Russian Ark
ØØØ 1/2
(Russkij kovcheg)
Rußland/D 2002
96 Min.
dt. Fassung und russ. OmU
Regie: Alexandr Sokurov
Darsteller: Sergei Dontsov, Maria Kuznetsova u. a.
Drei Jahrhunderte russischer Geschichte in einer einzigen Einstellung - erzählt von Alexandr Sokurov, mit der Steadicam eingefangen von Tilman Büttner. 15.09.2003
"Wurde all das für mich inszeniert?" fragt der namen- und gesichtslose Protagonist zu Beginn zweifelnd, bevor wir ihn und einen schrulligen Marquis bei ihrem Gang durch die St. Petersburger Eremitage begleiten, drei Jahrhunderte russischer Geschichte durchqueren, durch ein Meer an Episoden, Fragmenten und Szenen streifen oder anhalten, weil uns historische Persönlichkeiten oder Gemälde eine Story zu erzählen haben.
Nun wäre all das aber noch kein Review in Ihrem Lieblingsmagazin wert, wenn da nicht noch ein Faktum wäre, das Regisseur Sokurovs Werk so einzigartig macht: Der gesamte Film wurde in einem einzigen durchgängigen Take gedreht; die Dauer dieses längsten Shots der Kinogeschichte ist somit auch die Dauer des Films selbst.
Ob dieser vom technischen bzw. logistischen Standpunkt gewiß eindrucksvolle Parforceritt (realisiert an einem einzigen Nachmittag und nach siebenmonatigem Trockentraining von "Lola rennt"-Kameramann Büttner) cinematographische Revolution oder unschlüssiges Experiment, opulente l´art pour l´art oder radikaler Gegenentwurf zum Schnelle-Schnitte-Fetisch des Gegenwartskinos ist, wird wohl allein die Geschichte beantworten müssen. Denn bestimmt ist sie blendend inszeniert, diese russische Arche, prunkvoll ausgestattet, sich ihrer eigenen Bedeutungsschwere allzu bewußt und dabei packender als ein History-Schinken mit Depardieu. Zum Schluß muß aber doch die Frage gestellt werden dürfen, ob denn hier letztendlich nicht doch Stil über Substanz gesiegt hat.
Russian Ark
ØØØ 1/2
(Russkij kovcheg)
Rußland/D 2002
96 Min.
dt. Fassung und russ. OmU
Regie: Alexandr Sokurov
Darsteller: Sergei Dontsov, Maria Kuznetsova u. a.
Im finalen Teil der EVOLVER-Festival-Berichterstattung müssen sowohl Woody Harrelson als auch Mads Mikkelsen mit einem ihnen feindlich gesinnten Umfeld fertig werden - freilich aus ganz unterschiedlichen Gründen. Hereinspaziert in "Rampart" und "Jagten".
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Bleibende Eindrücke der ersten Viennale-Tage: Die akribische Doku "Room 237" zerlegt "The Shining" in alle Einzelbilder, die große Matthew-McConaughey-Schau "Killer Joe" dafür Hendln in mundgerechte Portionen.
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Daß das /slashfilmfestival im Wiener Filmcasino eine gar nicht genug zu lobende Bereicherung der heimischen Kinolandschaft darstellt, hat sich längst herumgesprochen. Der EVOLVER stellt ausgewählte Glanzlichter des dritten Durchgangs vor.
Das dritte und letzte Kapitel unserer Viennale-Berichterstattung steht im Zeichen der Unruhe vor dem Sturm - und damit der beeindruckendsten Arbeit des Festivals: "Take Shelter".
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