehört - nämlich ins Leere. Ich bin kein Deutschlehrer (Gott sei Dank; sonst müßte ich angesichts dessen, was heute in den Schulen, auf den Straßen, in den Medien und im Internet an hirnloser Spachvergewaltigung praktiziert wird, den großflächigen Einsatz von Neutronenbomben anordnen), aber ich bin sehr wohl der Ansicht, daß jemand, der sich formal nicht richtig auszudrücken versteht, auch inhaltlich nicht ernstzunehmen ist. Und, wie man ihren Beiträgen sieht: QED (das müßte ja gerade jemand, der von Logik angeblich soviel hält, unterschreiben können).
Weiters möchte ich mich auf keine inhaltliche Diskussion zu dem Thema einlassen, da ich A. den Film nicht gesehen und es mir B. zur Regel gemacht habe, mit Studenten nicht zu diskutieren, weil das ungefähr so sinnvoll ist wie mit dem Kopf einen halben Tag gegen die Wand zu schlagen.
In diesem Sinne: Dr. Trash
Strangelove - 16.09.2007 : 16.19
Also darf ich als jemand, der sich gern im Lösen von Denksportaufgaben versucht, Logik auch nicht anregend finden - weil das mathematisch nicht möglich ist? So ein Bledsinn ...
cp - 16.09.2007 : 20.48
das, was mir nun schon zum wiederholten male als arroganz angedichtet wird, ist in wahrheit nichts mehr als ein kleiner seitenhieb auf die inflationäre verwendung des nicht sonderlich aussagekräftigen wörtchens "total". man darf sich also wieder abregen.

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