Musik_Ghost Cauldron - Invent Modest Fires

Schleppbeat Noir

Und neues Leben blüht aus den Ruinen. Dieser schöne Leitspruch funktioniert auch noch, wenn man ihn dazu benützt, das fad gewordene TripHop-Genre zu atomisieren und dann neu zusammenzubauen.    19.05.2003

Umherirrende dunkle Schatten, fahles Mondlicht und mitternächtliche Schwermut. Mauerdicke Rauchschwaden liegen über regennassen Mean Streets. Ein Hexenkessel der Geister. Musik und die Bilder und Welten, die sie evoziert. Entfremdete, endzeitliche Welten im Fall von "Invent Modest Fires", dem Debüt von Ghost Cauldron, das wiederum das neue Projekt von Ex-Terranova-Mitglied Kaos ist. TripHop ist tot, Kaos hat ihn zerhackstückt, Leerstellen beseitigt und ihn im Stadium des Eklektizismus in eine neue Souveränität übergeführt.

Und plötzlich ist all das wieder da, das gut und frisch war anno dazumal. Die schweren, schleppenden Beats, die bizarren, düsteren Klangteppiche - Obacht vor dem orientalisch eingefärbten Überstück "Midnight Vapor" - treffen auf die mürrisch-futuristischen HipHop-Tomahawks des Anti-Pop Consortiums und in Form einer Kooperation mit Sänger Nick Taylor auf ein neues, DJ Muggs "Dust"-Album ähnlichem Selbstverständnis von Songwriting. Da darf dann schon gestaunt werden über so viel nahtlose Wandlungsfähigkeit und gern der Mantel des reuigen Schweigens gelegt werden über zwischenzeitlich kredenzten Space-Rock-Unsinn ("Garage Beat"). Enigmatisch, fesselnd, gut.

Christoph Prenner

Ghost Cauldron - Invent Modest Fires

ØØØØ


!K7/Soul Seduction (D 2003)

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