Enon - Hocus Pocus
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Touch and Go/Trost Records (USA 2003)
Das Land ist trüb geworden, die kargen Sonnenstrahlen sehen aus wie Neutronenbombenpilze. Zwischenmenschliche Tändeleien braucht man jetzt am wenigsten. Oder doch? 17.11.2003
Wer soll das Gegengift zu Kollektivtrübsal und klassisch Bernhard-geschulter Zimmeronanie werden? Enon sind so ein Antidote, ein genüßliches Vergnügungsgift, das einem Birne, Herz und Geschlechtsrost freischüttelt. Großspurige, Britdandy-geschulte Popismen von Bowie, Kinks bis zur Bonzo Dog Band, Songwriter-Kunst (allein "The Power of Yawning"...), von der sich ein Edwyn Collins noch ein Scheiberl Weltzynismus und Trällergenius abschneiden darf. Frankophiles Breitwandtirilieren von so essentiellen Weltdetails wie dem Cruisen auf der Champs Elysées mit wechselnden Geschlechtspartnern, dazugehörigen Jet-Set-Sonnenbrillen und der Weltradio empfangenden Austin-Powers-Rolex.
Und das alles schockgedämpft in einem gerüttelt Maß Garagen-Rifferei und serviert auf einem Zartbouquet aus fast experimentellen Sequencern, Schlagwerk und schrotklirrenden Plunderphonics. Ach ja - wurde schon erwähnt, daß dazu Ex-Blonde-Redhead-Chanteuse Toko Yasuda die betörendste Nippon-Göre on Vox gibt, die sich der Euro-Otaku in seinen extremsten Fieberträumen nicht zu erträumen wagte? Und daß Band-Mastermind John Schmersal mit Enon direkt an die ziemlich geniale Vorgängerpartie Brainiac anschließt, die bereits vor einem Jahrzehnt das Kapitel Elektro-Rock weitaus tragfähiger auf den Mittagstisch krawallte, als es heutige Hype-Genossen wie The Faint, Chicks on Speed oder House of Fix vermuten lassen? Indie-Rawk´s never been this sexy. Also ab damit ins Kuschelverlies. Die Herzensschänder warten.
Enon - Hocus Pocus
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Touch and Go/Trost Records (USA 2003)
Das Prinzip der Rache ist eine der elementarsten Lebenserfahrungen, schneidet erfrischend hemmungslos durch Gesellschaftsauftrag und PC-Behaviorismus. Nichts ist entsprechend logischer, als "Medea" - das "Revenge Epic No. 1" - mit Häftlingen hinter Zellenmauern zu inszenieren.
What a Fuck! Gerödel und Geruckel von wahrhaft historischem Wert, zusammengefangen in einer in jedem Sinn erschöpfenden Monsterladung Kopulationsfilm.
Die Zukunft ist Crossbreeding, also Querpuderei - gesellschaftlich, körperlich und kulturell. Das größte Balkan-Musikfestival macht´s auch ohne EU-Verordnung schmackhaft.
Duck you, Sucker! Der Schlamm menschlicher Niedertracht fliegt tief: sexy Sozialpornographie, verliebt flatternde Mongoloidenherzen und die Wiedergeburt der Virgin Prunes.
Eine theatralische Abrechnung mit der selektiven Ausmerzung unwerten Lebens in der Nazi-Ära. Statt aufklärerischem Thrill regiert jedoch der bigott jenseitige Zeigefinger.
Halbgott sei bei uns! Pissposeure wie Darkness und die Strokes mögen zwar die Alternative-Charts beeindrucken, aber nicht den Freund von Orgel und Headbang-Gitarre.
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