Musik_Corker Conboy - Radiant Idiot

Schicksal, mit feuchten Händen ankriechend

Wo Idioten strahlen, wo Gitarre und Beserlschlagzeug gefrorene Elektronikwelten zum Schmelzen bringen, dort sind auch diese beiden Studiofüchse und ihre Klangträume zu finden.    07.05.2004

Elektroakustische Entdeckungsreisen, Part 376. Auch auf ihrem zweiten Werk nehmen sich die beiden Bomb-The-Bass-Mitstreiter Adrian Corker und Paul Conboy alle Zeit der Welt und obendrein noch allerhand Studioprominenz (Radiohead-Streicherarrangeur John Mathias, Can-Producer John Podmore), um ihre verzärtelt um die Skelette von Post-Rock, -Folk und –Ambient rotierenden Instrumentalepen in Breite, Tiefe und Ferne gleichermaßen aufgehen zu lassen. "Radiant Idiot" (ein strahlender Dummkopf also) könnte in all der krautigen Gemächlichkeit, mit der sich Synth-Melodietupfer, Beserlschlagzeug, Vibraphon und als elementares Element die Akustikgitarre entfalten, am etwas unkonzentrierten Zuhörer vorbeiziehen, ohne daß dieser es groß bemerkte.

Wer den zerbrechlichen Stücken aber etwas mehr Zeit, Aufmerksamkeit und Liebe zu schenken bereit ist, dem wird sich ein wahrer Wunderkasten an unvergeßlichen Augenblicken öffnen. Allein der wahrhaft göttliche Trompetenschönklang, in dem "Portland Grove Am" kulminiert (man stelle sich das mal lieber gar nicht zu einem Sonnenuntergang am Strand vor), entschädigt für mindestens die letzten beiden Tortoise-Alben. "Radiant Idiot" hat sehr viele dieser Momente. Man muß sie nur entdecken wollen.

Christoph Prenner

Corker Conboy - Radiant Idiot

ØØØ 1/2


Vertical Form/Soul Seduction (GB 2004)

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