Musik_Compilation Control Vol. 3

Kompakter Zukunftsglaube

Read all about it: eine Jubiläumsausgabe der Techno-&-mehr-Hausmacht Kompakt, ein zukünftiges Standardwerk des Abstract HipHop und ein All-Star-Aufgebot von Klein Records.    10.08.2004

 

Christoph Prenner

V/A - Kompakt 100

ØØØØ


Kompakt/Ixthuluh (D 2004)

 

Wer hätte sich das gedacht? Kompakt ist 100. Anfangs noch - wie das bei der durchschnittlich geringen Lebenserwartung von Dance-Imprints so häufig der Fall ist - als temporäres Phänomen abgetan, sicherte sich das Kölner Label längst seinen (zum größten Teil) wohlverdienten Leitwolfstatus in der deutschen Minimalszene. Von jeher auf starkes Branding - insbesondere, was die visuelle Ästhetik (Kreise, bunt) betrifft - abzielend, gelang die Positionierung einer ziemlich originären Corporate Identity, die zuweilen selbst US-Musikjournalisten auf Zuordnungen wie "Kompakt-ish" zurückgreifen läßt, wenn es um die Beschreibung minimal dahingleitender bis daherstampfender Musik gehen soll. Eben diese Klammer aus Ambient, Minimal Techno, Pop oder was auch immer greift auch bei Kompakts 100. Veröffentlichung (Doppel-CD bzw. Vierfach-Vinyl), die einen Rückblick in Form von Neuinterpretationen, Remixes und Redefinitionen des Label-Katalogs bietet. Das kann dann - wie erwartet - flauschig-tanzbar (Thomas/Mayers Remix von Ulf Lohmanns "Because"), herb Acid-gereift (DJ Koze bzw. Reinhard Voigts "Zu dicht dran"), avantgardistisch-minimal oder auch Camp-infiziert schaffelnd (Justus Köhnckes MashUp von T-Rex´ "Hot Love" und Freilands "Frei") werden. Entzückend ist es aber immer. Auf die nächsten 100!

 

Namen? (neben den oben genannten) The Orb, Jürgen Paape, The Modernist, Dettinger, Superpitcher, Schaeben & Voss u. a.

 

Links:

V/A - Futurism Ain´t Shit To Me

ØØØØØ


Kyo/Ixthuluh (D 2004)

 

Man könnte diese Rezension sehr kurz halten, in etwa so: "Kaufen Sie diese Compilation. Sie werden dieses Jahr keine bessere finden."

Zumindest nicht, wenn Ihre Hörgewohnheiten nur einigermaßen regelmäßig in HipHop und Artverwandtem Zuspruch finden und Sie dabei nicht gleich an halbe Dollars/Hemden oder spätpubertäre Maskenträger aus Berliner Wohnbaracken denken müssen. Wenn Ihnen - und hiermit sei zu dieser Compilation übergelitten - die Zukunft der HipHop-Beatbauerei nicht scheißegal ist. Kyo, ein Sublabel von Kitty-Yo, setzt sich auf seiner ersten Veröffentlichung das Ziel, dem, was da in den letzten Jahren weltweit an Querdenkeransätzen verwirklicht wurde, ein Monument zu errichten. Das reicht von den Werken renommierter Größen wie Antipop Consortium oder Gonzales bis zu spannenden Neuentdeckungen à la Hanno "Static" Leichtmanns Projekt White Hole oder den Shadow Huntaz, von Clicks´n´Cuts (Prefuse 73, Dabrye) über Baß-Brachialität (Dälek) bis hin zu Dub (Meteorites, Pole) und IDM-Infiziertem (The Bench). Gemein ist ihnen allen ein ungebremster Forscherdrang, der aber nie anstrengend, sondern sowohl hochgradig faszinierend als auch funktional sein darf, ohne dabei Konzessionen an die Baggy-Pants-Fraktion dieses Planeten eingehen zu müssen. Zukunftsmusik eben.

 

Namen? (neben den oben genannten) Funkstörung, Gold Chains, Dwayne Sodahberk, Chris de Luca & Peabird, Aesop Rock u. a.

 

Links:

V/A - Klein Records All Stars Vol. 1

ØØØ 1/2


Klein Records/Soul Seduction (Ö 2004)

 

Ebenfalls nicht im (hier: ewigflauschigen) Gestern hängengeblieben (wie leider einige andere hiesige Labels) sind Klein Records. Im Bestreben, im Post-Downbeat-Wien den eigenen hohen Ansprüchen gerecht zu werden, wurde das Artist-Programm in den vergangenen Jahren konsequent auf Diversifizierung ausgerichtet. Das brachte mit "Pressure", dem Meisterwerk von Kevin Martins Abstract-Ragga-Projekt The Bug, dem mit Abstand besten österreichischen Album des letzten Jahres ("I-Wolf Presents Soul Strata") und einem unwiderstehlichen Clubhit (Seelenlufts "Manila") reichlich Renommee, und das weltweit.

"Klein Records All Stars Vol. 1" bietet neben (teils unveröffentlichten) Tracks der Obenerwähnten auch einen Ausblick auf kommende Attraktionen, wie etwa Stratus oder die Kollaboration von Stereotyp und dem Al-Haca Soundsystem. Gelungen.

 

Namen? (neben den oben genannten) Mika, Princess Him, Sofa Surfers, Mum u. a.

 

Links:

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