Head Automatica - Decadence
ØØØ 1/2
Warner (USA 2004)
Do the decadence: Glassjaw-Sänger Daryl Palumbo begibt sich gemeinsam mit der HipHop-Produzenten-Koryphäe Dan The Automator auf die Suche nach dem "electronic cock-rock". 27.01.2005
Das einstmals Aufbruch und Innovation versprechende Zusammentreffen der Giganten Rock und HipHop ist ja eigentlich schon längst als ein einziges großes Mißverständnis auf dem Friedhof der Musikgeschichte sechs Fuß tiefergelegt worden. Als Totengräber fungierten dabei Vollzeitnervensägen wie Limp Bizkit oder Linkin Park (By the way: Was hat sich eigentlich der relativ unstreitbare Rap-Zampano Jay-Z dabei gedacht, mit zweiteren ein "Mash-Up"-Album aufzunehmen? Geldnot wird's ja kaum gewesen sein ...).
Skepsis war also angebracht, als ein gemeinsames Seitenprojekt von Daryl Palumbo, dem Vokalisten der Post-Hardcore-Heroen Glassjaw, und dem umtriebrigen HipHop-Producer Dan "The Automator" Nakamura (u.a. Mitglied der Handsome Boy Modeling School und der Gorillaz) angekündigt wurde. Doch "Decadence", das Debütalbum von Head Automatica beseitigt diese Zweifel schneller als man "Rap-Metal" sagen kann. Denn den findet man darauf mit Sicherheit nicht. Schon eher etwas, das sich laut Eigendefinition der beiden "electronic cock-rock" nennt, das man aber schlicht und einfach auch als Party-Rock beschreiben könnte. Oder als Disco-Rock. Meint: mit dem derzeit angesagten spartanischen und reduzierten Geschraddel diverser "The"-Bands haben Head Automatica herzlich wenig am Hut. Mit der Konzeptstrenge von Glassjaw noch weniger.
Vielmehr gilt: Anything goes, solange es Spaß macht, bunt glitzert und am besten auch noch Sex-Appeal hat. Daß sich aus dem heftig tanzbaren (und dabei weniger als erwartet beat- und elektroniklastigen) Gemisch aus Rock, Punk, Disco und Funk auch noch einige tendenziell fürs Mainstream-Radio taugliche Tracks empfehlen, dürfte die Erfolgsaussichten der New Yorker Kreuzüber-Bastelgemeinschaft auch nicht gerade schmälern. Unverschämte Ohrwürmer wie "Beating Heart Baby", "The Razor" oder das absolut unwiderstehliche "Dance Party Plus" (Name ist Programm) legen die Meßlatte für ähnliche Musikentwürfe schon einmal denkbar hoch. Daß ob des hohen Niveaus selbst andere "Decadence"-Albumtracks schnell zum semi-spektakulären Füllmaterial geraten: geschenkt. Denn so hochenergetisch und sexy hat man schon länger nicht mehr abgerockt.
Head Automatica - Decadence
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Warner (USA 2004)
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