Musik_Autolux - Future Perfect

Zorniger Zucker zum Neuanfang

Drei Alternative-Rock-Veteranen lassen den 90er-Noise-Pop wiederaufleben - mit verzerrtem Gitarrenwahnsinn, anmutigen Melodien und allem, was sonst noch dazugehört.    23.08.2005

Greg Edwards, Eugene Goreshter und Carla Azar heißen sie, aus der Stadt der Engel kommen sie und eine bewegte Vergangenheit haben sie hinter sich. Allen voran natürlich Multi-Instrumentalist Edwards, der Mitte der Neunziger mit den fantastischen, in unseren Breitengraden leider immer etwas untergegangenen Failure schon einmal miterleben musste, wie eine verheißungsvolle Band an ihrem Zenit an Ego- und Drogenproblemen zerbrechen kann. Während seine ehemaligen Bandkollegen als Produzenten reüssierten (Ken Andrews u. a. für Jack Blacks Tenacious D) oder bei Alternative-Rock-Großprojekten anheuerten (Troy van Leeuwen bei A Perfect Circle) zieht Edwards nach jahrelangen Anlaufschwierigkeiten nun mit Autolux sein eigenes Projekt durch.

Für ihr Debütalbum "Future Perfect" haben sie dann auch gleich auf DMZ Records, dem Plattenlabel der Coen-Brüder unterzeichnet (das das Album aber in Europa weiterlizensiert hat). Man will sich schließlich nicht mit halben Sachen aufhalten. Schon gar nicht bei der Musik: Meterhoch werden da brachiale Gitarrenwälle aufgezogen und wieder zum Einstürzen gebracht, um aus den Trümmern melodiegezuckerte Lullabyes hervorzuziehen. Auf verquere Art glamourös und hypnotisch ist das, aber bisweilen auch sehr klaustrophobisch und ziemlich weit draußen. Man wird sehen, wie sich dieses so komplett gegen jeden Zeigeistkamm geschorene Projekt mit all seinen Referenzen an My Bloody Valentine, The Jesus & Mary Chain und Sonic Youth behaupten wird können. Eine perfekte Zukunft würde man ihnen wegen unwiderstehlichen Ohrwürmern wie "Here Comes Everybody" oder "Angry Candy" auch über den Albumtitel hinaus gönnen.

Christoph Prenner

Autolux - Future Perfect

ØØØØ


Full Time Hobby/Ixthuluh (USA 2004)

 

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