Musik_DFA 1979 - You're A Woman, I'm A Machine

Post-Punk mit Blut an den Händen

Nackenhaare stehen, es dampft aus allen Körperöffnungen. Zwei kanadische Wahnwitzbengel zelebrieren die hohe Kunst knalligen Vollkontaktkrachs. Und brauchen noch nicht mal Gitarren dafür.    20.07.2005

Reduktion wird einem heutzutage ja schon an jeder Straßenecke als Essenz effektvollen Rockens anempfohlen, wenn es mal wieder darum geht, die nächste zu Garagen-Rockern konvertierte Boygroup an den Plattenkäufer zu bringen. Mit pseudoauthentischen Retro-Gesten haben Sebastien Grainger und Jesse F. Keeler allerdings wenig zu schaffen. Allein schon ihre Vorgeschichte: Im Gefängnis lernten sie sich - angeblich - einst kennen und nun leben sie - noch mehr angeblich - gemeinsam in einer Torontoer Bestattungshalle. Irgendwann gründen sie eine Band, taufen sie Death From Above, werden daraufhin von James Murphys gleichnamigem Plattenlabel verklagt und müssen sich umbenennen (nicht ohne Murphy dafür öffentlich zum Teufel zu wünschen).

Musik wird aber auch noch gemacht - und was für welche. Wo die White Stripes bereits auf Gitarre und Drums abspeckten, gehen die beiden Kanadier auf ihrem (endlich auch in unseren Breitengraden, mit einer Bonus-CD veröffentlichten) Debütalbum "You're A Woman, I'm A Machine" noch weiter und tauschen gleich Gitarre gegen Bass aus. Übrig bleibt sozusagen analoger Drum 'n' Bass oder einfach nur eine Rockband, die ohne Klampfe mehr rockt als 90% der Kollegen mit. Roh und unberechenbar moshen sich DFA 1979 und ihr Rasiermesser-Punk durch Blut, Schweiß und Bierlache, taumeln endorphintrunken in ein neues Morgen. Nachzuprüfen am aufreizend ekstatischen "Blood On Our Hands", am verwegen rockenden Opener "Turn It Out" oder an der intensiven Semiballade "Black History Month". Oder an sonst einem der elf Tracks, von den jeder Killer und keiner Filler ist. Ein Meilenstein, nothing less.

Christoph Prenner

Death From Above 1979 - You're A Woman, I'm A Machine

ØØØØØ


Last Gang/679 Recordings/Warner (Kanada 2004)

 

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