Elliott Smith - From A Basement on the Hill
ØØØØ 1/2
Domino/edel (USA 2004)
Und wieder einer von uns gegangen ... Natürlich wieder einer, den es viel zu früh erwischt hat. Aber es trifft ja immer die Begabten und die Guten. Farewell, Mr. Smith! 30.11.2004
"Take care of your heart" gab Earlimart-Sänger Aaron Espinoza in "It´s OK to Think About Ending" (auf deren hierzulande leider bisher nicht veröffentlichten Album "Treble & Tremble") Elliott Smith mit auf den Weg. Espinoza war Smiths Freund und Nachbar.
Am 21. Oktober 2003 rammte sich Elliott Smith ein Messer ins Herz - mit gerade einmal 34 Jahren. "From A Basement on the Hill" ist nun sein Vermächtnis, ein eigentlich als Doppelalbum konzeptioniertes sechstes Werk, das nun ein Jahr nach Smiths Tod und posthumer Bearbeitung durch seinen langjährigen musikalischen Wegbegleiter Rob Schnapf veröffentlicht wird.
Um es kurz zu machen: Es bricht einem wirklich fast das Herz. Wenn man hört, wie es diesem über die Maßen begnadeten Songwriter nicht und nicht gelingt, den inneren Dämonen beizukommen. Wenn man hört, wie sich die Momente der Affirmation immer wieder von jenen der nackten Verzweiflung einholen und unterkriegen lassen. Wenn man hört, zu welch überlebensgroßen Schönheiten Smith fähig war. "Pretty (Ugly Before)" etwa: Lebensbejahung in großen Lettern und damit der perfekte Popsong, den man dieses Jahr kein zweites Mal finden wird. Dem direkt gegenüber steht "King´s Crossing", ein üppig instrumentiertes Prog-Pop-Vehikel, bei dem Smith im Gegensatz dazu mit all seiner Selbstverachtung kaum hinter dem Berg halten kann: "I can´t prepare for death any more than I already have", heißt es darin, und: "Give me a good reason not to do it". Schluck.
Zerrissen ist es wie Smith selbst, dieses Album. Ungefiltertem Fatalismus folgt Einfühlsamkeit, nach aufgedonnertem Theater hört man zarte Akustikgitarren, Ohrwurm steht neben auditivem Hindernisparcours, Engel neben Dämon, Himmel neben Hölle - und oft alles zusammen.
Letztendlich schlug das Pendel doch in Richtung der Selbstzweifel und Ängste aus. Was bleibt, ist ein Werk, das - wiewohl es sich wie die Vorgänger "Either/Or", "XO" oder "Figure 8" nie zu einem homogenen Ganzen zusammensetzen läßt - nicht entfernter davon sein kann, ein B-Seiten- oder Resteverwertungsalbum zu sein. Denn dafür sind die Stücke ganz einfach zu erhaben, war Smith zu sehr kreative Ausnahmeerscheinung. Man mag sich gar nicht ausmalen, wie gut dieses Album im fertiggestellten Zustand geworden wäre. Schon in dieser Form ist es nichts weniger als ein zukünftiger Klassiker.
Elliott Smith - From A Basement on the Hill
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Domino/edel (USA 2004)
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