Musik_Aphex Twin - 26 Mixes for Cash

Come to Daddy

Natürlich arbeitet Richard D. James für Geld - schließlich ist er kein spätpubertärer Idealist mehr, der im Schlafzimmer an den Knöpferln des Notebooks der Frau Mama dreht. Manche Konsumenten fühlen sich aber verunsichert, wenn ein Künstler zugibt, daß er dem Götzen Mammon frönt.    24.03.2003

"Ich war jung und brauchte das Geld."

Titelmäßig scheint sich Richard D. James alias Aphex Twin augenzwinkernd an die elektronische Gemeinde zu wenden. Es gilt ja immer noch als subversiv, wenn "kultige" Undergroundler dem zahlungskräftigen Indie-Mainstream mit ausgewiesen "schrägen" Remixes Street-Credibility und innovative Reputation verpassen - und im Gegenzug dafür endlich Geld sehen. Neidlos gönnt man dem im Pressetext launig als "Alphatier der Electronica" titulierten Mr. James, daß er sich mit brachialer Experimentalelektronik mittlerweile einen funktionstüchtigen Panzer vorm Eigenheim leisten kann. Bei "26 Mixes for Cash" rührt sich aber der Verdacht, daß die Cashcow für Warp nicht nur der Mainstream, sondern auch der p.t. Musikkonsument ist. Doch der kauft selbst im Spätkapitalismus nicht bloß die Marke, sondern eine kreative Idee. Und die fehlt hier öfter.

Ausgewalzt auf eine Doppel-CD, finden sich hier 26 ziemlich lieblose Adaptionen, die Aphex Twin zumeist nach Schema F mit seinem sonst so faszinierendem Trademark-Sound durchnudelte. Verständlich, daß sogar einem genialischen Geist beim Material von Phillip Boa und den Fantastischen Vier die Ambitionen fehlen, aber auch bei NIN, Seefeel, St. Etienne und Philip Glass kommt wenig rüber. Nach dem eher anstrengenden Outtakes-Album bleibt zu hoffen, daß Warp hiermit nun endgültig jeden Schnipsel seines Stars vermarktet hat und bald ein reguläres Werk nachschießt. Das hier brauchen nur Aphex-Aficionados mit Komplettheitsanspruch.

Klara Musterfrau

Aphex Twin - 26 Mixes for Cash

ØØØ


Warp/Zomba (GB 2003)

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